Junge Frau in geöffnetem Bademantel, die Brust mit einer Hand bedeckend
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Evolution Darum ist die weibliche Brust einzigartig

06. März 2025, 16:02 Uhr

Sie sind klein oder groß, rund oder eher spitz, stehend oder hängend: Ihre Brüste sind so vielfältig wie die Frauen selbst. Und schön sind sie natürlich alle. Aber egal, wie er optisch daherkommt, der Busen gilt als Symbol für Weiblichkeit und Fruchtbarkeit. Und das, obwohl er ja eigentlich als zentrale Aufgabe hat, den Nachwuchs zu stillen. Tatsächlich sind die Brüste der Frau evolutionär gesehen etwas ganz Besonderes.

Ständig ausgebildete Brüste nur beim Menschen

Die Brust der Frau ist in der Natur einmalig. Denn der Mensch ist die einzige Spezies, bei der die erwachsenen "Weibchen" dauerhaft ausgebildete Brüste haben. Denn bei allen anderen Säugetieren schwillt dieser Bereich nur in der Stillzeit an und bleibt auch nur vergrößert, solange die Zitzen zur Ernährung des Nachwuchses dienen. Beim Menschen jedoch wachsen den Frauen schon ab der Pubertät die Brüste und nicht erst mit der ersten Schwangerschaft.

Aber woran liegt das? Die Antwort ist in der Evolution zu finden, meinen Forschende. Diese evolutionären Gründe sind vielfältig und umfassen sowohl sexuelle als auch natürliche Selektion. Es gibt dabei drei zentrale Hypothesen:

  • Sexuelle Selektion: Eine weit verbreitete Hypothese ist, dass vergrößerte Brüste als sexuelles Signal dienen, um Partner anzuziehen. Sie könnten dabei die Fruchtbarkeit einer Frau signalisieren, was für den Mann ein wichtiges Merkmal für die Fortpflanzung ist.
  • Natürliche Selektion: Eine andere Theorie besagt, dass Brüste ursprünglich als Nebenprodukt anderer evolutionärer Prozesse entstanden sind, wie der Zunahme von Unterhaut-Fettgewebe zur Regulation unserer Körperwärme. Diese Veränderungen könnten hormonelle Anpassungen ausgelöst haben, die auch zur Entwicklung von Brüsten führten.
  • Signal für den Ernährungszustand: Brüste und Po könnten sich auch entwickelt haben, um potenziellen Partnern zu signalisieren, wie der Ernährungszustand einer Frau ist. Auch das konnte einst für die Zeugung von überlebensfähigem Nachwuchs relevant gewesen sein.

Fachleute vermuten, dass die dauerhaft große Brust das Ergebnis einer Kombination aus all diesen Selektionsfaktoren ist. So könnten sie ursprünglich als Nebenprodukt anderer evolutionärer Anpassungen entstanden sein und wurden später zum sichtbaren Signal für Fruchtbarkeit und Ernährungszustand. Diese Merkmale haben sich dann möglicherweise durchgesetzt, weil diese Frauen sich tendenziell mehr fortgepflanzt haben.

Drei Frauen mit geöffneten Oberteilen. Man sieht, dass die Brüste abgenommen wurden.
Brüste formen einen Körper – wie formen sie unsere Identität? Die Doku porträtiert Menschen, die sich ganz bewusst mit ihrem Körper auseinandersetzen, wie eine junge Frau, die sich nach einer Brustentfernung ganz neu kennenlernt. Bildrechte: SWR
MDR FERNSEHEN Do, 06.03.2025 23:10 23:55
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Die Brüste der Frau sind zwar immer ausgebildet, können aber dennoch wachsen. Das passiert natürlich einmal bei Schwangeren zur Vorbereitung auf die Geburt und die Milchproduktion. Aber auch bei Erregung kann die Brust um bis zu ein Viertel wachsen. Dann füllen sich die Venen in der Brust mit Blut und blähen sie quasi auf. Dieses Sexualmerkmal ist auch ein explizit menschliches: Männer sind Untersuchungen von US-Wissenschaftlern zufolge die einzigen Lebewesen, die von Anblick und Berührung der weiblichen Brust erregt werden.

Unterschiedlich groß? Ganz normal!

Weltweit sind mehr als 70 Prozent der Frauen mit der Größe ihrer Brust unzufrieden, zeigte eine internationale Studie in 40 Ländern. Demnach hätten rund die Hälfte der Frauen lieber eine größere Brust, rund ein Viertel eine kleinere - nur jede Dritte ist zufrieden mit der Oberweite. Die vermeintlich perfekte Brust ist mittelgroß und symmetrisch, doch medizinisch gesehen sind jegliche Formen und auch leichte Größenunterschiede völlig normal.

Üppiges Dekolletè einer Frau im roten Dirndl
Zwei gleiche Brüste sind eher die Ausnahme. Bildrechte: IMAGO / alimdi

Eine Studie aus der Schweiz zeigte etwa, dass eine Assymetrie sogar überwiegt. Bei 62 Prozent der Frauen war hier die linke Brust etwas größer als die rechte. Es ist also eher ungewöhnlich, wenn eine Frau zwei exakt gleich große und gleich geformte Brüste hat. So perfekt bekommt das nämlich nur die plastische Chirurgie hin.

Schneller als ein Rennauto! Weibliche Brüste können schneller durchstarten als ein Rennwagen: Sobald Brustwarzen mit Körbchengröße C oder D durch Springen oder Rennen so richtig in Bewegung kommen, dann können sie in nur einer Sekunde auf 72 Kilometer pro Stunde beschleunigen. Das haben Schweizer Forschende bei einer Studie mit Profisportlerinnen festgestellt.

Mehr als zwei Brustwarzen möglich

Wenn ein Baby im Bauch heranwächst, dann gibt es in den ersten sechs Wochen des Lebens noch keinen Unterschied: Alle Embryonen sind jetzt weiblich. Erst danach entscheidet sich, ob die Ausschüttung des Hormons Testosteron dafür sorgt, dass sich männliche Geschlechtsorgane bilden oder ob es ein weiblicher Fötus wird. Doch egal, was es wird, es bleiben bei beiden Geschlechtern die Brustwarzen erhalten. Ganz grundsätzlich gibt es also gar keinen großen Unterschied zwischen den "Nippeln" von Mann und Frau.

Dass es nur zwei sind, liegt daran, dass der Mensch in der Regel nur ein Baby pro Schwangerschaft bekommt, seltener auch Zwillinge. Deshalb haben sich im Laufe der Evolution die anderen "Zitzen" zurückgebildet, glauben Forschende. Denn theoretisch wäre mehr möglich: Von der Achselhöhle zur Leiste verlaufen in unserem Körper nämlich zwei Milchleisten - ganz so, wie bei anderen Säugetieren, die mehrere Junge säugen, auch. Im Schnitt gibt es auch hier zwei Zitzen pro Baby. Das macht beim Menschen also im Schnitt zwei Brüste, die aufgrund des parallelen Verlaufs der Milchleisten direkt nebeneinander liegen.

Ein Baby wird gestillt
Zwei Brustwarzen für ein Baby: Möglich wären sogar mehr. Bildrechte: imago/Science Photo Library

Manchmal zeigt sich bei einzelnen Menschen sogar, dass es sich wohl um eine evolutionäre Entwicklung handeln muss. Sie haben nämlich eine oder mehrere zusätzliche Brustwarzen entlang der Milchlinien. Dieses Phänomen wird in der Medizin auch als Polythelie bezeichnet.

Brustwarze ist nicht gleich Brustwarze

Bei den Brustwarzen gibt es kein Normal, denn genau wie die Form der ganzen Brust ist auch die Form der Brustwarze mitunter sehr unterschiedlich. Während die einen eher hervorstehen, gibt es etwa auch sehr flache Brustwarzen, die sich nur aufstellen, wenn die Frau sexuell erregt ist oder friert. Bei der hervorstehenden Variante spielt das keine Rolle für die Form, sie werden bei Erregung lediglich fester.

Außerdem gibt es auch noch sogenannte Schlupf- oder Hohlwarzen. Die sind nach innen gerichtet und sie stellen sich in der Regel gar nicht auf. Das kann allerdings beim Stillen von Babys zu Problemen führen, gesundheitsschädlich ist es aber ansonsten nicht. Und dann sind da noch die Brustwarzen mit einem erhobenen Warzenhof. Das heißt, dass hier die Talgdrüsen einfach recht gut zu erkennen sind und sich abheben, aber auch das ist ganz normal.

Übrigens sitzen rund um die Brustwarze der Frau auch bis zu 15 Duftdrüsen. Sie sind eine Art Navigation für das Baby: Die Pheromone - also Lockstoffe - die dort produziert werden, weisen den Weg zur Nahrungsquelle.

Studien

Pawłowski, Bogusław; Żelaźniewicz, Agnieszka: The evolution of perennially enlarged breasts in women: a critical review and a novel hypothesis. In: Biological Reviews, 13.7.2021. DOI: 10.1111/brv.12778.

Kościński, K. et. al.: Stereotypical and Actual Associations of Breast Size with Mating-Relevant Traits. In: Archives of Sexual Behavior, 27.9.2019. DOI: 10.1007/s10508-019-1464-z.

Chant, John: Hypothesis for the Evolution of Human Breasts and Buttocks. In: The American Naturalist, 1.2.1981.

Swami, Viren: The Breast Size Satisfaction Survey (BSSS): Breast size dissatisfaction and its antecedents and outcomes in women from 40 nations. In: Body Image, Volume 32, März 2020. DOI: 10.1016/j.bodyim.2020.01.006.

(kie)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Mein Körper. Meine Brüste. | 06. März 2025 | 23:10 Uhr

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