Inklusionsbarometer Jugend Fast alle Jugendlichen mit Beeinträchtigung haben Diskriminierung erlebt
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03. September 2024, 15:25 Uhr
Junge Menschen mit Beeinträchtigungen sind mit ihrem Leben deutlich unzufrieder als Jugendliche ohne Behinderungen. Dem "Inklusionsbarometer Jugend" der Aktion Mensch zufolge könnten die Gründe dafür in geringeren Möglichkeiten zur Teilhabe liegen und darin, dass sie mehr Erfahrungen mit Diskriminierung machen.
- Jugendliche mit Beeinträchtigung werden häufiger diskriminiert als Jugendliche ohne Beeinträchtigung
- Unabhängig vom Faktor Beeinträchtigung ähneln sich die Bedürfnisse der Gen Z
- Besorgniserregend: Lediglich die Hälfte der Jugendlichen mit Beeinträchtigung ist mit ihrem Leben insgesamt zufrieden
Mehr als sechs von zehn jungen Menschen in Deutschland haben bereits Diskriminierungserfahrungen gemacht. Bei Jugendlichen mit Beeinträchtigung liegt der Anteil mit 85 Prozent sogar deutlich höher.
Das ist das Ergebnis der ersten bundesweiten Vergleichsstudie zu den Teilhabechancen von jungen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Das "Inklusionsbarometer Jugend" der Aktion Mensch zeigt in allen untersuchten Bereichen Unterschiede – teils erhebliche.
Sorge vor noch stärkerer Diskriminierung in der Zukunft
So sorgt sich demnach ein Drittel der Jugendlichen mit Beeinträchtigung darum, in Zukunft noch stärker diskriminiert oder ausgegrenzt zu werden. Bei jungen Menschen ohne Beeinträchtigung ist die Zahl der Studie zufolge deutlich geringer. "Es ist noch ein weiter Weg, bis Vielfalt mehrheitlich als normal oder gar als Vorteil für unsere Gesellschaft wahrgenommen wird", kommentierte die Sprecherin der Aktion Mensch, Christina Marx, die Zahlen bei der Vorstellung der Studie am Montag.
Es ist noch ein weiter Weg, bis Vielfalt mehrheitlich als normal oder gar als Vorteil für unsere Gesellschaft wahrgenommen wird.
Unabhängig vom Faktor Beeinträchtigung ähneln sich die Bedürfnisse der Gen Z dem Inklusionsbarometer zufolge, etwa bei der Freizeitgestaltung. Doch diejenigen mit Beeinträchtigung hätten weniger Möglichkeiten, diese auch gleichberechtigt auszuleben. Stichwort: mangelhafte Barrierefreiheit. Das gelte ebenso für den Alltag in Schule, Ausbildung oder Beruf.
Besonders zufrieden zeigen sich die meisten Befragten hingegen mit ihren sozialen Beziehungen. Allerdings drohe Menschen mit Beeinträchtigung eine Negativspirale ab dem Jugendalter, heißt es in der Studie: Mehr als ein Viertel der Befragten gibt an, dass es ihnen schwer falle, neue Freundschaften zu schließen. 26 Prozent fühlen sich einsam – doppelt so viele wie unter den Befragten ohne Beeinträchtigung. Das familiäre Umfeld diene häufig als Auffangnetz.
Jugendliche mit Beeinträchtigung insgesamt unzufriedener
Insgesamt sehen sich die Jugendlichen mit Einschränkungen in allen fünf untersuchten Teilbereichen – soziale Beziehungen, Alltagsleben, Selbstbestimmung, individuelle Entfaltung und Nichtdiskriminierung – mit deutlich größeren Herausforderungen konfrontiert.
Das führt dazu, dass nur gut die Hälfte von ihnen mit ihrem Leben insgesamt zufrieden ist – gegenüber mehr als drei Viertel der jungen Menschen ohne Beeinträchtigung. Zudem treiben sie deutlich mehr Zukunftssorgen um. "Junge Menschen sind in unserer Gesellschaft mit ihren Anliegen unterrepräsentiert und haben keine ausreichende Lobby. Dabei sind sie unsere Zukunft", mahnte Christina Marx.
Beim "Inklusionsbarometer Jugend" handelt es sich nach Angaben der Aktion Mensch um die erste bundesweite Vergleichsstudie junger Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Dafür wurden 1.442 Personen im Alter von 14 bis 27 Jahren persönlich befragt, 718 von ihnen mit Beeinträchtigung und 724 ohne Beeinträchtigung. Ziel der partizipativ angelegten Studie ist es, ungleiche Teilhabechancen von jungen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zu identifizieren, um auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse Inklusion weiter voranzutreiben.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 03. September 2024 | 08:00 Uhr
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