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Sars-CoV-2 Ursprung von Corona: Wildtiermarkt-Hypothese kann statistisch nicht belegt werden

12. Februar 2024, 10:47 Uhr

Haben sich Menschen zum ersten Mal auf dem Huanan Wildtiermarkt in Wuhan bei Tieren mit Corona infiziert? Eine statistische Studie, die das belegen will, wird jetzt von einem Freiberger Mathematiker kritisiert.

Autorenfoto von Clemens Haug
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Das neue Coronavirus Sars-CoV-2 stammt höchstwahrscheinlich von Coronaviren ab, die in südostasiatischen Fledermausarten heimisch sind. Das haben unter anderem Ergebnisse französischer Forscher nahegelegt, die bei Tieren in Laos eng verwandte Viren fanden, deren Erbgut zu 97 Prozent mit dem Pandemievirus übereinstimmt. Doch wie gelangte Sars-CoV-2 von dort in die Menschheit? Diese Frage ist bis heute ungeklärt und wird es vermutlich auch in Zukunft bleiben.

Eine statistische Herleitung, wonach der Huanan Wildtiermarkt in Wuhan der wahrscheinlichste Ort des ersten Ausbruchs ist, ist jedenfalls fehlerhaft. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine mathematische Prüfung der Studie, die Dietrich Stoyan von der TU Bergakademie Freiberg und sein chinesischer Kollege Sung Nok Chiu von der Hong Kong Baptist University durchgeführt haben.

Hypothese zum Ausbruch auf dem Wildtiermarkt: Plausible Indizien

Die kritisierte Studie stammt vom kanadischen Wissenschaftler Michael Worobey und 16 weiteren Autorinnen und Autoren und erschien 2022 im renommierten Journal Science. Worobey und Kollegen hatten darin anhand der verfügbaren Daten versucht, die Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, dass Sars-CoV-2 zum ersten Mal auf dem Huanan Seafood Markt in Wuhan von Tieren auf den Menschen übertragen wurde.

Die Theorie mag plausibel sein: Auf dem Markt wurden unter anderem Marderhunde gehandelt, deren Fleisch in der chinesischen Küche verwendet wird. In der freien Wildbahn leben diese Tiere oft in der Nähe von Fledermäusen und halten sich in der Umgebung der Nisthöhlen auf. Allerdings sind praktisch kaum Daten vorhanden, wann und wo genau sich die ersten Patienten angesteckt haben.

Statistischer Test zur Wildtiermarkt-Hypothese ist falsch

Worobey und Kollegen führten trotzdem eine statistische Analyse durch, bei dem anhand der wenigen bekannten Informationen über die ersten Patienten bestimmt werden sollte, welches der wahrscheinlichste Ausbruchsort sein könnte. Dazu verglichen sie die bekannten Ortsinformationen mit einem zufällig gewählten geografischen Verteilungsmuster. Der Vergleich ergab demnach, dass der Huanan Markt der wahrscheinlichste Ausbruchsort sei, da die ersten Patienten ansonsten räumlich anders verteilt gewesen sein müssten.

Dieses Vorgehen steht laut Stoyan und Chiu aber auf wackeligen Füßen. So seien unter anderem bei der gewählten Zufallsverteilung falsche Parameter gesetzt worden. Dadurch habe der benutzte statistische Test immer die Hypothese ablehnen müssen, dass überhaupt ein anderer Ort als der Markt infrage kam. Die Studie sei also so angelegt, dass kein anderes Ergebnis möglich war. Das sei wissenschaftlich unzulässig. "Wo sich das Epizentrum der weltweiten Corona-Pandemie befunden hat, ist mit Worobeys Studie nicht nachgewiesen worden. Die Forschung steht mit dieser Frage immer noch am Anfang", so der Freiberger Mathematiker.

Zu wenig Daten für zweifelsfreie Ermittlung des Ursprungs von Corona

Das Ergebnis bedeutet allerdings auch nicht, dass damit eine andere gängige Theorie zum Ursprung der Pandemie wieder wahrscheinlicher geworden wäre: Die Vermutung, Sars-CoV-2 könne durch einen Unfall oder mit Absicht aus dem Labor des Wuhan Zentrums für Virologie freigesetzt worden sein, konnte zumindest bisher nicht erhärtet werden und wird auch durch diese Studie nicht unterstützt. Fest steht nur: Die zu den ersten Coronafällen und zum Geschehen in Wuhan bisher veröffentlichten Daten sind zu spärlich, um eindeutige Schlüsse zu ziehen.

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