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Jubiläum 50 Jahre "Karat" – ihr erstes Konzert spielte die DDR-Rockband in Heidenau
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22. Februar 2025, 03:00 Uhr
Die Kultband Karat wird 50 Jahre alt. Am 22. Februar 1975 spielte sie ihr erstes Konzert – und zwar in Sachsen. Mit dem Konzert in Heidenau begann eine lange Karriere in Ost-, West- und im wiedervereinigten Deutschland.
- Die Band Karat steht seit 50 Jahren auf deutschen Bühnen.
- Nach schwierigen Zeiten für die Gruppe in den Nullerjahren geht es heute "nach vorn", sagt Sänger Claudius Dreilich.
- Zum Geburtstag präsentiert Karat ein neues Album.
Am 22. Februar 1975 tritt im sächsischen Heidenau zum ersten Mal eine Band auf, die später auf beiden Seiten der deutsch-deutschen Grenze schnell zum Hit werden sollte: Karat. Mit dem Debütkonzert in der Kleinstadt in der Nähe von Dresden beginnt eine furiose und jahrzehntelange Musikkarriere. Damit steht die Kult-Band im Jahr 2025 seit 50 Jahren auf der Bühne, wenn auch nicht mehr in der Gründungsbesetzung.
"Es ist eigentlich gar nicht zu beschreiben – 50 Jahre, das ist Wahnsinn", sagt Bernd Römer, der seit 1976 mit dabei ist, dem MDR. Schon zum 10. Jubiläum der Band 1985, erinnert sich Römer, habe er zu seinen damaligen Bandkollegen gesagt: "Man, sind wir eine alte Band!" Heute beeindrucke ihn vor allem, dass Karat nun schon deutlich länger im wiedervereinigten als im geteilten Deutschland spiele.
Bewegte Bandgeschichte der Ostband startet in Heidenau
Karat bestand ursprünglich aus Sänger Hans-Joachim "Neumi" Neumann, den Gitarristen Herbert Dreilich und Ulrich Pexa, dem Bassisten Henning Protzmann, Konrad Burkert am Schlagzeug und dem Keyboarder Ulrich "Ed" Swillms. Aber wie vieles änderte sich auch die Besetzung der Rockband immer wieder – und ist heute eine gänzlich andere.
Nach ihrem ersten Konzert in Heidenau gewann die Gruppe schnell an Bekanntheit und produzierte ein gutes Dutzend Aufnahmen. Pexa und Burkert verließen die Band im Sommer 1976. Sie wurden ersetzt durch Michael Schwandt und Bernd Römer.
Kult-Band in DDR und BRD
Es folgten Auszeichnungen und Preise, ein Vertrag beim DDR-Label Amiga und auch Auftritte in West-Berlin. 1979 veröffentlichte die Hamburger Plattenfirma "Teldec" das zweite Album der Band auch außerhalb der DDR und begründete so den Erfolg von Karat in der Bundesrepublik. Songs wie "Albatros", "Der blaue Planet" oder "Jede Stunde" erfreuten sich in Ost und West großer Beliebtheit. Ebenso das Lied "Über sieben Brücken mußt du gehn", das auch als Cover-Version von Peter Maffay bekannt wurde.
Politisch ist man immer.
Karat sei heute "eine gesamtdeutsche Band", sagt Claudius Dreilich dem MDR. Dreilich ist seit 20 Jahren die Stimme der Band. Schon als Kind wohnte er Konzerten der Rockband bei. Er war fünf Jahre alt, als die Band gegründet wurde: "Für mich das größte überhaupt, was ich als Kind erleben durfte."
Nachwendejahre für Karat keine reine Erfolgsgeschichte
Dreilich nahm nach dem Tod seines Vaters 2004 dessen Platz bei Karat ein – ein Impuls, der von Gitarrist Bernd Römer gekommen sei, erinnern sich beide heute.
Herbert Dreilichs Tod war nicht der einzige Tiefschlag für die Band nach der Wiedervereinigung: Mitte der Nullerjahre entbrannte ein Markenrechtsstreit um den Bandnamen. Fast zwei Jahre zog sich die juristische Auseinandersetzung hin. Zwischenzeitlich firmierte die Band unter dem Namen "K…!".
"Das war wirklich eine schwere Zeit", erinnert sich Claudius Dreilich. Mit dem Namen sei zumindest zeitweise auch ein Stück Identität verloren gegangen, schildert sein Bandkollege Bernd Römer. Eine Marke habe eben auch ihre Wirkung.
Karat: Ungebrochene Popularität und politische Sorgen
Heute sind die schweren Zeiten vorbei: "Es hat sich immer nur in eine Richtung entwickelt und das ist die, die wir wollen: Nämlich nach vorne", sagt Claudius Dreilich, der seit mittlerweile 20 Jahren Teil von Karat ist. "Wir freuen uns über das, was wir tun dürfen."
Trotzdem blicken Dreilich und Römer nicht ohne Sorge in die Zukunft. Karat sei keine parteipolitische Band, aber politisch sei man immer, sagt Dreilich dem MDR. "Was hier passiert, in unserem Land, macht uns fassungslos." Die politischen Entwicklungen auf der Welt, aber auch in Deutschland gehen nicht spurlos an den Rockern vorbei, gibt Bernd Römer zu: "Wir sollten uns immer daran erinnern, dass wir Menschen sind. Und Menschlichkeit ist etwas, was hier und da in Vergessenheit gerät."
Zum Geburtstag ein neues Album
"Hohe Himmel" heißt das neue Album von Karat. Die Band wolle an den Sound der 1980er-Jahre anknüpfen und hat daher alle Aufnahmen mit analoger Technik durchgeführt, findet MDR-Reporter Tobias Kluge. Die Band sei mit ihrer aktuellen Platte stellenweise "stehen geblieben". Sprachlich seien die neuen Lieder teils "abgegriffen" und musikalisch sehr "ostig", so Kluge und doch überwiege für ihn "die Freude über das Vertraute, das sind gefühlige Chorus-Parts, schöne Instrumentierung und viel Bewährtes eben auch." Kluges Urteil: eine "Pflichtscheibe" für Karat-Fans.
Ihren Bandgeburtstag feiern Karat übrigens mit einem Event, das es in der Geschichte der Rockgruppe so noch nicht gegeben hat: einer Record-Release-Party. Am 22. Februar – pünktlich zum 50. Jahrestag – stellt die Band ihre neue Platte im Club "Babylon" in Berlin vor. Eingeladen haben sie dafür alte Bekannte und Wegbegleiter: Frank Schöbel, Dieter "Quaster" Hertrampf von den Puhdys, Ex-Profisportlerin Katharina Witt und viele weitere.
Quellen: MDR Sachsen (Katja Henkel), MDR Sachsen-Anhalt (Tobias Kluge), Redaktionelle Bearbeitung: tis
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 22. Februar 2025 | 12:15 Uhr