Noch 2.000 Probanden gesucht Restart-19: Tim Bendzko-Konzert für Corona-Hygienestudie
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11. August 2020, 14:53 Uhr
Vielleicht ist es schon bald wieder möglich, in ein Konzert zu gehen - ohne Angst, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Vorher braucht das Universitätsklinikum Halle aber noch Ihre Hilfe. Die Mediziner dort möchten weltweit erstmals eine Großveranstaltung simulieren und dabei Rahmenbedingungen herausfinden, wie solche Veranstaltungen trotz Corona-Pandemie machbar wären. Und dafür werden noch Probanden gesucht.
Soundcheck vor einem Konzert von Tim Bendzko. Ein vertrauter Klang, der bei vielen Leuten schöne Erinnerungen weckt. Dazu der Sänger: "Das ist so ein Feld, das erstaunlicherweise bei all den Förderprogrammen, die gerade starten, ignoriert wurde. So frei nach dem Motto, Kultur ist nicht systemrelevant, was abwegiger gar nicht sein könnte. Weil ich glaube, dass die Geschichte gezeigt hat, dass in schweren Zeiten Kultur umso wichtiger wird für die Leute."
Endlich wieder vor Publikum spielen
Tim Bendzko will wieder vor Publikum spielen, und zwar schon bevor es ein Mittel gegen das neuartige Coronavirus gibt. Denn Kultur ist wichtig, sagt er. Gerade jetzt. Auch um Jobs in der Kulturszene zu retten. Deshalb unterstützt er die Universitätsmedizin Halle bei dem Forschungsprojekt Restart-19: "Restart-19 ist eine Studie, bei der versucht wird, verschiedene Konzertsituationen zu simulieren, um herauszufinden, wie die Konzertbesucher sich an so einem Tag bewegen und am Ende entsprechende Hygienekonzepte zu erstellen, mit denen es dann hoffentlich möglich wird, bald wieder Konzerte und Sportveranstaltungen stattfinden zu lassen, vor vielen Zuschauern und sicher."
Drei Konzertsituationen werden simuliert
Im Schnelldurchlauf werden drei Konzertsituationen simuliert. Von der Anreise, bis zur Abreise. Und Tim Bendzko wird mit seiner Band spielen, dreimal. "Ja, wobei er natürlich unterschiedliche Lieder spielt. Er spielt nicht dreimal das gleiche", sagt der Studienleiter Dr. Stefan Moritz von der Universität in Halle. Um alles so real wie möglich nachzustellen, werden 4.000 Zuschauer gebraucht. Die sollen das tun, was sie sonst auch bei Konzerten tun. Zur Bühne laufen, Getränke kaufen, zur Toilette gehen. Die Forscher messen dann alle Kontakte und erstellen Bewegungsmuster.
Tracker gibt Überblick über Kontakte
"Und dazu haben wir diese kleinen Tracker, die jeder Proband von uns umgehängt bekommt, und die messen permanent die Abstände zu allen anderen Teilnehmern und so können wir am Ende des Tages sagen, wann hatte wer welchen Kontakt", so Moritz weiter. Zusätzlich sind 50 Sensoren in der Halle angebracht, die messen, wo die Leute Kontakte haben. Und jeder bekommt ein floureszierendes Desinfektionsmittel, "und wir können dann im Nachhinein mit UV-Licht sehen, wo haben die Teilnehmer besonders häufig hin gefasst."
Speicheltest soll Sicherheit gewährleisten
Die Sicherheit der Teilnehmer ist natürlich wichtig. Deshalb geben alle Probanden 24 Stunden vor dem Konzert einen Speicheltest ab. Moritz erklärt, wie die Abläufe sind: "Zirka eine Woche vor der Veranstaltung bekommen die von uns alle Materialien zugeschickt. Das sind also einmal ein Abstrich-Set und es sind die ganzen Rücksende-Materialien drin. Am Morgen des Donnerstags, des 20. August, entnehmen sich die Teilnehmer alle selber einen Abstrich."
Den schicken Sie dann im vorfrankierten Briefumschlag zur Uni oder bringen ihn an einen von mehreren Sammelpunkten in Halle oder Leipzig. Wer weiter weg wohnt, sollte mit einem Expressdienst die Speicherprobe schicken. Diese Kosten müssten die Probanden allerdings selbst tragen. Vor dem Konzert werden alle Gäste außerdem untersucht, damit die Konzertbesucher wirklich sicher sind.
Noch 2.000 Teilnehmer gesucht
Trotzdem haben sich bisher weniger als 2.000 Teilnehmer gemeldet. 4.000 sollen es werden. Studienleiter Moritz versteht aber die Ängste der Leute: "Es ist natürlich so, dass wir jetzt monatelang die Leute davor gewarnt haben, zu Großveranstaltungen zu gehen." Doch was geschieht, wenn nicht genügend Menschen zusammenkommen? Stefan Moritz sagt, 2.000 Probanden wären das Minimum. Der Raum würde dann einfach verkleinert. Aber die Ergebnisse wären nicht ganz so gut wie mit 4.000 Konzertbesuchern.
Weltweit erste Studie ihrer Art
Restart-19 wäre die weltweit erste Studie dieser Art. Wer hier in der Leipziger Arena dabei ist, schreibt also Geschichte. Dafür lohnt es sich, einen Samstag herzugeben. Für Tim Bendzko-Fans sowieso. Der Sänger verbindet große Hoffnungen mit der Studie: "Ich hoffe einfach nur, dass es dabei hilft, Konzepte zu erarbeiten, dass es halbwegs normal möglich wird, Konzerte zu geben und sei es, dass man sagt: Okay, spielt ein Konzert, das eine Stunde geht, dann gehen die Leute raus, durchatmen, dann rein."
Also helfen Sie mit, damit Schauspieler, Sportler und Musiker bald wieder vor Publikum spielen können. Unter www.restart-19.de können Sie sich anmelden.
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