Deutscher Tiger-Panzer in Tunesien 1943
Ein Panzerkampfwagen VI Tiger der Wehrmacht in Tunesien, 1943. Bildrechte: IMAGO / KHARBINE-TAPABOR

Panzerentwicklung Panther, Tiger, Leopard – Geschichte der deutschen Panzer

20. Juni 2023, 05:00 Uhr

Deutsche Panzer wie Panther, Tiger oder Königstiger erlangen im Zweiten Weltkrieg einen legendären Ruf. Auch die Leoparden der Bundeswehr gelten als Erfolgsmodelle der Panzerentwicklung. Doch die Deutschen haben den Kampfpanzer nicht erfunden. Und perfekte "Wunderwaffen" sind ihre Weltkriegspanzer auch nicht. Eine kurze Geschichte der deutschen Panzerentwicklung seit dem Ersten Weltkrieg.

Britischer Mark I-Tank auf dem Weg in die Schlacht an der Somme Frankreich 1916
Britischer Mark I-Tank auf dem Weg in die Schlacht an der Somme, Frankreich 1916. Bildrechte: imago/United Archives International

Es sind nicht die Deutschen, sondern die Briten, die die ersten Kampfpanzer der Kriegsgeschichte entwickeln und einsetzen. In der Schlacht an der Somme im Ersten Weltkrieg greifen ihre Mark I-Tanks am 15. September 1916 deutsche Stellungen an. Die Stahlkolosse verbreiten anfangs "panischen Schrecken". Doch die deutschen Soldaten lernen schnell, die waffenstarrenden Ungeheuer durch direktes Artilleriefeuer auszuschalten. Trotzdem fordert die deutsche Oberste Heeresleitung (OHL) im Oktober 1916 die Konstruktion eigener "Panzerkraftwagen". Auf die Prioritätenliste schaffen es die Panzer jedoch nicht. Die beschränkten Rüstungsressourcen werden für mehr Artilleriegeschütze und U-Boote im atlantischen Zufuhrkrieg gegen England benötigt.

Erster deutscher Panzer A7V

Deutsche Sturmpanzerkampfwagen A7V im Einsatz in Frankreich 1918
Deutsche Sturmpanzerkampfwagen A7V im Einsatz in Frankreich, 1918. Bildrechte: IMAGO / United Archives

Erst Ende März 1918 erscheinen mit dem A7V die ersten deutschen Panzer an der Front in Frankreich. Der A7V ist dem damaligen Mark IV-Tank der Briten an Feuerkraft, Panzerschutz und Geschwindigkeit überlegen. Jedoch ist der 30-Tonnen-Panzer aufgrund seiner "plumpen Bauart" in schwierigem Gelände unbeweglicher und auch weniger betriebssicher. Nur 20 A7V werden der Truppe übergeben. Bei Kriegsende besitzen die Deutschen knapp 200 Panzer, wobei die meisten erbeutete britische Mark IV-Tanks sind. Gegenüber der alliierten Gesamtproduktion von mehr als 6.800 Panzern bis zum Kriegsende im November 1918 eine bedeutungslose Zahl.

Panzerentwicklung mit sowjetischer Hilfe

Panzerattrappen der Reichswehr während des Herbstmanövers 1926 in der Prignitz
Panzerattrappen der Reichswehr während des Herbstmanövers 1926 in der Prignitz. Bildrechte: IMAGO / United Archives International

Im Friedensvertrag von Versailles 1919 wird dem 100.000-Mann-Heer der Reichswehr neben Flugzeugen auch der Besitz von Panzern untersagt. Abwehr und Einsatz von Panzerkampfwagen werden seit 1924 mithilfe von Panzerattrappen trainiert. Ab 1925 entwickeln deutsche Ingenieure unter den Tarnbezeichnungen "Großtraktor" und "Kleintraktor" heimlich wieder Panzer. Die neuen Typen werden zwischen 1929 und 1933 in einer geheimen Militärkooperation mit der Sowjetunion an einer Erprobungs- und Ausbildungsstätte nahe Kasan getestet. In der dortigen Panzerschule Kama werden auch deutsche und sowjetische Panzeroffiziere ausgebildet, bevor die Nationalsozialisten das deutsch-sowjetische Projekt 1933 beenden.

Panzer I und II: Kampfschwache Einstiegsmodelle

Produktion von Panzerkampfwagen I bei MAN in Nürnberg 1936
Produktion von Panzerkampfwagen II bei MAN in Nürnberg, 1936. Bildrechte: IMAGO / Photo12

Auf der Grundlage der in Kasan gesammelten technischen Erfahrungen werden Panzertypen entwickelt, bei denen Beweglichkeit vor Feuerkraft und Panzerschutz rangiert. 1934 geht der mit zwei Maschinengewehren bewaffnete Panzerkampfwagen I in Serie. Bei Einsätzen im Spanischen Bürgerkrieg 1937 bis 1939 erweist sich dieser leichte Panzer gegenüber den auf republikanischer Seite eingesetzten sowjetischen T-26 als hoffnungslos unterlegen. Auch der ab 1935 produzierte leichte Panzer II mit seiner 2-cm-Kanone ist für den Kampf Panzer gegen Panzer zu schwach. Dass diese hektisch entwickelten Panzertypen trotz ihrer Defizite so schnell in Großfertigung gehen, hängt mit dem enormen Bedarf beim überhitzen Aufbau der deutschen Panzerwaffe ab 1934/35 zusammen.

Panzer III und IV: Panzerbrecher und Unterstützer

Panzerkampfwagen III in Frankreich 1940
Panzer III mit 3,7-cm-Kanone, Frankreich 1940. Bildrechte: IMAGO/Cola Images

Erst ab 1936 erhalten die seit Oktober 1935 aufgestellten Panzerdivisionen der Wehrmacht mit dem Panzerkampfwagen III einen mittelschweren Panzer, der speziell für die Panzerbekämpfung konzipiert ist. Dafür wird das fast 22 Tonnen schwere Fahrzeug zunächst mit einer panzerbrechenden 3,7- und später mit einer 5-cm-Kanone ausgestattet. Beim Panzer III sowie beim 1937 in Dienst gestellten mittelschweren Panzer IV rangieren Feuerkraft vor Beweglichkeit vor Panzerschutz. Während der Panzer III gegnerische Panzer ausschalten soll, besitzt der Panzer IV eine großkalibrige 7,5-cm-Kurzrohrkanone zur Bekämpfung von Infanterie, Geschützstellungen, Gebäuden und anderen "weichen Zielen".

Große Siege trotz Defiziten

Deutscher Panzer IV in Frankreich 1940
Panzer IV mit 7,5-cm-Stummelkanone, Frankreich 1940. Bildrechte: imago/United Archives International

Die Pläne sehen vor, drei Kompanien einer Panzerabteilung (Panzerbataillon) mit Panzer III und eine Kompanie mit Panzer IV auszustatten. Doch beim Beginn des Polenfeldzugs am 1. September 1939 sind unter den 2.400 Wehrmachtpanzern lediglich 98 Panzer III und 211 Panzer IV. Auch im Frankreichfeldzug 1940 sind noch über die Hälfte der 2.445 deutschen Panzer kampfschwache Panzer I und II und nur knapp 600 stärkere Panzer III und IV. Doch auch die sind vielen der knapp 3.400 alliierten Panzer in Bezug auf Panzerung und Bewaffnung unterlegen. Während jedoch die Franzosen ihre Panzer auf die Infanterie verzetteln, konzentrieren die Deutschen ihre Panzer in geschlossenen Panzerverbänden, die mit schnellen, wuchtigen Vorstößen die Front des Gegners aufreißen. Zur flexiblen Führung auf dem Gefechtsfeld besitzen alle deutschen Panzer zudem Funkgeräte, was bei ihren Gegnern nicht der Fall ist.

T-34-Schock in der Sowjetunion

Beim Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 ist der Panzer III mit 965 von 3.650 deutschen Panzern der wichtigste deutsche Kampfwagen. Er und der Panzer IV sind den anfangs meist leichteren sowjetischen Panzern überlegen, nicht jedoch den schweren KW-1 und KW-2-Panzern der Roten Armee.

Sowjetischer Panzer T-34 im August 1941
Sowjetischer Panzer T-34 im Angriff, August 1941. Bildrechte: IMAGO / SNA

Vor allem aber der neue sowjetische T-34 erweist sich in Feuerkraft, Panzerung, Geschwindigkeit und Reichweite gegenüber allen deutschen Panzermodellen als haushoch überlegen. Die 5-cm-Kanone des Panzer III kann die massive, abgeschrägte Panzerung des T-34 allenfalls an den Seiten oder am Heck durchschlagen. Die 3,7-cm-Kanonen älterer Panzer III sowie der deutschen Panzerabwehr sind gegen den T-34 jedoch machtlos, was ihnen die sarkastische Bezeichnung "Heeresanklopfgeräte" beschert. Hingegen kann der T-34 mit seiner 76-Millimeter-Kanone aus 1.000 Metern jeden deutschen Panzer abschießen.

Tiger: Hohe Kampfkraft mit kurzem Atem

Als Reaktion auf den T-34-Schock bringen die Deutschen im Spätsommer 1942 zunächst den Panzerkampfwagen VI Tiger an die Front. Er ist allen sowjetischen Panzern in Punkto Feuerkraft und Panzerschutz überlegen. Seine 8,8-cm-Kanone kann bis auf 2.000 Meter Panzerungen von 11 Zentimetern durchschlagen. Selbst Ziele in drei Kilometern Entfernung kann der Tiger noch bekämpfen.

Deutscher Panzerkampfwagen VI Tiger mit Besatzung
Ein Panzerkampfwagen VI Tiger mit seiner Besatzung, 1942. Bildrechte: IMAGO / KHARBINE-TAPABOR

Trotz seiner gewaltigen Masse von 57 Tonnen ist der Tiger erstaunlich manövrierfähig. Wie der T-34 verfügt er über sehr breite Ketten (72 Zentimeter), die ein Einsinken auf feuchtem Untergrund verhindern. Als erster Panzer der Welt besitzt der Tiger zudem ein Lenkgetriebe. Er wird über ein Lenkrad und nicht – wie bei anderen Panzern – über zwei Lenkhebel gesteuert. Nachteile des Tigers sind seine Untermotorisierung, geringe Reichweite (100 Kilometer Straße, 60 Kilometer Gelände) sowie eine aufwändige und teure Herstellung. Zudem kann er aufgrund seines hohen Gewichts bei Beschädigung nur schwer geborgen werden.

Panther: Kampfstärkster Panzer des Krieges

Deutlich mobiler ist der zweite als Reaktion auf den T-34 entwickelte deutsche Panzer, der Panzerkampfwagen V Panther. Als erster deutscher Panzer besitzt der Panther – wie der T-34 – eine schräge Panzerung zur Erhöhung des Panzerschutzes bei gleichzeitig geringerer Panzerstärke. Der 44 Tonnen-Panzer schafft auf der Straße Höchstgeschwindigkeiten von 55 Kilometern pro Stunde. Hauptbewaffnung ist eine feuerstarke 7,5-cm-Langrohrkanone.

Panzerkampfwagen V Panther auf einem Übungsgelände 1943
Ein Panzerkampfwagen V Panther auf einem Übungsgelände der Wehrmacht, 1943. Bildrechte: IMAGO / Photo12

Die Anfang 1943 ausgelieferten ersten Serienfahrzeuge haben jedoch mit Kolbenfressern, heiß laufenden Motoren und Selbstentzündungen zu kämpfen. Weil Adolf Hitler den Panther jedoch unbedingt für die deutsche Großoffensive bei Kursk aufbieten will, werden ab dem 5. Juli 1943 200 umgebaute Panther ohne Erprobung in die Schlacht geworfen. Das führt zum schnellen Ausfall fast aller Fahrzeuge. Erst im Frühjahr 1944 ist der Panther wirklich betriebsbereit. Er wird zu einem der kampfstärksten Panzer des Krieges. Dem T-34 ist er in fast allen Belangen überlegen. Auch in Frankreich wird der Panther zum Schrecken der Alliierten, deren Panzer er auf Entfernungen von bis zu 3.500 Metern vernichten kann.

"Königstiger": Gefährlichster aller Gegner

Der Höhepunkt der deutschen Panzerentwicklung im Zweiten Weltkrieg ist der Panzerkampfwagen VI Tiger II, auch "Königstiger" genannt. Noch stärker als der Tiger I steht der Tiger II für den Trend der deutschen Panzerrüstung zu immer schwereren und damit unbeweglicheren Panzern.

US-Soldaten untersuchen liegengebliebenen Panzekampfwagen VI Tiger II Königstiger
US-Soldaten inspizieren einen liegengebliebenen "Königstiger". Bildrechte: IMAGO / United Archives International

Der seit November 1943 in Serie gefertigte "Königstiger" wiegt mit 68 Tonnen noch einmal zehn Tonnen mehr als der Tiger I. Mit seiner schrägen Formgebung orientiert er sich mehr am T-34 bzw. Panther als am Kastenaufbau seines Vorgängers. Die Frontpanzerung beträgt massive 185 Millimeter. Zudem besitzt der Tiger II eine gegenüber dem Tiger I noch einmal leistungsgesteigerte 8,8-cm-Kanone. Sie macht den "Königstiger" nach dem Urteil des Potsdamer Militärhistorikers Markus Pöhlmann "im direkten Duell von Kampfpanzern zum gefährlichsten aller Gegner – allerdings nur solange er nicht schnell und weit bewegt werden [muss]". Denn noch mehr als sein Vorgänger leidet der Tiger II an einer deutlichen Untermotorisierung bei hohem Kraftstoffverbrauch.

26.000 deutsche Panzer im Krieg gebaut

Nur 492 "Königstiger" werden bis Kriegsende 1945 gebaut. Beim Tiger I sind es 1.350, beim Panther 6.000 und beim bis zuletzt immer wieder kampfwertgesteigerten Panzer IV 8.500 Exemplare. Etwa 26.000 Kampfpanzer (ohne Sturmgeschütze) produziert das Deutsche Reich von 1939 bis zum Mai 1945 insgesamt.

Blick in eine Panzerfabrik
Panther-Produktion bei MAN in Nürnberg, 1943. Bildrechte: IMAGO/Photo12

Gegenüber 77.000 sowjetischen und 86.000 US-Panzern (ohne Sturmgeschütze) zwischen 1941 und 1945 nehmen sich die deutschen Produktionszahlen dennoch recht bescheiden aus. Die jüngeren deutschen Panzermodelle des Zweiten Weltkrieges mögen ihren Konkurrenten im direkten Vergleich überlegen gewesen sein, ihr tatsächlicher taktischer Wert ist es aufgrund ihrer geringen Zahl, bei hohem Verbrauch und Kosten aber nicht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kommen von den deutschen Panzern einige erbeutete Panther zeitweilig bei der französischen Armee zum Einsatz. Der Panzer IV wird sogar bis in die 50er-Jahre in Spanien und bis 1962 in Finnland genutzt. Auch Syrien und Jordanien erhalten nach dem Zweiten Weltkrieg aus verschiedenen Ländern Panzer IV späterer Ausführungen. Im Sechstagekrieg 1967 werden sie von der israelischen Armee zerstört oder erbeutet.

Leopard-Kampfpanzer der Bundeswehr

In Deutschland selbst werden nach Kriegsende fast 20 Jahre keine Panzer mehr gebaut. Die 1956 gegründete Nationale Volksarmee (NVA) der DDR und ihre militärischen Vorläufer nutzen den sowjetischen T-34 bzw. seine Nachfolgemodelle T-54, T-55 und T-72. Die ersten Kampfpanzer der Bundeswehr sind 1956 US-amerikanische M 41 und M 47 Patton.

Kampfpanzer - Leopard 1 - während eines Manövers der Bundeswehr 1987
Leopard 1 der Bundeswehr bei einem Manöver in den 1970er-Jahren. Bildrechte: imago/Sven Simon

Ab 1965 werden die US-Panzer durch einen wieder in Deutschland konstruierten und produzierten Panzer ersetzt: den Leopard 1. Bei diesem Kampfpanzer wird – wie in den frühen Modellen der Wehrmacht – wieder Beweglichkeit vor Panzerschutz gestellt. Sein Nachfolger wird ab 1978 der Leopard 2. Der jüngste im Dienst stehende deutsche Panzer gilt im Hinblick auf Panzerschutz, Feuerkraft und Beweglichkeit über viele Jahrzehnte als einer der besten Kampfpanzer der Welt. Zahlreiche Kampfwertsteigerungen haben allerdings den ursprünglich 55 Tonnen schweren Leopard 2 (Version A4) mittlerweile auf 63,9 Tonnen (Version A7) anwachsen lassen. Damit dürfte er momentan einer der schwersten Kampfpanzer der Welt sein. Zumindest bis zum "Königstiger" fehlen ihm aber noch vier Tonnen.

Literaturhinweise

  • Pöhlmann, Markus: Der Panzer und die Mechanisierung des Krieges. Eine deutsche Geschichte 1890 bis 1945, Paderborn 2016.
  • Töppel, Roman: Kursk 1943. Die größte Schlacht des Zweiten Weltkriegs, Paderborn 2017, S. 42-62.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Zeitreise | 10. Juli 2022 | 22:00 Uhr