Elektroautos Studie: E-Autos für Fußgänger gefährlicher als Verbrenner
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24. Mai 2024, 16:17 Uhr
Britische Wissenschaftler haben Unfalldaten aus fünf Jahren ausgewertet und kommen zu dem Ergebnis, dass Elektroautos im Verhältnis zu ihrer jährlichen Fahrleistung mehr als doppelt so oft an Unfällen mit Fußgängern beteiligt sind wie Autos mit Verbrennungsmotor. Hauptgrund dürfte das leisere Fahrgeräusch der E-Autos sein.
Auf dem Land macht es offenbar kaum einen Unterschied, ob da ein (leiseres) E-Auto angefahren kommt oder ein (lauteres) Auto mit Verbrennungsmotor. Die Zahlen der Unfälle mit Fußgängerbeteiligung sind im ländlichen Raum in etwa gleich hoch, zumindest waren sie das von 2013 bis 2017 im Vereinigten Königreich. Denn das sind Zeitraum und Herkunftsort der Daten der neuesten Studie zu diesem Thema.
Und gemäß dieser Studie macht es in Stadtgebieten sehr wohl einen Unterschied, ob da ein E-Auto oder ein Verbrenner-Vehikel angefahren kommt, einen sehr großen sogar. Nach den Berechnungen der Studienautoren sind in Städten E-Autos 2,7-mal gefährlicher für Fußgänger als Autos mit Verbrennermotor, was laut den Autoren "mit der Theorie übereinstimmt, dass E-Autos in städtischen Gebieten, in denen der Umgebungslärmpegel höher ist, für Fußgänger weniger hörbar sind."
Wenn man alle Daten von Stadt und Land zusammennimmt, kommt man dann auf ein Verhältnis von 2,15 zu 1 zu "Ungunsten" der E-Autos. Je 100 Millionen Meilen Fahrleistung kommt es bei den elektrisch angetriebenen Fahrzeugen zu 5,16 Unfällen mit Fußgängern, bei Autos mit Verbrennungsmotor sind es 2,4.
Gefahr von E-Autos für Fußgänger: Zwei Studien, zwei völlig verschiedene Ergebnisse
Das britische Verkehrsforschungslabor hatte vor einigen Jahren ein ganz anderes Ergebnis verkündet. In einer Studie mit Daten von 2005 bis 2007 wurde festgestellt, dass es bei E-Autos und Hybridfahrzeugen im Verhältnis weniger Fußgängerunfälle gab als bei Benzin- oder Dieselfahrzeugen.
Wie kann das sein? Haben sich die Unfallzahlen in etwa zehn Jahren so stark verändert? Nein. Es ist alles eine Frage der Verhältnisrechnung, zu welcher Größe man die reinen Unfallzahlen also in Bezug setzt. Dass man so eine Verhältnisrechnung oder Bezugsgröße überhaupt braucht, ist klar, denn es gibt (damals wie heute) bei Weitem nicht so viele Autos mit E-Motor wie mit Verbrennungsmotor, weshalb die absoluten Zahlen von Unfällen beider Gruppen nicht aussagekräftig sind. Aber welche Bezugsgröße nimmt man?
In der älteren Studie wurde die Zahl der Unfälle ins Verhältnis zur Zahl der zugelassenen Autos gesetzt. Eine recht simple Rechnung, die auf den ersten Blick auch nicht unlogisch erscheint. Aber die Autoren der neuen Studie waren mit diesem Rechenmodell unzufrieden. Sie argumentieren, dass E-Autos im Durchschnitt eine deutlich geringere jährliche Fahrleistung haben, weshalb sie also im Schnitt noch seltener im Straßenverkehr anzutreffen sind, als es ihre Zulassungszahlen aussagen.
Einschränkungen der Studie
Die Autoren der neuen Studie nutzten deshalb die durchschnittliche Fahrleistung von E-Autos und Verbrennern als Bezugsgröße, mussten sich da allerdings mit geschätzten Werten zufrieden geben. Das ist eine Einschränkung der Studienergebnisse – und nicht die einzige.
Außerdem gab es in den Unfalldaten, in denen insgesamt 96.285 Fußgänger zu Schaden gekommen waren, in 22.829 Fällen keine Angaben zur Antriebsart des beteiligten Autos, eine Ausfallquote von immerhin 24 Prozent. Um ihr Ergebnis dennoch zu stützen, machten die Studienautoren eine "Extremfallanalyse" und nahmen einfach an, in all diesen 22.829 Fällen seien es Autos mit Verbrennungsmotoren gewesen. Aber selbst dann waren E-Autos statistisch noch "gefährlicher" für Fußgänger. Statt mit einem Verhältnis von 2,15 zu 1 nun mit 1,63 zu 1.
Junge Fahrer fahren häufiger E-Auto und sind auch häufiger in Unfälle verwickelt
Eine dritte Einschränkung ist eine mögliche Verzerrung, ein sogenanntes Confounding. Das tritt auf, wenn Exposition und Ergebnis einer Studie eine gemeinsame Ursache haben. In diesem Fall wäre das durchaus möglich, weil jüngere (unerfahrenere) Autofahrer erstens häufiger in Verkehrsunfälle verwickelt sind und zweitens auch häufiger mit einem E-Auto unterwegs sind als ältere.
"Ein Teil des beobachteten erhöhten Risikos von Elektroautos könnte daher darauf zurückzuführen sein, dass jüngere Fahrer Elektroautos bevorzugen", schreiben die Autoren. "Dies würde zu einem positiven Confounding führen, was bedeutet, dass das tatsächliche relative Risiko von Elektroautos geringer ist, als wir in unserer Studie geschätzt haben."
Überhaupt wollen die Studienautoren Elektroautos nicht verteufeln. Sie wollen aber, dass ihre Erkenntnisse in Zukunft bedacht werden. Das Fazit der Wissenschaftler: "Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge stellen in städtischen Umgebungen ein größeres Risiko für Fußgänger dar als benzin- und dieselbetriebene Fahrzeuge. Dieses Risiko muss entschärft werden, wenn die Regierungen Benzin- und Dieselfahrzeuge schrittweise aus dem Verkehr ziehen wollen."
Links/Studien
P. Edwards, S. Moore, C. Higgins: "Pedestrian safety on the road to net zero: cross-sectional study of collisions with electric and hybrid-electric cars in Great Britain" (2024), erschienen im "Journal of Epidemiology and Community Health"
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | 11. Mai 2024 | 18:10 Uhr
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