Energiewende 2025: Deutschlands Wasserstoff-Autobahn in den Startlöchern – auch in Mitteldeutschland
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08. Januar 2025, 10:23 Uhr
2025 wird die Energiewende greifbarer: Zwischen Küste und Mitteldeutschland soll ein erstes Teilstück des Wasserstoff-Kernnetzes in Betrieb gehen. Bis 2032 soll es fertig sein und helfen, die Klimaziele zu erreichen – zum Beispiel, indem Industriestandorte durch den Zugriff auf grünen Wasserstoff dekarbonisiert werden.
2025 ist das Jahr, in dem Wasserstoff vom Modewort der Energiewende zum sichtbaren Aufschlag ebendieser werden kann: Das im vergangenen Herbst von der Bundesnetzagentur genehmigte Wasserstoff-Kernnetz befindet sich im Aufbau und zumindest theoretisch könnte das Zukunftsgas noch in diesem Jahr durch die Leitungen fließen. Dabei kommen neben Nordwestdeutschland vor allem Mittel- und Ostdeutschland zuerst zum Zuge.
Das alles passiert nicht zum Spaß oder weil Wasserstoff neben Dubai-Schokolade gerade einen Hype durchläuft, sondern dient als wichtiger Baustein, damit Deutschland und die Europäische Union die Klimaziele doch noch schaffen. Nicht weniger als das größte Wasserstoffnetz Europas soll hierzulande entstehen – was angesichts der Stellung als mit Abstand größter Industriestandort des Kontinents kaum verwundern dürfte.
Die Fertigstellung von mehr als 500 Kilometern des Netzes ist erstmal die Ziellinie für dieses Jahr. Die gute Nachricht ist da fast schon eine Nicht-Meldung: Derzeit liegen keine Erkenntnisse über Verzögerungen im Laufe des Jahres 2025 vor, erklärte der Branchenverband Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas (FNB Gas) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Der Aufbau des über 9000 Kilometer großen Netzes erfolgt schrittweise bis 2032 und erinnert an den Aufbau eines Schienennetzes für den Eisenbahnfernverkehr: Zum Teil sollen bestehende Erdgasleitungen für den Wasserstoffbetrieb fit gemacht werden, hier und da gibt es Neubauleitungen.
Mit 142 Kilometern zu den längsten Strecken zählt dabei das Projekt von Bobbau in Bitterfeld-Wolfen nach Edesbüttel bei Wolfsburg. Verantwortlich dafür mit einer halben Milliarde an Investitionskosten ist der Gasfernleitungsbetreiber Gascade – denn der Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes liegt in den Händen der Wirtschaft, die wiederum auch maßgeblich davon profitieren wird. So soll die Leitung zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen wie viele andere Trassen auch maßgeblich zur Dekarbonisierung der Metall- und Glasindustrie sowie der Chemiestandorte beitragen.
Wasserstoff-Kernnetz: Alte und neue Leitungen gehen Hand in Hand
Am Chemiepark Piesteritz in Wittenberg entsteht dazu eines der größten Wasserstoffprojekte Deutschlands. Das Leipziger Energieunternehmen VNG teilte Anfang Dezember mit, dass hier ein Elektrolyseur zur Herstellung von grünem Wasserstoff gebaut werden soll. Elektrolyse bedeutet: Strom zerlegt Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff. Der Energiewende zuträglich wird es dabei erst, wenn die eingesetzte Energie aus Erneuerbaren kommt – und der Wasserstoff vorzugsweise zu Zeiten produziert wird, in denen es Wind und Sonne besonders gut meinen.
Neben seiner Funktion als Energieträger bietet sich Wasserstoff, wie Batterien, auch als Energiespeicher an. Oder anders gesagt: Erneuerbare Energien und Wasserstoff werden am besten immer zusammen gedacht. Nicht nur in Bezug auf die Energiewende, sondern weitergedacht hin zum Betrieb von Wärmepumpen auch in Sachen Wärmewende. Wasserstoff ist dabei nicht nur ein Thema für Industriebetriebe, sondern auch für alle, denen an einer unterbrechungsfreien Nutzung von Waschmaschine und Fernsehapparat gelegen ist: Neugebaute Gaskraftwerke sollen künftig mit Wasserstoff betrieben werden können, um bei Bedarf – also etwa bei einer Dunkelflaute – in die Bresche zu springen und die Notwendigkeit von Stromimporten zu minimieren.
Wasserstoff durch Kernnetz-Leitungen schon 2025?
Vierzig Prozent des Wasserstoff-Kernnetzes werden nach aktuellen Planungen Neubau-Leitungen sein. In diesem Jahr betrifft das aber nur einen kleinen Teil der Etappe: Für die ersten anvisierten 525 Kilometer werden 507 Kilometer bestehende Gasinfrastruktur auf Wasserstoffbetrieb umgestellt. Das längste umgestellte Kernnetz-Teilstück, das schon 2025 in Betrieb genommen werden soll, führt von der Ostseeküste in Lubmin bis nach Bobbau. Ebenfalls in Sachsen-Anhalt soll eine knapp 25 Kilometer lange Wasserstoffleitung zwischen Bad Lauchstädt und Leuna-Süd entstehen – auch hier durch eine Leitungsumstellung.
Ob 2025 tatsächlich schon Wasserstoff durch die Leitungen fließt, können die Leitungsbetreiber noch nicht sagen. "Das ist eine Frage des Marktes, also der Händler", so der Branchenverband FNB Gas. 2026 geht der Aufbau des Kernnetzes dann etwas langsamer weiter. Laut Branchenverband FNB Gas werden – zumindest gemäß Plan – rund 142 Kilometer Wasserstoffleitungen fertig.
flo, mit dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 05. Januar 2025 | 05:00 Uhr
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