Wissen-News Studie: Wie kommt Deutschland an ausreichend "grünen" Wasserstoff?
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09. Dezember 2024, 17:30 Uhr
Wasserstoff gilt als Schlüsseltechnologie für die Energiewende. Neue Ergebnisse des Projekts "HYPAT – H2 Potenzialatlas", einer Zusammenarbeit von neun Forschungseinrichtungen, beleuchten Potenziale und Herausforderungen der internationalen Wasserstoffwirtschaft und zeigen mögliche Wasserstoff-Exportländer, mit denen Deutschland kooperieren könnte. Billig wird das allerdings nicht.
Grüner Wasserstoff soll eine zentrale Rolle spielen in der Transformation der deutschen Industrie, des Verkehrs und der Energiewirtschaft hin zur Klimaneutralität. Da Deutschland über begrenzte Ressourcen zur Eigenproduktion verfügt, wird ein Großteil des Bedarfs importiert werden müssen. Laut Abschlussbericht des Forschungsprojekts "HYPAT – H2 Potenzialatlas", an dem unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) neun Forschungseinrichtungen beteiligt waren, könnte der Anteil von grünem Wasserstoff und seinen Syntheseprodukten am deutschen Endenergiebedarf bis 2050 bei etwa 20 % liegen, während weltweit ein Bedarf von 4 bis 11 % des Endenergieverbrauchs erwartet wird.
Das Projekt identifiziert potenzielle Exportländer wie Marokko, Kanada oder Brasilien, die aufgrund ihrer erneuerbaren Energieressourcen und günstigen Produktionsbedingungen als Partner in Frage kommen. Gleichzeitig betont die Studie die Bedeutung sozialer und ökologischer Kriterien, um lokale Konflikte und negative Auswirkungen auf Exportländer zu vermeiden. Eine zentrale Empfehlung ist der Ausbau internationaler Transportinfrastrukturen, etwa durch Pipelines oder Schiffsverbindungen. Dabei würden Produkte wie Ammoniak und Methanol eine kurzfristig umsetzbare Option für den Export und Import von Wasserstoff bieten.
Grüner Wasserstoff: Hohe Kosten als zentrale Herausforderung
Trotz der positiven Perspektiven stellt die Wirtschaftlichkeit des Wasserstoffs eine erhebliche Herausforderung dar. Für den Import nach Europa werden bis 2030 Kosten von 3,50 bis 6,50 Euro pro Kilogramm Wasserstoff erwartet, die langfristig auf 2,50 bis 4,50 Euro sinken könnten. Deutschland wird jedoch mit den höchsten Wasserstoffpreisen in der EU rechnen müssen. Diese hohen Preise könnten die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie beeinträchtigen, insbesondere im Vergleich zu Ländern wie den USA, die günstigeren Zugang zu Wasserstoff haben.
Angesichts der Kosten und begrenzten Verfügbarkeit, heißt es im Bericht, sollte der Einsatz von Wasserstoff vor allem auf Sektoren konzentriert werden, in denen es kaum Alternativen gibt, etwa die Stahl- und Chemieindustrie oder der internationale Transport per Schiff oder Flugzeug. Ein Einsatz in Bereichen wie Gebäudeheizung oder Straßenverkehr bleibe aufgrund der hohen Preise vorerst unwahrscheinlich.
Martin Wietschel vom Fraunhofer ISI, der das HYPAT-Projekt koordinierte, zieht folgendes Fazit: »Im Projekt HYPAT wurde klar, dass sich Deutschland als großer künftiger Nachfrager um eine stabile und nachhaltige Versorgung mit dem zukunftsträchtigen Energieträger Wasserstoff kümmern muss – gerade auch mit Blick auf seine künftige Wettbewerbsfähigkeit, da der Wasserstoffeinsatz zur Dekarbonisierung in wichtigen Industriebereichen alternativlos ist." Daher gelte es, so Wietschel, sich um internationale Kooperationen sowohl mit anderen importierenden Ländern als auch mit Exportländern zu bemühen. Fehler aus der Vergangenheit wie einseitige Abhängigkeiten sollten vermieden werden. Bei der Auswahl künftiger Partner sollten laut Wietschel neben ökonomischen auch soziale und politische Faktoren eine zentrale Rolle spielen.
rr
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 05. Dezember 2024 | 07:19 Uhr
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