Ärzte und Intensivpfleger kümmern sich um die schwerkranken Covid-Patienten auf der Covid-Intensivstation der Dresdner Uniklinik. 6 min
Bildrechte: imago images/Max Stein
6 min

MDR KULTUR - Das Radio Fr 14.03.2025 14:26Uhr 05:54 min

https://www.mdr.de/wissen/audios/lehren-aus-corona-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Pandemie 5 Jahre Corona – Was wir aus der Krise gelernt haben

14. März 2025, 14:29 Uhr

Fehlende Masken, geschlossene Schulen, überfüllte Krankenhäuser: Die Pandemie hat viele Probleme im Umgang mit einem neuen Virus offengelegt. Was hat das Gesundheitssystem aus diesen Erfahrungen gelernt?

Autorenfoto von Clemens Haug
Bildrechte: Tobias Thiergen/MDR

Im März vor fünf Jahren zogen Regierungen weltweit die Reißleine: Um Corona einzudämmen, wurde das öffentliche Leben auf ein Minimum heruntergefahren. Lockdown war das Gebot der Stunde. Die folgenden zweieinhalb Jahre bestimmte der Kampf gegen das Virus die Schlagzeilen. Was hat das Gesundheitssystem in dieser Zeit gelernt? Ein Überblick.

Sars-CoV-2: Das am besten erforschte Virus der Welt

Corona und seine Evolution wurden praktisch zum ersten Mal in Echtzeit erforscht. Seit der globalen Ausbreitung sind über 150.000 Forschungsartikel publiziert worden. Das Virus und seine Varianten wurden insgesamt 17 Millionen mal genetisch sequenziert. Dennoch bleiben einige Fragen offen. Es konnte nicht geklärt werden, woher das Virus genau kam. Wurde es im Labor optimiert und dann durch einen Unfall freigesetzt, wie offenbar der Bundesnachrichtendienst lange Zeit glaubte? Oder war es doch die Einschleppung aus der Natur, ein Übersprung des Virus von Fledermäusen auf Marderhunde, deren Fleisch auf dem Wildtiermarkt in Wuhan verkauft wurde?

Offen ist auch, wie genau es zu den beobachteten evolutionären Sprüngen gekommen ist, wie also die Varianten Alpha, Delta oder Omicron entstanden. In einem längeren Beitrag für das Magazin Nature diskutiert Ewan Callaway diese und weitere Fragen.

War die Schließung der Schulen notwendig und was hat sie gebracht?

Die Schließung der Schulen war eine der umstrittensten Maßnahmen. Beschlossen wurde sie, weil Schulen bei der Verbreitung von Influenza eine zentrale Rolle spielen. Das zeigt der alljährliche Rückgang der Fallzahlen während der Weihnachtsferien. Unklar war aber, ob das auch für Corona gilt, da Kindern und Jugendliche nur sehr selten schwer krank werden, es umgekehrt aber sehr viele symptomlose Verläufe gibt.

Eine umfangreiche Metastudie aus dem Sommer 2021, die verschiedene Maßnahmen miteinander verglich, sah für Schulschließungen kein klares Ergebnis: Zahlreiche Studien zeigten zwar, dass Schließungen wohl zur Unterbrechung der ersten Coronawelle beitrugen. Wurden dann aber angemessene Hygieneregeln umgesetzt, konnten die Schulen geöffnet werden, ohne dass es zu einem deutlichen Anstieg der Ansteckungszahlen kam. Das hat in Dänemark und Schweden laut der Studie sehr gut funktioniert, in Deutschland allerdings weniger. Hier wurden die Maßnahmen einerseits nicht so konsequent umgesetzt. Zugleich war das Infektionsgeschehen zum Zeitpunkt der Öffnung wieder voll im Gang.

Schüler, besonders die älteren, haben unter den Schulschließungen aber auch massiv gelitten. Studien zeigen sehr deutlich, dass Angststörungen, Depressionen und Stress bei Jugendlichen stark zunahmen. Die Kinder haben mehr Zeit vor Bildschirmen und weniger Zeit mit Bewegung verbracht. Vor allem in sozial benachteiligten Familien waren diese Effekte noch einmal größer.

Fazit: Bei einer neuen Pandemie wäre hier der größte Verbesserungsbedarf in Deutschland.

Wie sind die Krankenhäuser heute auf eine neue Pandemie vorbereitet?

Das Krankenhaussystem steht – Stichwort Krankenhausreform – mal wieder unter Spardruck. Dennoch sagen viele Mediziner, dass die Kliniken heute deutlich besser vorbereitet wären auf gesundheitliche Notlagen als vor der Pandemie. Zwei Faktoren sind dabei zentral:

Die Vernetzung

Heute ist das Krankenhaussystem in regionalen Clustern zusammengeschlossen, die über Krankenhausleitstellen koordiniert werden. Eine solche Leitstelle befindet sich am Universitätsklinikum in Dresden. Sie ist dafür zuständig, Patientenströme zu lenken und Kapazitäten im Auge zu behalten. Über diese Koordinierungsstellen hinaus sind auch die persönlichen Kontakte zwischen den Ärzten heute wesentlich enger. Man kenne sich jetzt besser, wisse, wer in welchen Kliniken über welche Möglichkeiten verfüge und sei auch mit den Rettungsdiensten, also dem sogenannten vorklinischen Bereich, deutlich enger vernetzt, sagen Mediziner in Hintergrundgesprächen.

Digitalisierung

Das betrifft auch den Austausch von Daten: Welche Patientengruppen sind besonders von welchen Problemen betroffen? Welche Behandlungen schlagen an? Innerhalb der Universitätskliniken wird dieses Wissen nun erheblich schneller ausgetauscht. Auch die elektronische Patientenakte könnte hier einen weiteren wertvollen Beitrag liefern, vorausgesetzt, die Sicherheitslücken können behoben werden.

Ein weiterer Fortschritt betrifft die Ausstattung: Zu Beginn von Corona gab es nicht genug Schutzmasken. Das hat sich jetzt geändert. Außerdem wissen die Kliniken jetzt selbst, mit welchen Methoden sie verhindern können, dass sich Ärzte und Pfleger bei den Patienten anstecken.

Fachkräftemangel in der Pflege: Hat sich die Situation verbessert?

Mediziner, Pfleger und Experten sind sich einig, dass sich in der Pflege einiges verbessert hat. Eine wichtige Reform war schon vor Corona beschlossen worden und trat zufälligerweise genau zum Beginn der Pandemie in Kraft: Seit dem ersten Januar 2020 gibt es eine generelle Ausbildung für Pflegeberufe. Die frühere Unterteilung in Kranken-, Altenpflege und so weiter ist passé. Zudem wurden die Ausbildungstarife stark angehoben, so dass die angehenden Pflegerinnen und Pfleger zu den bestbezahlten Auszubildenden gehören.

In vielen Bereichen wurden Personaluntergrenzen eingeführt. Das bedeutet, es gibt jetzt eine Maximalzahl von Patienten, die eine Pflegekraft betreuen darf. Das soll der Überlastung entgegenwirken.

Allerdings kann der Personalmangel nicht auf die Schnelle behoben werden. In vielen Kliniken mangelt es weiter an Pflegerinnen und Pflegern. In Intensivbereichen, etwa der Extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO), wo schwer kranke Covid-Patienten mit künstlichen Lungen beatmet wurden, dort sind Pflegekräfte der limitierende Faktor bei der Kapazität. Es mangelt nicht an Betten und an Maschinen, sondern am Pflegepersonal.

Pflegefachverbände hoffen auch, dass die neue Bundesregierung einige Gesetze umsetzt, die die alte zwar auf den Weg gebracht hat, die aber nicht mehr verabschiedet werden konnten. Da geht es darum, die Regeln für Pflegeassistenz zu vereinheitlichen und auch den Pflegern unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit einzuräumen, neue Verfahren zu erforschen und zu erproben.

Eine Menschenschlange vor einem gläsernen Gebäude. 44 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Doku Politik (Einzelstück) Di 18.03.2025 21:45Uhr 43:46 min

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Eine Menschenschlange vor einem gläsernen Gebäude. 44 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
44 min

Doku Politik (Einzelstück) Di 18.03.2025 21:45Uhr 43:46 min

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 14. März 2025 | 12:15 Uhr

404 Not Found

Not Found

The requested URL /api/v1/talk/includes/html/a347a9cd-7273-4c3e-ad26-a2c1d28056a4 was not found on this server.