Dirk Schlesier 8 min
Bildrechte: Dirk Schlesier, Planetarium Halle (Saale), pixabay, MDR
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Dirk Schlesier, der Leiter des Planetariums in Halle (Saale), hat mit MDR WISSEN über das astronomische Jahr 2024 geredet.

MDR FERNSEHEN Fr 15.12.2023 13:55Uhr 07:40 min

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Astronomie-Vorschau Nachthimmel 2024: Sternschnuppen, Saturns außergewöhnliche Ringe und Polarlichter

23. Dezember 2023, 15:59 Uhr

Was passiert im Jahr 2024 am Nachthimmel? MDR WISSEN hat mit Dirk Schlesier, dem Leiter des modernsten deutschen Planetariums in Halle (Saale) gesprochen. In der astronomischen Jahresvorschau 2024 sind Sternschnuppen, die zunehmende Sonnenaktivität und Saturn besonders hervorzuheben.

Das Jahr 2024 wird mit einigen astronomischen Highlights gespickt sein. Sternschnuppen, ein besonderes Ereignis beim Saturn und die steigenden Sonnenaktivitäten sowie die damit verbundenen Polarlichter warten darauf, entdeckt zu werden. MDR WISSEN hat mit Dirk Schlesier, dem Leiter des Planetariums in Halle an der Saale über das astronomische Jahr 2024 gesprochen. Das Audio-Interview haben wir Ihnen oben bereitgestellt.

Die Sternschnuppen im Jahr 2024

Bereits zu Jahresanfang gibt es mit den Quadrantiden die ersten Sternschnuppen im Jahr 2024. Ihr Maximum von bis zu 110 Sternschnuppen pro Stunde erreichen die Quadrantiden in der Nacht vom 3. auf den 4. Januar. Wobei eher mit der Hälfte vom angegebenen ZHR-Wert (engl.: Zenithal Hourly Rate; dtsch.: zenitale stündliche Rate) [ZI1] zu rechnen ist – so die Faustregel unter Astronomen und Astronominnen. Der Blick sollte hierfür zum Sternbild Herkules wandern. 

Planetariumsleiter Dirk Schlesier sagt, er freue sich kommendes Jahr auf drei Sternschnuppen-Ströme ganz besonders: die Perseiden im Sommer, die Leoniden im November und die Geminiden im Winter. Die Perseiden Mitte August haben ihren Namen dem Sternbild Perseus zu verdanken.

Ähnlich ist es mit jenen Sternschnuppen, die dann im November auftreten werden. Die sogenannten Leoniden haben ihren scheinbaren Ausgangspunkt, den Radianten, im Sternbild Leo – Löwe. Daher werden die Sternschnuppen im November Leoniden genannt. Im Dezember sind es schließlich die Geminiden. Gemini bedeutet Zwilling.

Dirk Schlesier, Leiter des Planetariums in Halle (Saale)

Mit etwa 100 Sternschnuppen pro Stunde haben die Perseiden ihr Maximum um den 13. August herum, bei den Leoniden tritt das ungefähr am 17. November ein. Die Anzahl der Sternschnuppen variiert von Jahr zu Jahr allerdings stark. In manchen Jahren gibt es nur wenige Sternschnuppen pro Stunde, in anderen Jahren – wenn der Meteorstrom einen Ausbruch hat – sind stündlich mehrere hundert Sternschnuppen am Nachthimmel zu sehen.

Mit etwa 100 Sternschnuppen pro Stunde sind die Geminiden, die im kommenden Jahr voraussichtlich in den Tagen um den 14. Dezember stattfinden werden, ein vergleichsweise konstanter Sternschnuppen-Strom, der jedes Jahr eine ähnliche Menge an Sternschnuppen bietet.

Sonnen- oder Mondfinsternis: Was erwartet uns 2024?

Die schlechte Nachricht vorweg: Spektakuläre Sonnen- und Mondfinsternisse werden im kommenden Jahr nicht erwartet. "Wenn wir ehrlich sind, wird es erst ab 2025 wieder sehenswerte Finsternisse geben. Im Jahr 2024 wird immerhin eine partielle Mondfinsternis am achten September zu beobachten sein", erklärt Dirk Schlesier. Das wird eine partielle Mondfinsternis im September sein. 

"Wir werden sehen, wie der Mond zu einem kleinen Teil im Kernschatten der Erde verschwindet. Er sieht dann ein wenig ‚angeknabbert' aus." Laut dem Leiter des Planetariums sieht dies "ganz spektakulär" aus und man braucht dafür keine Hilfsmittel. Man kann die partielle Mondfinsternis bei klarem Himmel mit dem bloßen Auge erkennen.

Ein seltenes Phänomen bei den Ringen des Saturn

Anders sieht es mit dem Saturn aus. Um seine Ringe zu erkennen, "brauchen wir ein Fernrohr, ein Fernglas ist für dafür nicht ausreichend." Ansonsten kann man die Ringe des Gasriesen nicht erkennen. Doch die werden im Jahr 2024 etwas anders aussehen als in den letzten Jahren. 

Je nach Position zwischen Erde und Saturn verändert sich der Sichtwinkel auf die Ringe. In diesem Jahr kippen die Ringe des Gasriesen in eine andere Richtung. Dann schauen "wir auf die Kante des Ringes", beschreibt es Schlesier. "Im Verlauf des Jahres werden wir daher eine deutliche Veränderung der Ringstellung wahrnehmen können und noch extremer wird es dann 2025, dann schauen wir wirklich ziemlich genau auf die Kante des Ringes."

Im optischen Bereich scheint die gebänderte Atmosphäre des Saturn fließend von einer Farbe zur anderen zu wechseln. Aber hier im Radiobild - VLA-Daten überlagern ein Cassini-Bild des Saturn - ist die unterschiedliche Natur der Bänder deutlich zu erkennen.
Im optischen Bereich scheint die gebänderte Atmosphäre des Saturn fließend von einer Farbe zur anderen zu wechseln. Aber hier im Radiobild - VLA-Daten überlagern ein Cassini-Bild des Saturn - ist die unterschiedliche Natur der Bänder deutlich zu erkennen. Bildrechte: S. Dagnello (NRAO/AUI/NSF), I. de Pater et al (UC Berkeley)

Das liege daran, dass die Ringe zwar sehr ausgedehnt sind, die Ringdicke aber nur sehr gering ist. Wir sehen dann "nur noch einen ganz schmalen Streifen vor dem Saturn" und darauf ist der Planetariumsleiter sehr gespannt: "Ich selbst habe diese besondere Ringstellung noch nicht beobachten können. Deshalb bin ich schon sehr gespannt darauf, wie viel vom Ring sichtbar bleiben wird oder ob der Ring vielleicht zeitweise ganz verschwindet."

Die zunehmende Sonnenaktivität und die Polarlichter

Ein weiteres Phänomen, auf das man sich sogar in Mitteldeutschland freuen darf, sind Polarlichter. "Wenn geladene Partikel von der Sonne auf die Erdatmosphäre treffen, kann es zu Polarlichtern kommen. Diese Sonnenteilchen interagieren mit den Teilchen der Atmosphäre. Und dann wird die Atmosphäre zum Leuchten angeregt." Das passiert normalerweise hauptsächlich in höheren Breitengraden, könnte aber in den kommenden beiden Jahren auch in Mitteldeutschland auftreten.

"Da die Sonnenaktivität nun aber recht hoch ist, kann es auch dazu kommen, dass wir hier in Mitteldeutschland wunderbare Polarlichter sehen können – dann im nächsten Jahr oder auch 2025. Wir dürfen gespannt sein."

Derzeit bewegt sich die Sonne auf ihr Aktivitätsmaximum zu. Auf der Sonne kommt es dann immer wieder zu Flecken und Ausbrüchen, bei denen Partikel per Sonnensturm auch zur Erde gelangen können. "Mit besonderen Hilfsmitteln sieht man dann Ausbrüche auf der Sonne und die haben gerade in den letzten Wochen und Monaten sehr stark zugenommen", erklärt Schlesier. Er warnt aber davor, mit bloßem Auge in die Sonne zu sehen. Wer mit Fernrohr die Sonne ansehen möchte, braucht eine besondere Schutzfolie.

Das Maximum der Sonnenaktivität wird vermutlich im Jahr 2025 erreicht. Eine Gefahr für uns auf der Erde besteht prinzipiell aber nicht. "Denn die geladenen Sonnenteilchen, die vermehrt von der Sonne kommen werden, treffen auf unser Erdmagnetfeld, das wie ein großer Schutzschild die Erde vor Schlimmerem bewahrt. Und dann wirkt die Luft, die wir atmen, die Atmosphäre, wie ein zweiter Schutzschild."

Eine Gefahr stellen die Sonnenaktivitäten aber unter Umständen für die Astronauten im Weltraum dar. Während eines Sonnenausbruchs dürfen sie nicht außerhalb der Internationalen Raumstation ISS oder der chinesischen Tiangong-Station sein. Ein solches Ereignis "könnte zu Störungen oder sogar zu Schäden führen. Deshalb ist die Beobachtung unseres Sterns doch sehr, sehr wichtig".

Bereits im Jahr 2023 sei es einigen Amateurastronomen gelungen, Polarlichter zu fotografieren, erklärt Schlesier. "Sie haben Fotos von Polarlichtern gemacht, die man visuell, also mit bloßem Auge nicht wahrnehmen konnte. Für 2024 hoffen wir aber auf gut sichtbare Polarlichter über Mitteldeutschland, die wir auch ohne technische Hilfsmittel gut sehen können."

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