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Ein Gemälde, dass steigende Durchschnittstemperaturen als abstrakte Kunst zeigt in blauen und roten Farben. 1 min
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Klimafolgenforschung Forscher rechnen vor, wer für die Kosten des Klimawandels zahlen soll

24. April 2025, 15:27 Uhr

Was kosten die Schäden der Klimakrise und wer soll dafür bezahlen? Forscher aus den USA haben darauf eine Antwort gefunden. Der größte Teil der Rechnung geht an nur fünf Unternehmen.

Eine heute in der Fachzeitschrift nature veröffentlichte Studie präsentiert einen neuen wissenschaftlichen Rahmen, der es ermöglichen könnte, die Kosten extremer Wetterereignisse, die durch den Klimawandel verstärkt werden, einzelnen Unternehmen der fossilen Brennstoffindustrie zuzuordnen. Bisher scheiterten viele Klagen von Regierungen, die Schadensersatz von diesen Unternehmen fordern, an der Schwierigkeit, einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen den Emissionen eines einzelnen Unternehmens und konkreten Klimaauswirkungen nachzuweisen.

Autos stapeln sich in einer Straße in Valencia nach der Flut. 3 min
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Die neue Methode kombiniert Klimamodelle mit öffentlich zugänglichen Emissionsdaten, um das aktuelle Klima mit einem hypothetischen Klima ohne die Treibhausgasemissionen des jeweiligen Unternehmens zu vergleichen. Dieser sogenannte "But-for"-Standard argumentiert, dass bestimmte Klimakatastrophen ohne das Handeln eines spezifischen Unternehmens wahrscheinlich nicht eingetreten wären.

Antwort auf eine 22 Jahre alte Frage

Justin Mankin, leitender Autor der Studie und Geographie-Professor am Dartmouth College, (Hanover/USA), sagt, damit sei "die wissenschaftliche Beweisführung für die Klimahaftung abgeschlossen". Die Studie beantwortet laut Mankin die 2003 ebenfalls in nature gestellte Frage: Wird es jemals möglich sein, jemanden wegen Klimaschäden zu verklagen?

Die Forscher nutzten ihre Daten, um erste Schätzungen regionaler wirtschaftlicher Verluste durch extreme Hitze zu liefern, die auf die Emissionen einzelner Unternehmen zurückzuführen sind. Zwischen 1991 und 2020 verursachte extreme Hitze, die mit Emissionen von lediglich 111 Unternehmen in Verbindung steht, weltweit wirtschaftliche Verluste von schätzungsweise 28 Billionen US-Dollar, so die Studie. Allein auf die fünf größten Emittenten entfielen nach den Berechnungen davon 9 Billionen US-Dollar. Diese von den Forschern als Carbon Major bezeichneten Firmen sind: BP, Gazprom, Saudi Aramco, ExxonMobil und Chevron. Mindestens ExxonMobile wusste bereits seit Jahrzehnten um die Folgen seines Handels, wie Unterlagen aus 1970er-Jahren belegen, die vor zwei Jahren von einem Forschungsteam aus den USA und Deutschland ausgewertet und veröffentlicht wurden.

Eine Welt mit und eine ohne – man kann es vergleichen 

Christopher Callahan, Erstautor der Studie und Erdsystemwissenschaftler an der Stanford-University (USA), erklärt: "Unsere Ergebnisse zeigen, dass es tatsächlich möglich ist, die Welt, wie sie ist, mit einer Welt ohne einzelne Emittenten zu vergleichen." Er argumentiert, dass fossile Brennstoffunternehmen für die Schäden, die durch ihre Produkte verursacht werden, zur Rechenschaft gezogen werden sollten, ähnlich wie Pharmaunternehmen für negative Auswirkungen ihrer Medikamente haften.

Statt der Gesamtemissionen könnte der spezifische Treibhausgas-Fußabdruck jedes einzelnen Unternehmens ermittelt werden. "Unser Ansatz simuliert die Emissionen direkt und ermöglicht es uns, die Erwärmung und ihre Auswirkungen auf bestimmte Emittenten zurückzuführen", sagt Callahan. Sein und Mankins Fokus auf extreme Hitze baut auf ihrer früheren Arbeit auf, in der sie die globalen finanziellen Verluste durch Hitzewellen und die wirtschaftlichen Schäden berechneten, die einzelne Länder anderen durch ihren Beitrag zur Klimaerwärmung zugefügt haben.

Die Studie profitiert von Fortschritten in der Attributionsforschung, die es ermöglichen, die Auswirkungen des Klimawandels nahezu in Echtzeit zu verfolgen. Ihr wissenschaftlicher Fokus lag dabei auf standardisierten Methoden, die die Rolle des Klimawandels bei Extrem-Ereignissen belegen. Solche "Konsens"-Methoden seien in der wissenschaftlichen Gemeinschaft weithin anerkannt, so Callahan und Mankin in ihrer Arbeit: "Sie wurden in von Experten begutachteten Veröffentlichungen auf eine Vielzahl von Ereignissen angewendet, von Hitzewellen, bis hin zu Dürren, Überschwemmungen, Hurrikane, und Waldbrände."

Eine Grafik trägt die Aufschrift "Angst vor Klimawandel". Im Hintergrund sieht man Flammen, kahle Bäume und Wolken. 33 min
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Keine Vorhersage, sondern eine Dokumentation

Ein entscheidender Unterschied zu früheren Modellen besteht darin, dass der neue Ansatz nicht auf der allgemeinen Treibhausgaskonzentration basiert, sondern direkt die spezifischen Emissionen eines Unternehmens in den Blick nimmt. Dies ermöglicht eine präzisere Zuordnung. Justin Mankin: "Diese Analyse ist keine Vorhersage, sondern eine Dokumentation dessen, was bereits geschehen ist und die Gründe dafür darlegt." Die Ergebnisse der Studie könnten eine bedeutende Rolle in laufenden und zukünftigen Gerichtsverfahren zur Klimahaftung spielen.

Links/Studien

Callahan und Mankin "Die großen Emissionskonzerne und die wissenschaftliche Begründung für die Klimahaftung" ist als sogenannte Perspektive in nature erschienen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 24. April 2024 | 19:00 Uhr

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