Lithium-Ionen Brände vermeiden: Akkus und Batterien richtig entsorgen
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20. November 2024, 10:42 Uhr
Immer wieder brennt es auf Mülldeponien durch Batterien oder Akkus. Diese wurden dann nicht sachgemäß entsorgt. Was gibt es bei E-Zigaretten, blinkenden Schuhen und singenden Glückwunschkarten zu beachten?
Inhalt des Artikels:
- Geräte mit Lithium-Akkus in den letzten zwei Jahren versiebenfacht
- Warum sind falsch entsorgte Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus so brandgefährlich?
- Symbol auf Produkt zeigt, wenn es nicht in den Hausmüll gehört
- Wohin jetzt allgemein mit Batterie und Akku? Ab zu Werstoffhof, Händler oder Schadstoffmobil
Geräte mit Lithium-Akkus in den letzten zwei Jahren versiebenfacht
Lithium-Akkus und -Batterien stecken heute in vielen Alltagsgegenständen: in Digitalkameras, blinkenden Kinderschuhen, singenden Grußkarten oder E-Zigaretten. Landen diese Batterien im Hausmüll können sie leicht Brände auslösen – schon in der Mülltonne, später auf der Deponie oder zwischendurch noch auf dem Entsorgungsweg von Müllauto bis Sortierband.
"In den letzten zwei Jahren hat sich die Menge an Geräten mit Lithium-Akkus versiebenfacht", erklären die Stadtwerke Erfurt auf Anfrage der MDR-Redaktion Wirtschaft und Ratgeber. "Sogar eine kleine Knopfzelle kann brandgefährlich werden, wenn sie nicht korrekt entsorgt wird", so das städtische Unternehmen auf seiner Homepage. Wird die Batterie beschädigt, kann sie heiß werden und so Temperaturen von über 1.000 Grad Celsius erzeugen.
Warum sind falsch entsorgte Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus so brandgefährlich?
Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus haben eine hohe Energiedichte und sind daher sehr leistungsfähig. Das erhöht auch das Brandrisiko im Vergleich zu "normalen Batterien". Brenzlig wird es, wenn die Lithium-Ionen-Batterien beschädigt werden und sie heiß laufen oder es zu Kurzschlüssen kommt, weil die Pole bei unsachgemäßer Lagerung mit leitfähigen Materialien verbunden werden. "Lithiumbatterien gelten seit einigen Jahren als Hauptursache für Brände im Restmüll", betont das Bayerische Landesamt für Umwelt auf seiner Homepage.
"Kommt es zu einem unkontrollierten Stromfluss (interner Kurzschluss) und der Akku wird so heiß, dass der enthaltene organische Elektrolyt zu brennbaren Gasen verdampft und die Gase sich entzünden. Dabei wird der in der Kathode von lithiumhaltigen Batterien enthaltende Sauerstoff freigesetzt und verstärkt die Erhitzung bis zum Brand oder Explosion", erklärt das Landesamt weiter. Der dabei freigesetzte Sauerstoff erschwere dann die Löscharbeiten, weil er neuer Nährstoff für die Flammen ist. Die sich entwickelnden Gase stellen zudem ein hohes Gesundheitsrisiko dar.
Das raten die Stadtwerke Erfurt "Kleben Sie die Pole bei Lagerung und vor der Entsorgung ab, damit keine Kurzschlüsse entstehen."
Symbol auf Produkt zeigt, wenn es nicht in den Hausmüll gehört
Der kabellose Lichtervorhang, das sprechende Gesellschaftsspiel, die beheizbare Kleidung und die elektronische Zahnbürste sind Beispiele für Alltagsdinge, die nicht im Hausmüll oder gelben Sack entsorgt werden dürfen. Sie zählen zu den Elektrokleingeräten und gehören am Ende ihres Lebenszyklusses auf den Wertstoffhof. Das gilt auch für Geburtstagskarten mit Melodie oder die Weihnachtsmütze mit eingebauten Blinklichtern.
Woher weiß ich aber generell, was nicht in den Hausmüll gehört? "Erkennbar ist dies am Symbol der durchgestrichenen Mülltonne", erklärt das Bundesumweltministerium auf MDR-Nachfrage. Geregelt sei das im Fall der Elektrokleingeräte duch das "Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die umweltverträgliche Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten". Wenn die verbauten Batterien oder Akkus, ohne sie zu beschädigen, herausgenommen werden können, können die Einzelteile auch seperat über den jeweiligen Abfallkreislauf entsorgt werden. Dies sollte etwa bei Teelichtern mit LED-Licht und Lithium-Ionen-Knopfzellen der Fall sein. "Dies ist wichtig, um etwaige Brandrisiken oder Schadstoffkontaminationen bei Beschädigungen in Batterien im weiteren Entsorgungsprozess zu vermeiden", betont das Ministerium.
Bei der Entsorgungsquote ist noch viel Luft nach oben: 2021 lag die Sammelquote laut Bundesumweltministerium "bei 42% der Menge der durchschnittlich in den drei Vorjahren in Verkehr gebrachten Menge an neuen Elektrogeräten". Von 637.961 Tonnen in in Verkehr gebrachten Elektrokleingeräten seien damit rund 271.896 Tonnen wieder abgegeben worden.
Wohin jetzt allgemein mit Batterie und Akku? Ab zu Werstoffhof, Händler oder Schadstoffmobil
"Bürgerinnen und Bürger können Elektroaltgeräte derzeit an rund 2.400 kommunalen Sammelstellen beziehungsweise Wertstoffhöfen abgeben. Zudem ist auch ein großer Teil des stationären Handels sowie des Versand- und Onlinehandels zur Rücknahme von Elektroaltgeräten verpflichtet", erklärt das Umweltbundesamt auf MDR-Nachfrage. Dazu muss das Produkt nicht dort gekauft worden sein. Das betrifft demnach folgende Händler:
- Händler mit einer Verkaufsfläche für Elektrogeräte von mindestens 400 Quadratmeter
- Händler von Lebensmitteln mit einer Verkaufsfläche von mindestens 800 Quadratmetern, die mehrmals im Jahr Elektrogeräte anbieten
- größere Ketten bieten zudem Sammelboxen an für Elektrokleingeräte mit einer Kantenlänge von weniger als 25 Zentimeter an
"In Alltagsgegenständen, die nicht in allen Fällen oder erst neuerdings mit elektrischen Funktionen ausgestattet sind, ist die Gefahr aber groß, dass die Verbraucher und Verbraucherinnen nicht erkennen oder übersehen, dass es sich um ein Elektrogerät handelt und diese Produkte im Restmüll entsorgen", so das Umweltbundesamt. Die Kampagne "Plan E - E-Schrott einfach und richtig entsorgen" soll hier gegengesteuern und aufklären. Die Aktion läuft bereits seit Dezember 2019, informiert bundesweit über Sammelstellen für Elektrogeräte aller Art und das im Auftrag der Hersteller.
MDR (cbr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 19. November 2024 | 20:15 Uhr