Wissen-News Warmer Herbst wirkt sich auf Tierwelt aus

23. November 2023, 17:49 Uhr

Zu warm für Winterschlaf? Verspäten sich die Zugvögel? Der milde Herbst bringt die Tierwelt aus dem Takt. Manche Arten stehen dadurch womöglich vor Problemen.

Der milde Herbst kann nach Angaben von Fachleuten den Rhythmus von Tieren durcheinanderbringen – mit weitreichenden Folgen. Viele Vögel, vor allem Kurzstreckenzieher wie Stare, seien noch nicht auf dem Weg in den Mittelmeerraum, erklärte die Biologin Angelika Nelson vom Naturschutzverband LBV. Ein verändertes Zugverhalten beobachtet der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) auch bei Kranichen: Diese verweilten in diesem Jahr länger an den Rastplätzen in Nord- und Ostdeutschland und zogen erst verzögert in den Süden.

Langstreckenzieher nun im Nachteil

Der LBV fordert mehr Anstrengungen für den Klimaschutz. Die Veränderungen im Jahreslauf könnten weitreichende Folgen für Ökosysteme haben, erläuterte Nelson. "Über Jahre eingespielte Beziehungen zwischen verschiedenen Lebewesen geraten aus dem Takt." Für Igel könne es zum Beispiel noch zu warm für den Winterschlaf sein. Sie fänden aber schwerer Nahrung, weil sich Insekten, Spinnen und Würmer bereits an geschützten Orten versteckten. Fachleute wie Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Radolfzell am Bodensee beobachten einen deutlichen Trend, dass die Kurzstreckenzieher ihre Abflugzeiten je nach Witterung verändern und zum Teil früher aus den Winterquartieren zurückkehren. Die Langstreckenzieher seien dagegen ausgeprägte Wanderer – und es sehe so aus, als seien sie nun im Nachteil, so Fiedler.

Klassische Überwinterer wie Blau- und Kohlmeise müssten sich dadurch das in der kalten Jahreszeit knappe Futter mit weiteren Arten teilen, sagte Nelson. Die Klimaerwärmung könne aber auch dazu führen, dass Singvögel wie Meisen und Amseln aus den skandinavischen Ländern nicht mehr als Wintergäste zu uns kommen, sondern im Norden bleiben, gab der Nabu-Experte Martin Rümmler zu bedenken. Dies ließen Beobachtungen bei Wasservögeln wie Enten und Blesshühnern vermuten, ergänzte Fiedler. "Es sieht so aus, als ob diese nicht mehr den weiten Weg aus dem Nordosten Europas zu den großen Seen im Alpenvorland machen."

dpa

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