Tödliche Pille Suchtmediziner warnt vor Ecstasypille "Blue Punisher"

29. Juni 2023, 20:00 Uhr

In Mecklenburg-Vorpommern ist ein 13-jähriges Mädchen an den Folgen der Ecstasypille "Blue Punisher" gestorben. Auch in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen ist sie im Umlauf und keineswegs neu. Sie zeichnet sich durch eine extrem hohe Dosis von MDMA aus. Chefarzt Peter Grampp warnt vor den Folgen. Die Wirkung der Droge sei nicht berechenbar.

Übersetzt man es wörtlich, ist bei "Blue Punisher" die Rede von einem "blauen Bestrafer". Das englische "to punish" lässt sich aber auch mit quälen, übel zurichten oder malträtieren übersetzen. Es handelt sich um eine kleine Pille, in der Regel blau, versehen mit einem Totenkopf, der dem Film "The Punisher" entlehnt ist.

Doch so neu, wie es jetzt den Anschein macht, sei die Ecstasy-Variante nicht, sagt Michael Klocke, Sprecher des LKA in Sachsen-Anhalt: "Diese Variante ist tatsächlich nicht neu in Sachsen-Anhalt. Das ist uns bekannt und besonders aufgrund der hohen Dosierung des Wirkstoffs MDMA ist diese Droge, das ist ja eine Form von Ecstasy, besonders gefährlich, weil MDMA darin besonders hochdosiert enthalten ist."

LKA Sachsen: Dosierung schwankt stark

Auch in Thüringen und Sachsen sind die Tabletten bereits im Umlauf. In Thüringen seien kleinere Mengen sichergestellt worden, auch im vergangenen Jahr schon, heißt es vom dortigen LKA. Zahlen zum aktuellen Geschehen gibt es bislang aber nur von den Beamten aus Sachsen.

Das LKA teilt auf Anfrage von MDR AKTUELL schriftlich mit, dem Kriminaltechnischen Institut seien in diesem Jahr "in acht Vorgängen circa 200 Ecstasy-Tabletten mit der Bezeichnung "Blue Punisher" vorgelegt [worden]. Dabei wurde festgestellt, dass trotz gleichen Aufdrucks 'Punisher', der Wirkstoff pro Konsumeinheit stark schwankt und sich darin die Gefährlichkeit begründet."

Massive Überwärmung und extremer Flüssigkeitsverlust möglich

Wie gefährlich die Pillen sind, weiß der Suchtmediziner Peter Grampp. Er ist Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Wermsdorf. Vor etwa zwei Jahren habe er die erste Information zu der Ecstasy-Variante bekommen.

"Es hieß dann: Vorsicht, es gibt da eine Pille mit extrem hoher Menge an MDMA, die in der Regel verkannt wird und tatsächlich erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringt. Das heißt also, die die das genutzt haben, hatten dann Herzsensationen, massive Überwärmung und extrem Flüssigkeit verloren und ich glaube auch da wurde schon von Todesfällen gesprochen."

Wirkstoff hoch konzentriert

In Konsumentenkreisen sei die blaue Pille mit dem Totenkopf durchaus bekannt und werde auch entsprechend konsumiert, sagt Grampp. Die Dosis sei im Vergleich zu früheren Ecstasyvarianten extrem hoch.

"Wir reden hier von einer Menge, die an die 500 Milligramm MDMA pro Pille geht. Das sind brutale Mengen. Normalerweise hatte ursprünglich so eine Pille, ich sag jetzt maximal vielleicht 200, 250 Milligramm. Das war schon harte Ware. Und das ist einfach eine andere Größenordnung."

Bei Männern gelten 1,5 Milligramm pro Kilo Körpergewicht schon als zu hoch dosiert. Bei Frauen sind es 1,3 Milligramm. Umgerechnet müssten männliche Konsumenten der Droge also über 330 und Frauen etwa 390 Kilo wiegen. Das verdeutlicht die Dimension.

Grampp: Je schlanker, desto schlimmer die Wirkung

Mit Blick auf Konsumenten im Kinder- und Jugendalter sagt Grampp: "Die haben nicht so viel Gewicht, nicht so viel Masse und weniger Flüssigkeit als Erwachsene. Die Verteilung zwischen Muskel und Flüssigkeit ist eine andere. Das führt dazu, dass in der Konzentration im Plasma eine abnorm hohe Menge bei gleicher Dosis auftritt als im Vergleich zum Erwachsenen."

Je zierlicher, je schlanker die Person, desto schlimmer sei die Wirkung. Für unerfahrene Konsumenten sei das nicht berechenbar, sagt Grampp. Die Pille sei schließlich so groß wie jede andere – und unterscheide sich nur durch den möglicherweise eingepressten Totenkopf.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 29. Juni 2023 | 06:00 Uhr

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