Wissen-News Frühkindliche Traumata: Männliche und weibliche Mäuse reagieren unterschiedlich auf Stress
Hauptinhalt
16. Januar 2025, 06:29 Uhr
Weibchen weichen aus oder fliehen, Männchen "frieren ein". Eine Münchner Studie hat ergeben, dass Mäuse je nach Geschlecht anders auf Stress reagieren. Dies erklärt auch die Entwicklung von Traumata aus der Kindheit.
Stress in der Kindheit, wie Vernachlässigung oder Misshandlung, sind bekannte Risikofaktoren für die Entwicklung psychischer Störungen im späteren Leben. Forschende des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie (MPI) in München untersuchten mit Hilfe eines Mausmodells, wie sich frühkindlicher Stress auf die Angstreaktion und das Gedächtnis bei Männchen und Weibchen auswirkt. Sie fanden heraus, dass solcher Stress zu verstärkten Angstreaktionen führt, die sich bei Männchen und Weibchen unterscheiden: Männliche Tiere zeigten passive Strategien zur Angstbewältigung ("Einfrieren"), während weibliche aktive Strategien zeigten (Ausweichen oder fluchtartiges Verhalten).
Wirksamere Behandlungen für Trauma bedingte Störungen
Die Experten untersuchten auch die Stoffwechselprozesse in Gehirnregionen, die mit Angst und Stress in Verbindung gebracht werden, darunter die Amygdala und der Hippocampus. Sie entdeckten geschlechtsspezifische und stressabhängige Veränderungen im Hirnstoffwechsel: Frühkindlicher Stress löste geschlechtsspezifische Veränderungen in wesentlichen Stoffwechselkanälen aus, also in Prozessen, die für die Energieproduktion, die DNA-Reparatur und die Kommunikation zwischen den Nervenzellen wichtig sind. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass früher Stress die Art und Weise, wie das Gehirn Energie und Signale verarbeitet, umprogrammiert, was die Anfälligkeit für psychische Störungen im späteren Leben erhöhen könnte.
"Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, geschlechtsspezifische Unterschiede in den neurobiologischen Prozessen, die Trauma bedingten Verhaltensweisen zugrunde liegen, zu berücksichtigen", sagt der Studienautor Joeri Bordes. "Dieses Wissen könnte den Weg für die Entwicklung geschlechtsspezifischer Therapien für Menschen ebnen, die in ihrer Kindheit Stress erlebt haben". Diese Forschung liefert entscheidende Informationen über die komplexe Beziehung zwischen frühkindlichem Stress, Geschlecht und Angst. Dadurch hoffen die Wissenschaftler, wirksamere Behandlungen für Trauma bedingte Störungen entwickeln zu können. Mögliche Therapien, die auf bestimmte Stoffwechselwege abzielen, könnten auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Männern und Frauen zugeschnitten werden.
Links/Studien
Die Studie "Sex-specific fear acquisition following early life stress is linked to amygdala and hippocampal purine and glutamate metabolism" ist im Fachmagazin "Communications Biology" erschienen.
cdi/pm
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 12. Januar 2025 | 11:47 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/b24d9829-6ccb-4f07-8350-a83bbf36fa7d was not found on this server.