Stimmzettel zur Bundestagswahl
Bei den in einem Internetvideo sichtbaren Briefwahlzetteln, auf denen die AfD nicht gelistet ist, handelt es sich laut Landeskriminalamt um Fälschungen. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / photothek

Ermittlungen zu Videos Gefälschte Stimmzettel in Leipzig offenbar Teil einer russischen Fake-Kampagne

22. Februar 2025, 06:04 Uhr

Nachdem Anfang der Woche Videos kursierten, die angeblich fehlerhafte Stimmzettel zum Nachteil der AfD in Leipzig zeigten, haben Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen. Schnell war klar, dass es sich um Fälschungen handelt. Nun gibt es auch Hinweise darauf, woher die Desinformationen stammen könnten.

Die Videos mit gefälschten Leipziger Stimmzetteln sind nach Informationen der deutschen Sicherheitsbehörden Teil einer russischen Desinformationskampagne. Konkret lägen Erkenntnisse vor, die auf "einen Bezug zu der mutmaßlich russischen Kampagne 'Storm 1516' hindeuten, weil die Verbreitungswege sehr ähnlich sind, weil diese Videos sehr ähnlich sind", sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Maximilian Kall, am Freitag in Berlin.

Faeser: "Storm 1516" schon bei US-Wahl aufgefallen

Kall bezog sich dabei auf zwei Videos, die in dieser Woche aufgetaucht waren und suggerieren sollten, die AfD werde bei der Bundestagswahl an diesem Sonntag benachteiligt. "Wir müssen davon ausgehen, dass mit Fake-Videos gezielt versucht wird, Zweifel am Wahlprozess und an der Integrität der Bundestagswahl zu schüren", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). 

Laut Faeser ist die russische Kampagne auch schon im US-Wahlkampf "mit ähnlicher russischer Desinformation aufgefallen". Laut Ministerium ist im Kontext mit der US-Wahl 2024 ebenfalls ein Video aufgetaucht, das die angebliche Zerstörung von Wahlzetteln zeigte. Dieses Video sei von US-Diensten "Storm 1516" zugeordnet und öffentlich als russische Einflussoperation benannt worden.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte schon vor Monaten vor entsprechenden Einflussoperationen vor allem russischer Geheimdienste und sogenannter Hacktivisten rund um die Bundestagswahl gewarnt.

Grafik - Regionalnachrichten Leipzig 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
3 min

MDR SACHSEN – Das Sachsenradio

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio 02:34 min

https://www.mdr.de/sachsenradio/nachhoeren/nachrichten/leipzig/audio-2871402.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Fake-Videos auch in Hamburg aufgetaucht

Im Internet waren in dieser Woche Clips von vermeintlichen Leipziger Wahlzetteln aufgetaucht, auf denen die AfD fehlt. In Hamburg ging es in einem anderen Video um vermeintliche Wahlzettel, auf denen die AfD schon angekreuzt war und die dann in einen Schredder geworfen wurden. 

Im Fall der gefälschten Briefwahlscheine für den Wahlkreis Leipzig I ermitteln die Staatsanwaltschaft Leipzig und das Landeskriminalamt gemeinsam. Sie hatten bereits am Donnerstag auf Anfrage von MDR SACHSEN mitgeteilt, dass es sich offensichtlich um eine Fälschung handelt. Zuvor hatte die Stadt Leipzig nach der Veröffentlichung des Videos, das angeblich die fehlerhaften Wahlzettel zeigt, Anzeige gegen Unbekannt wegen des Verdachts auf Wahlfälschung erstattet.

Es geht laut LKA auch darum, dass offenbar der Eindruck erweckt werden sollte, dass die Wahlen zu Lasten der AfD manipuliert werden.

Stadt: Wahlzettel in einheitlichem Druckauftrag erstellt

In dem Video behauptet ein Mann, der nicht zu sehen ist, dass ihm und seiner Frau die vermeintlich fehlerhaften Briefwahlunterlagen durch die Stadt Leipzig gesendet wurden. Die Stadt Leipzig hat bereits zuvor von "Fälschungen" gesprochen.

Demnach hat die Stadt bislang etwa 140.000 Briefwahlunterlagen versandt, ohne dass bisher ein vergleichbarer Fall bekannt ist. Zudem seien alle Wahlzettel für die anstehende Bundestagswahl in einem einheitlichen Druckauftrag erstellt worden.

Angebliche Empfänger melden sich nicht

Ob den in dem Video angeblichen Empfängern die gefälschten Wahlzettel tatsächlich so zugesandt wurden, wird laut LKA noch ermittelt. Die vermeintlichen Adressaten haben sich demnach nach bisheriger Kenntnis nicht bei der Stadt gemeldet und dort ihre angeblichen Erkenntnisse mitgeteilt.

Da anscheinend mehrere Videos mit dem gleichen Inhalt im Internet kursieren, prüft das LKA nach eigenen Angaben, ob diese tatsächlich verschiedene Sachverhalte zeigen oder nur ein und derselbe Sachverhalt gezeigt wird.

MDR (phb/lev)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 21. Februar 2025 | 15:30 Uhr

Mehr aus Leipzig, dem Leipziger Land und Halle

Mehr aus Sachsen