Wissen-News Leipziger Tropos-Institut: Australische Waldbrände verringerten möglicherweise Regen weltweit

13. November 2023, 16:26 Uhr

Die riesigen Waldbrände 2019/20 in Australien haben weltweit wahrscheinlich zu weniger Luftfeuchte, weniger Zirruswolken und weniger Niederschlag geführt, zeigt eine neue TROPOS-Studie aus Leipzig.

Noch immer gibt es in der Forschung große Unsicherheit, wie groß der Einfluss einzelner Extremereignisse auf das gesamt Klima ist. Das Leipziger Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) beschäftigt sich schon seit langem mit den Waldbränden in Australien vom "Black Summer" genannten Jahreswechsel 2019/20. Vor etwas mehr als einem Jahr haben die Forscher dazu schon erste Erkenntnisse veröffentlicht. So haben die Waldbrände beispielsweise einen Wirbel erzeugt, der die Winde in der Stratosphäre über längere Zeit veränderte.

Eine aktuelle TROPOS-Studie knüpft nun an die Arbeiten aus dem Vorjahr an. Mit Hilfe von Computersimulationen zeigen die Autoren der neuen Studie, dass die Absorption des Sonnenlichts durch den australischen Rauch zu einer relevanten Erhöhung der Temperatur geführt haben muss, sowohl der oberen Troposphäre und aber auch der unteren Stratosphäre und zwar um einige Grad Celsius. Dieser Effekt trat nicht nur lokal in der Südhemisphäre auf. Die Ausläufer wanderten im Laufe weniger Monate über die Tropen in Richtung Nordhemisphäre. Dieses unerwaretete Phänomen konnte nach Analyse der Simulationsdaten auf Veränderungen der globalen Zirkulation zurückgeführt werden.

Rückgang des globalen Niederschlags um 0.2 Prozent durch gewaltige Waldbrände möglich

Die so veränderten klimatischen Rahmenbedingungen hatten dann wiederum einen umgekehrten Einfluss auf das Wetter. So führte die Erwärmung der oberen troposphärischen Schichten im Simulationsmodell zu einer verringerten relativen Luftfeuchtigkeit und so zu einem Rückgang von Zirruswolken. Letztlich lassen die Ergebnisse darauf schließen, dass durch die Wirkung des australischen Rauches ein Rückgang des globalen Niederschlags um zirka 0,2 Prozent im Bereich des Möglichen ist.

"Unsere Erkenntnisse zeigen, dass sich nicht nur die Zirruswolkenbedeckung reduziert, sondern sich der gesamte Wasserkreislauf durch die australischen Brände abgeschwächt haben könnte", sagt TROPOS-Forscher Fabian Senf, "obwohl die quantitative Abschätzung dieser Effekte extrem unsicher ist." Um diese Unsicherheiten in Zukunft kleiner zu machen, muss noch viel mehr geforscht werden. Die Zeit drängt, meint Ina Tegen vom TROPOS: "Da der rasche Klimawandel das Risiko und die Intensität von Waldbränden erhöht, muss dringend die Beschreibung von extremen Feuern und deren Auswirkungen in den globalen Klimamodellen verbessert werden."

(rr)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 13. November 2023 | 16:17 Uhr