
WISSEN-NEWS HTW Dresden optimiert menschenähnliche Crashtest-Dummys
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12. März 2025, 16:34 Uhr
Bei den neuen Crashtest-Dummys geht es nicht um die Unfallbeteiligten in einem Fahrzeug, sondern um die Unfallopfer außerhalb des Autos. Das Besondere daran: es werden dabei nicht mehr nur äußere Verletzungen sichtbar. Mittels CT können die Dummys auch auf innere Verletzungen untersucht werden.
Um die Autos der Zukunft sicherer zu machen, werden Unfallszenarien mit Dummys realitätsnah nachgestellt und Verletzungen analysiert. Weil sich aber mit klassischen Crashtest-Dummys längst nicht alle Verletzungen darstellen lassen, entwickelt die HTW Dresden neuartige menschenähnliche Testpuppen, sogenannte Biofidel-Dummys.
Anfang Februar 2025 startete ein neues Projekt, das auf 28 Monate ausgelegt ist und bei dem es nicht um die Sicherheit der Fahrzeuginsassen, sondern die der anderen Verkehrsteilnehmer im städtischen Umfeld geht. Ziel ist die Entwicklung eines Fußgänger-Dummys mit einer innovativen Unterleibskonstruktion, die weitestmöglich mit dem menschlichen Vorbild übereinstimmt (Pedestrian Dummy – kurz PedDu).
Biofidel-Dummy: Äußere und innere Verletzungen werden sichtbar
Dieser Dummy soll den Becken- und Hüftbereich sowie Oberschenkel, Unterschenkel und Füße – zu denen Gelenke, Sehnen, Muskeln und Weichteile gehören – nachahmen. Es soll laut Lars Hannawald (HTWD) "mithilfe von antagonistischen synthetischen Ersatzmuskeln in Position gehalten werden". Die Muskeln lassen sich individuell unter Spannung bringen, sodass der Dummy eine aufrechte Haltung ohne externe Stützkonstruktion einnehmen kann.
"Außerdem soll bei einer simulierten Kollision nach dem Erstkontakt mit dem Pkw die Muskelspannung so zu steuern sein, dass eine realistische Flugphase sowie ein zweiter Aufprall darstellbar sind", so der Projektleiter. Es können aber auch Unfälle simuliert werden, bei denen die Crash-Puppe auf einem Fahrrad oder Roller sitzt.
Mittels Silikongusstechniken und verschiedener Füllmethoden sollen spezielle Weichteilsegmente mit unterschiedlichen Festigkeiten erstellt werden. Damit wären erstmals aussagekräftige Crashuntersuchungen für unterschiedliche Körpertypen möglich – Unterschiede im Geschlecht, Körperbau, Fett- und Muskelanteil können damit abgebildet werden.
Nach dem Aufprall wird der Biofidel-Dummy auf Schäden an seinem künstlichen Körper untersucht. Durch die ferrometallfreie Konstruktion, in der keine magnetischen Metalle, wie Eisen, Kobalt oder Nickel enthalten sind, lassen sich erstmalig nicht-invasive Untersuchungen beispielsweise mittels Computertomografie (CT) durchführen.
Breitgefächerter Einsatz der Dummys aus Dresden
Biofidel-Dummys lassen sich laut Forschungsteam in verschiedenen Bereichen für alle Belastungsformen einsetzen, in der Unfallforschung ebenso wie bei Stürzen aus großer Höhe oder als Trainingspuppe für Rettungsübungen. Seit 2017 entwickelt die HTWD die Dummys, die von der Firma CTS fertigt und vermarktet werden.
Bei neueren Forschungsvorhaben standen unterschiedliche Körperteile im Fokus. So wurde ein Dummy mit künstlicher Muskulatur speziell für den Halsbereich entwickelt, mit dem die Verletzungen von Autoinsassen darstellbar sind, je nachdem, ob sie beim Unfall wach sind oder schlafen, die Halsmuskeln also angespannt oder entspannt sind.
Noch bis Juni 2025 läuft ein Projekt zur Entwicklung eines Lungenersatzmodells. Es dient dazu, äußerlich nicht sichtbare Verletzungen der Lunge zu untersuchen, wie sie bei Explosionen auftreten. Damit kann die Schutzwirkung von gepanzerten Fahrzeugen oder Schutzräumen getestet werden.
Links/Studien
HTWD-Pressemitteilung vom 11. März 2025: Biofidel-Dummy für die Unfallforschung
pk
Dieses Thema im Programm: MDR+ | 25. Februar 2025 | 12:30 Uhr
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