Gerüchte und Falschinformationen Kamelurin und Methanol: Eklige und tödliche Corona-Tipps

13. August 2020, 14:14 Uhr

Kamelurin oder doch lieber Kuhurin? Egal. Gegen das Coronavirus helfen beide nicht. Immerhin ist ihre Einnahme nicht lebensgefährlich. Von anderen zweifelhaften Tipps zur Corona-Bekämpfung, wie dem Trinken von Methanol oder Bleichmitteln, lässt sich das nicht sagen. Einer internationalen Studie zufolge haben Gerüchte und Falschinformationen über angebliche Anti-Corona-Mittel in sozialen Netzwerken weltweit bereits Hunderte Todesopfer gefordert und Tausende Menschen krankgemacht.

Ein Kamel trinkt Wasser aus einer Flasche.
Kamele selbst bevorzugen Wasser. Dass ihr Urin gegen Corona hilft, ist nur ein Gerücht. Bildrechte: imago images / robertharding

Die mit der Corona-Pandemie einhergehenden Gerüchte und Falschinformationen haben bislang weltweit Hunderte Menschen das Leben gekostet und Tausenden einen Klinikaufenthalt sowie teils bleibende gesundheitliche Schäden beschert. Das ist das Ergebnis einer internationalen Studie, die im "American Journal of Tropical Medicine and Hygiene" veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Australien, Thailand, Japan sowie zahlreichen anderen Ländern warnten vor einer regelrechten Corona-"Infodemie", die mit der Krankheit einhergehe.

Kuh- und Kamelurin gegen Corona

Als gefährlich und teilweise lebensbedrohlich bezeichnete die Studie überwiegend in sozialen Netzwerken verbreitete falsche Behauptungen über Mittel und Strategien, die angeblich einer Ansteckung mit dem Coronavirus vorbeugen sollten.

Zu den eher harmlosen, wenn auch - zumindest hierzulande - eher als eklig empfundenen Tipps gehörte das Trinken von Tee mit Kuhurin oder Kuhdung in Indien. Auch die in Saudi-Arabien kursierende Empfehlung, Kamelurin mit Limone sei eine wahre "Wunderwaffe" gegen das Sars-Cov-2-Virus, fiel in diese Kategorie. Das gleiche galt für die afrikanische Variante, den Kamelurin mit Kräutern zu trinken.

Weniger glimpflich endete der Selbstversuch von zwölf Menschen, unter ihnen fünf Kinder, in Indien. Sie hatten in sozialen Netzwerken ein Video gesehen, in denen hochgiftige Stechäpfel als Mittel zur Immunisierung gegen das Coronavirus beworben wurden. Nachdem sie einen aus der Giftpflanze gewonnen Drink zu sich genommen hatten, wurden alle krank.

800 Tote durch hochkonzentrierten Alkohol

Als hochgefährlich erwiesen sich zudem die empfohlene Einnahme von Natriumchloritlösung gemischt mit Zitronensäure oder gar das Trinken von Bleichmitteln oder Alkohol zur Stärkung der Immunität sowie zur Heilung von Covid-19-Erkrankungen. So kostete allein der Konsum von hochkonzentriertem Alkohol zur Desinfizierung des Körpers laut der Studie weltweit 800 Menschen das Leben. Mehr als 5.800 landeten nach dem Verzehr von Methanol im Krankenhaus, 60 erblindeten. Für zwei bis dahin völlig gesunde Männer in Katar hatte das Trinken von Hand- bzw. Flächendesinfektionsmitteln lebensgefährliche Folgen.

"Do-it-yourself-Coronavirus-Nachweistest"

Auch Gerüchte über einen "Do-it-yourself-Coronavirus-Nachweistest", wonach jeder, der länger als zehn Sekunden die Luft anhalten könne, virusfrei sei, erwiesen sich als wenig hilfreich im Kampf gegen das Sars-Cov-2-Virus. Das gleiche galt für die empfohlene Praxis in einer Kirche in Südkorea, Salzwasser zur Desinfektion zwischen den Kirchenbesuchern zu versprühen. Weil das Wasser verunreinigt war, wurden über 100 Infektionen unter den Gläubigen registriert. Auch das andernorts empfohlene Spülen der Münder mit Salzwasserlösung erwies sich als wirkungslos.

Mit Alkohol und Hanf in den Anti-Corona-Kampf

Auch die weitverbreiteten Theorien, dass ausreichender "Alkoholkonsum" das Virus "abtöten" könne und Cannabis die "Immunität gegen das neuartige Coronavirus" stärke, erwiesen sich als wenig hilfreiche Falschgerüchte zur Corona-Abwehr. Das Tragen von "warmen Socken" und Senfpflastern, das Streichen von Gänseschmalz auf die Brust sowie das Auftragen von Vaseline um die Nasenlöcher, das angeblich vor "gefährlichen Luftschadstoffen" schütze, blieben den Nachweis einer Wirksamkeit im Anti-Corona-Kampf ebenfalls schuldig.

2.300 Berichte aus 87 Ländern

Für ihre Studie werteten die internationalen Forscherteams mehr als 2.300 Berichte aus 87 Ländern aus, die im Zusammenhang mit Gerüchten, Stigmatisierungen und Verschwörungstheorien um das Sars-Cov-2-Virus erschienen. 82 Prozent davon erwiesen sich als falsch. Die meisten Falschmeldungen grassierten demnach in den besonders von der Pandemie betroffenen Ländern China, Indien, den USA und Spanien.

(dn/dpa/astmh)

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