Wetterfühligkeit Unwetter im Anmarsch: mehr Migräne und Bluthochdruck
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26. Juni 2024, 11:26 Uhr
Gewitter sorgen für rasche Temperaturänderungen. Das bedeutet auch Stress für den Körper: Mehr Migräne und Bluthochdruck treten auf. Warum das so ist und wie man sich schützt, erklärt Prof. Andreas Matzarakis, bis März 2024 Leiter des Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
Rund 50 Prozent der Deutschen wetterfühlig
Gewitter, Unwetter, schwüles Klima: Wetterlagen mit plötzlichen Temperatur- und Luftdruckänderungen stellen auch eine Herausforderung für den Körper und für die Gesundheit dar. Rund die Hälfte aller Deutschen geben an, wetterfühlig zu sein und leiden dann z.B. an Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit oder Gelenkschmerzen und Schlafstörungen.
Besonders auf Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen wirkt sich der plötzliche Wetterwechsel stark aus. Wen das betrifft und was man machen kann, um sich zu schützen, erklärt hier Prof. Andreas Matzarakis. Der Meteorologe leitete bis März 2024 das Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes. Aktuell ist er Bio- und Umweltmeteorologe an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Wie hat das Wetter Einfluss auf unseren Körper?
Prof. Andreas Matzarakis: Zunächst muss man wissen: Um optimale Organfunktionen zu gewährleisten, muss z. B. der Körperkern konstant auf einer Temperatur von 37 °C gehalten werden. Auf Temperatur- und Wetteränderungen reagiert der Körper deshalb mit Regulationen des vegetativen Nervensystems und auch des Blutkreislaufes, um nicht auszukühlen oder nicht zu überhitzen.
Mit welchen Wetterauswirkungen hat der Körper dann zu kämpfen?
Prof. Andreas Matzarakis: Wenn es zu raschen Änderungen kommt, z.B. bei einer Gewitterfront, und sich die Temperatur schlagartig von warm auf kalt ändert, dann kann der Mensch sich nicht so schnell anpassen. Das sind Stressfaktoren für den Körper. Diese Anpassungsschwierigkeiten in der Thermoregulation des Körpers führen dann zu verschiedenen Symptomen. Außerdem geht mit einem Gewitter häufig schwüles Wetter einher: Das bedeutet eine hohe Luftfeuchtigkeit. Wenn der Körper dann schwitzt, kann der Schweiß nicht verdunsten und der Körper wird nicht effektiv gekühlt. Auch das ist ein Stressfaktor.
Wer leidet besonders unter den Stressfaktoren?
Prof. Andreas Matzarakis: Da muss man unterscheiden. 50 Prozent der Menschen in Deutschland sind wetterfühlig. Diese Gruppe hat eher leichte Symptome. Es gibt eine weitere Gruppe, das sind die Menschen, die viel stärker unter Wetteränderungen leiden, ungefähr 15 bis 20 Prozent. Diese fassen wir unter dem Begriff "wetterempfindlich" zusammen.
Wer gehört zur Gruppe der "Wetterempfindlichen"?
Prof. Andreas Matzarakis: Das sind in der Regel Menschen, die schon vorbelastet sind, beziehungsweise Vorerkrankungen haben, z.B. Menschen, die regelmäßig Migräne haben oder an Herz-Kreislauf-Beschwerden leiden oder auch Patienten mit Atemwegsbeschwerden. Ebenso sind ältere Menschen stärker betroffen als jüngere, sie stecken den Stress eines Wetterumschwungs nicht so leicht weg,
Wie kann man den Körper entlasten?
Prof. Andreas Matzarakis: Wichtig: Auf jeden Fall die Aktivitäten reduzieren. Keine Schweinshaxen essen, also eher leichte Kost. Alles was den Körper zusätzlich belastet oder anstrengt, sollte man zurückfahren. Fußball spielen gehen, wäre sicher keine gute Idee. Die Sonne meiden und ausreichend trinken!
Infos zum Experten Prof. Andreas Matzarakis ist Meteorologe. August 2015 bis März 2024 leitete er das Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdiensts (DWD) in Freiburg. Aktuell ist er Bio- und Umweltmeteorologe an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
MDR (cbr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | 31. Mai 2024 | 08:00 Uhr