Insekten Rettet der klirrend-kalte Winter uns vor den Mücken im Sommer?

19. März 2024, 15:50 Uhr

Draußen ist es frostig kalt und die Menschen müssen sich warm anziehen. Tiere hingegen haben ihre eigenen Strategien gegen die Kälte. Besonders Insekten haben ausgeklügelte Methoden entwickelt, wie sie durch die kalte Jahreszeit kommen. Die einen erstarren und wachen erst wieder auf, wenn es warm wird. Die anderen produzieren ein körpereigenes Frostschutzmittel. Aber was passiert mit den denen, die erst vor kurzer Zeit eingewandert sind – sogenannte invasive Arten?

Zierapfel im Frost 3 min
Bildrechte: IMAGO / Beautiful Sports

Wenn es im Sommer sticht und krabbelt, Blut saugt und hüpft, dann sehnen sich viele Menschen nach einem eisigen Winter. Denn eines hält sich hartnäckig: Das Märchen vom frostigen Winter, der die Zecken und Mücken zurückdrängt.

Schnee und Eis nützen einheimischen Insekten

Aber unseren heimischen Insekten kann die Kälte wenig anhaben. Im Gegenteil, sie hilft ihnen. In milden Wintern sind die Tiere nämlich viel anfälliger für tödlichen Pilzbefall. Viel Schnee im Winter führt sogar zu mehr Mücken im Sommer, weiß Insektenforscher Ronald Bellstedt. Er ist Vorsitzender vom Thüringer Entomologenverband.

Für die Mücken, die uns stechen wollen, ist das eher günstig, denn wir kriegen viele Kleingewässer voll mit Wasser. Wenn die dann tauen, dann führen die zu einem nassen Frühling und das ist eigentlich günstig im Vergleich zu den letzten Jahren.

Ronald Bellstedt, NABU Thüringen
Ein Kind in rosa Gummistiefeln springt in eine Pfütze
Aus Schnee und Eis werden im Frühjahr Pfützen oder kleine Gewässer und das ist förderlich für einheimische Insekten. Bildrechte: Colourbox.de

Die Mücken werden wir durch die Kälte also nicht los. Zecken und Flöhe auch nicht. Und was ist mit den Borkenkäfern? Auch die kommen auf jeden Fall gut über den Winter, sagt der Fachmann. "Das ist gar keine Frage. Die sind das ja gewöhnt mit dem Frost." Beim Borkenkäfer komme es darauf an, wie warm und trocken der Frühling werde. Denn gegen die Insekten könnten nur ein nasses Frühjahr und ein verregneter Sommer helfen, so Ronald Bellstedt.

Invasive Arten können Probleme bekommen

Der Insektenforscher betont aber, dass es eigentlich weder Nützlinge, noch Schädlinge gebe – das sei vielmehr eine Auslegung der Menschen. Trotzdem gibt es sogenannte invasive Arten, so wie den Buchsbaumzünsler zum Beispiel. Ganze Hecken in Gartenanlagen fressen seine Raupen kaputt. Und der Zünsler ist ursprünglich nicht von hier. Wie kommen er und seine Artgenossen also mit dem Frost zurecht?

Die haben schon Probleme mit unserem Klima. Und das kann bedeuten, dass der Gärtner nicht so große Angst haben muss, weil die Puppen jetzt schlecht über den Winter kommen.

Ronald Bellstedt, NABU Thüringen

Auch der asiatische Marienkäfer und die amerikanische Koniferenzapfen-Wanze sind eingewandert und könnten jetzt Probleme bekommen, so Bellstedt. Aber letztlich wird erst der Frühling zeigen, wie die Populationen aussehen.

Mücken passen sich an

Asiatische Tigermücke beim Zustechen
Auch für die asiatische Tigermücke ist Frost nicht unbedingt das Todesurteil. Bildrechte: imago images/Blickwinkel

Bei den eingewanderten Mückenarten sieht es da anders aus. Doreen Werner ist Mückenexpertin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung und nennt vor allem zwei Arten: die asiatische Buschmücke und die asiatische Tigermücke. Die Buschmücke lacht laut Doreen Werner über die jetzigen Temperaturen. Die wärmeliebende Tigermücke hat dagegen mehr Probleme, aber: "Studien mit verschiedenen Stämmen haben jedoch belegt, dass auch die Tigermückeneier sehr wohl angepasst sein können."

Daher kann man sagen, dass diese Mücke zwar Schwierigkeiten hat mit unseren hiesigen Temperaturen, es aber letztendlich immer die bestangepassten Exemplare doch schaffen und sich dann weiterentwickeln.

Dr. Doreen Werner, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung

Wie kalt der Winter also auch werden mag, er wird uns nicht von den Mückenstichen im Sommer befreien.

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