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Wissen-News Fruchtfliegen haben einen Spieltrieb
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14. Februar 2025, 09:50 Uhr
Spielverhalten im Tierreich ist nicht ungewöhnlich, aber bisher vor allem bei Wirbeltieren nachgewiesen. Doch auch Fruchtfliegen scheinen diesen Trieb zu haben. Zumindest fahren sie gern Karussell, wie eine Leipziger Forschungsgruppe herausgefunden hat.
Wenn Sie Fruchtfliegen an einen bestimmten Ort in der Küche locken wollen, stellen Sie am besten ein kleines Karussell auf. Nein, ganz so einfach dürfte es nicht sein. Aber zumindest kommt einem dieser Gedanke, wenn man die neueste Studie einer Leipziger Forschungsgruppe betrachtet. Darin wurde erstmals das potenzielle Spielverhalten von Fliegen nachgewiesen. Fruchtfliegen (Drosophila melanogaster) suchen demnach freiwillig und wiederholt ein sich drehendes Karussell auf.
"Bisher ist Spielverhalten hauptsächlich bei Wirbeltieren beschrieben worden", sagt Wolf Hütteroth, der die Untersuchung am Institut für Biologie der Universität Leipzig geleitet hat und vor kurzem von Leipzig als assoziierter Professor an die Northumbria University in Newcastle in England gewechselt ist. Das beschriebene Spielverhalten von "freiwilliger passiver Bewegung" der Fliegen, wie Schwingen, Wippen, Rutschen oder Drehen, sei nun erstmals bei Insekten nachgewiesen worden.
Sieben Jahre Filmmaterial
Die Forschungsgruppe hat insgesamt 190 einzelne Fliegen in eine Karussell-Arena, eine etwa einen Zentimeter hohe Uhrglas-Kuppel, gesetzt und dann für drei bis 14 Tage gefilmt. Anschließend wurden die Positionen jeder Fliege in den Filmen mit einer speziellen Software automatisch erkannt und getrackt. "Mit mehreren Karussells haben wir insgesamt etwa sieben Jahre an Filmdaten generiert und analysiert", berichtet Tilman Triphan, der Erstautor der Studie. Nur ein Bruchteil der generierten Daten ging in die Studie ein.
Diese Vorgehensweise war nötig, weil die Forschungsgruppe – anders als bei den meisten Verhaltensexperimenten an Fliegen – auf das freiwillige Verhalten der Insekten angewiesen war. Um auf das Karussell zu fliegen, sei unter der Uhrglas-Kuppel zu wenig Platz gewesen. "Wir haben aber unterschieden, ob die Fliegen gezielt auf das Karussell laufen oder unkoordiniert aufspringen. So konnten wir zeigen, dass ungeplante Karussell-Besuche bei den spielenden Fliegen eher untypisch waren", erläutert die Co-Autorin Clara H. Ferreira von der Northumbria University. Während viele Fliegen das Karussell mieden, besuchten andere das Karussell wiederholt und für längere Zeiträume. Drehten sich zwei Karusselle abwechselnd, folgten die Fliegen sogar der Stimulation, bewegten sich also aktiv vom stehenbleibenden zum sich drehenden Karussell.
Laut Studienleiter Hütteroth erlauben die Forschungsergebnisse nun eine tiefgreifende Untersuchung der zugrunde liegenden genetischen, neuronalen und biochemischen Faktoren, die das Spielverhalten der Fruchtfliegen beeinflussen, und welche Vorteile sich durch einen ausgeprägten Spieltrieb generell für Lebewesen ergeben.
Links / Studien
Die Studie "Play-like behavior exhibited by the vinegar fly Drosophila melanogaster" ist im Fachjournal "Current Biology" erschienen.
(rr/pm)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 27. Januar 2025 | 12:30 Uhr
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