Flamingos
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Futterneid auf einem Bein Je pinker das Gefieder, desto aggressiver der Flamingo

08. Juni 2020, 15:17 Uhr

Zwergflamingos sind eigentlich sehr sozial: Die etwa zwei Kilogramm schweren Tiere leben in großen Kolonien zusammen mit bis zu einer Million Exemplaren. Und in so großen Gruppen gibt es natürlich auch mal Stress - zum Beispiel beim Fressen. Denn dabei treten Tiere mit stärker pinkfarbenem Gefieder ihren zartrosa Artgenossen gegenüber deutlich aggressiver auf, wie eine britische Studie belegt.

Wer an ein rosafarbenes Tier denkt, hat wohl sofort den Zwergflamingo im Kopf: Die Tiere, die auf einem Bein in afrikanischen Salzseen stehen und ihren Kopf auf Nahrungssuche unter Wasser tauchen. Mit ihren eigentümlich gebogenen Schnäbeln können sie daraus kleinste Lebewesen aufnehmen. Bis zu 20 Liter Wasser pumpen die hübschen Vögel dabei jeden Tag durch den Schnabel, um satt zu werden.

Und genau auf diesem Wege bekommen sie auch ihre spezielle Färbung, erklärt Dr. Paul Rose von der University of Exeter. Sie kommt durch den Farbstoff Karotin zustande, der in den Schalen kleiner Krebstiere steckt. Das pinkfarbene Gefieder ist ein Zeichen für gute Gesundheit bei den Zwergflamingos. Haben sie zusätzlich noch eine kräftiger ausgeprägte Farbe, bedeutet das oft, dass sie bereit sind, sich fortzupflanzen. Und den Ergebnissen von Roses aktuellster Untersuchung zufolge, neigen die stärker pinkfarbenen Vögel dazu, ihre helleren Artgenossen beim Streit um Futter herumzuschubsen. Unabhängig davon, ob es sich um Männchen oder Weibchen handelt, treten sie aggressiver auf.

Die Studie der University of Exeter und des WWT Slimbridge Wetland Center ergab auch, dass die Vögel stärker um das Futter kämpfen, wenn es nur in einem kleinen Bereich verfügbar ist - so wie etwa in einer Futterschüssel. Daraus zieht Rose eine Erkentnisse, die vor allem für Zoos interessant sein dürfte, die Zwergflamingos halten: Vögel in Gefangenschaft sollten über eine größere Fläche verteilt gefüttert werden, rät der Verhaltensbiologe.

Ein gesunder Flamingo, der ein effizienter Fresser ist - wie das bunte Federkleid zeigt - hat mehr Zeit und Energie, um beim Fressen aggressiv und dominant zu sein.

Dr. Paul Rose, University of Exeter

Flamingo-Forscher Rose untersuchte das Verhalten der Zwergflamingos im britischen Slimbridge Wetland Center in verschiedenen Fütterungssituationen. Die Tiere wurden in einem Gebäude aus einer Schale gefüttert und in einem etwas größeren Becken sowie im Freien in einem großen Becken.

Platz beim Fressen sorgt für Entspannung

Am entspanntesten waren die Tiere draußen, so Rose. Dort hätten die Vögel weniger als die Hälfte der Zeit damit verbracht, Aggressionen zu zeigen, während sie gleichzeitig doppelt so viel Nahrung aufnahmen wie bei der Schüsselfütterung. Sind sie dagegen dicht gedrängt, um an Futter zu kommen, streiten sie sich mehr und fressen weniger, erläutert der Verhaltensbiologe.

Also Flamingos im Zoo einfach immer draußen füttern? Ganz so einfach ist es leider nicht: "Es ist nicht immer möglich, diese Vögel im Freien zu füttern, da Zwergflamingos nur etwa zwei Kilogramm wiegen und in Afrika beheimatet sind." In Mitteleuropa sei es deshalb im Winter oft zu kalt für in Gefangenschaft lebende Vögel, sodass sie gar nicht nach draußen gehen können. Trotzdem sollten Zwerglamingo-Halter die Tiere auch in Innenräumen über einen möglichst großen Bereich füttern, so Rose weiter.

Wenn möglich, kann die Schaffung geräumiger Fütterungsbereiche im Freien natürliche Nahrungsmuster fördern und übermäßige Aggressionen reduzieren. Diese Forschung zeigt, dass Zoos keine großen Änderungen an der Haltung ihrer Tiere vornehmen müssen, um einen großen, vorteilhaften Unterschied im Verhalten der Tiere zu bewirken.

Dr. Paul Rose, University of Exeter

Seine Beobachtungen erläuterte Verhaltensbiologe Rose dann auch den Tierpflegern im Schutzzentrum WWT Slimbridge: "Aufgrund meiner Beobachtungen schlug ich einige Änderungen vor - und die Tierpfleger waren bereit, sie auszuprobieren." Das Ergebnis: entspanntere Zwergflamingos in kräftigerem Pink statt beinahe weißem zartrosa.

Doch die Tiere bleiben nicht alle immer kräftig pinkfarben: Einen Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Tieren gebe es da zwar nicht, so Rose, aber nach der Paarung werde das Pink generell wieder ein bisschen heller.

(kie)

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