Spannende Beobachtungen möglich Sonnenflecken und Polarlichter: Was ist gerade auf der Sonne los?
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08. August 2024, 12:18 Uhr
Was ist auf der Sonne los? Astronomen beobachten die größten Aktivitäten seit 20 Jahren. Für uns heißt das, wir können Sonnenflecken sehen und in den nächsten Tagen vielleicht wieder Polarlichter über Mitteldeutschland.
Derzeit lassen sich auf der Sonnenoberfläche besonders viele Flecken beobachten. Dafür ist nicht einmal eine Spitzenausrüstung nötig. Ein einfaches Teleskop mit einem Sonnenfilter und ein Smartphone reichen bereits aus. (Achtung: Wichtig ist, die entsprechende Schutzausrüstung wie zertifizierte Brillen oder Teleskope mit Schutzfiltern zu verwenden. Ansonsten könnte es zu schweren Augenschädigungen kommen!). So sieht das dann aus:
Besonders jetzt ist die Zahl der dunklen Sonnenflecken so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr. Dabei hängt ihre Anzahl von der Sonnenaktivität ab, die sich innerhalb eines elfjährigen Zyklus verändert. "Ob wir schon am Ende des Zyklus sind oder ob es noch einen weiteren Anstieg gibt, kann man derzeit nicht sagen", erklärt Achim Gandorfer vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen gegenüber der dpa.
Wie entstehen Sonnenflecken?
Die Flecken entstehen durch Temperaturunterschiede an der Oberfläche der Sonne. Laut Gandorfer ist die Sonne ein "geschichteter Gasball". Ihre Energie wird im Inneren erzeugt und das heiße Gas steigt von dort an die Oberfläche auf. Dort angekommen, wird die Energie abgestrahlt und die Temperatur der Materie fällt schlagartig ab. Dann sinkt das Gas in kühlerer und dichterer Form wieder ab – dieser Kreislauf wird Konvektion genannt.
Es kann jedoch vorkommen, dass lokal verstärkte Magnetfelder das kühlere Gas vom Sinken abhalten, sagt Gandorfer. Dadurch bleibe die kühlere Materie, mit rund 4.000 Grad etwas kälter als die umliegende Fläche mit ungefähr 6.000 Grad, teils länger an der Oberfläche: "Die Flecken sind zwar immer noch sehr, sehr heiß, im Kontrast wirken sie aber dunkler, weil die Umgebung noch heißer und heller ist."
Viel mehr Sonnenflecken als beim letzten Sonnenzyklus
Oftmals gibt es monatelang gar keine Flecken, während es in Hochphasen Hunderte sind – dies wird mit der sogenannten Sonnenflecken-Relativzahl beschrieben. Diese Zahl berechnet sich aus der Summe der einzelnen Flecken plus der Anzahl der Fleckengruppen, die jeweils mit einem Faktor Zehn gewichtet werden.
Von der Erde aus kann natürlich nur eine gewisse Anzahl an Sonnenflecken beobachtet werden, da sich ein Teil von ihnen auf der der Erde abgewandten Sonnenseite befinden. Aktuell liegt die Sonnenflecken-Relativzahl im Maximum bei 160 bis 170. Im vergangenen Zyklus lag sie bei 130.
Sonnenflecken, Sonnenstürme und Polarlichter
Je höher die Sonnenaktivität ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Sonnensturm die Erde trifft. Sonnenstürme gibt es zwar immer, aber bei zunehmender Aktivität kann es vorkommen, dass ein solcher koronaler Massenauswurf (ebenfalls Sonnenausbruch oder Sonneneruption genannt) auch auf die Erde zufliegt.
"Im Mai konnte man die hohe Sonnenaktivität sogar selbst erleben", sagt Dirk Schlesier, der Leiter des Planetariums in Halle (Saale) gegenüber MDR WISSEN. Die "Polarlichter waren sogar über größeren Städten und bis weit in den Süden Europas zu sehen" – auch über Mitteldeutschland.
Bei einer hohen Anzahl von Sonnenflecken besteht eine größere Chance, dass sich zwei benachbarte, aber gegenläufig gepolte Magnetfeldlinien neu verbinden (Rekonnexion). Die dabei freiwerdende Energie wird dann in den Raum abgegeben; eine sichtbare Variante davon sind kurzzeitige Helligkeitsausbrüche, die sogenannten Flares. Bereits bei normaler Sonnenaktivität sind täglich fünf bis zehn Flares zu beobachten.
Nächster großer Sonnenfleck rotiert auf die erdzugewandte Seite zu
Bereits in den letzten Wochen und Monaten ließ sich eine Zunahme zahlreicher Phänomene auf der Sonne beobachten, erklärt Schlesier. Die hohe Anzahl an Sonnenflecken, große Sonneneruptionen und geomagnetische Stürme, die das Weltraumwetter bestimmen, sind ein Indiz für die hohe Sonnenaktivität.
"Im Moment rotiert eine große, sehr aktive Region der Sonne auf die erdzugewandte Seite. Wenn es dann einen sehr großen Ausbruch in Richtung Erde gibt, ist die Chance auf Polarlichter groß", ergänzt Schlesier und verweist auf das nachfolgende Bild.
In den nächsten Tagen ist damit zu rechnen, dass geladene Sonnenteilchen mit unserer Atmosphäre zusammenstoßen und dabei farbige Polarlichter hervorrufen. Wo genau und in welcher Intensität, ist allerdings nur schwer vorherzusagen. Für die Menschen auf der Erde stellen die Polarlichter grundsätzlich keine Bedrohung dar. Jedoch könnten sie negative Auswirkungen auf die sensible Technik einiger Satelliten haben.
pk, mit dpa
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