Nach regimekritischen Protesten Weitere Hinrichtungen im Iran
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07. Januar 2023, 16:36 Uhr
Im Iran sind zwei weitere Todesurteile gegen regimekritische Demonstranten vollstreckt worden. Die Führung in Teheran zeigt sich unbeeindruckt von der Kritik und Sanktionen westlicher Staaten.
- Im Iran hat es erneut Hinrichtungen gegeben.
- Vertreter von EU und UN verurteilten die Praxis in dem Land scharf.
- Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen droht weiteren Inhaftierten die Todesstrafe.
Im Iran sind zwei weitere Teilnehmer regimekritischer Demonstrationen hingerichtet worden. Nach Angaben der Justizbehörden wurden die beiden jungen Männer am Samstagmorgen gehängt.
Sie sollen bei Protesten im November einen angeblich unbewaffneten Sicherheitsbeamten erstochen haben. Dabei soll es sich um ein Mitglied der paramilitärischen Basidsch-Einheit der Revolutionsgarden handeln.
EU-Sprecherin: "Höchst verwerfliche Praxis"
Die EU prangerte die Hinrichtungen als "weiteres Zeichen der gewaltsamen Unterdrückung der Proteste" im Iran an. Eine Sprecherin des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell erklärte, man fordere die Behörden erneut auf, "die höchst verwerfliche Praxis, Todesurteile gegen Demonstranten zu verhängen und zu vollstrecken, sofort zu beenden" und die jüngsten verhängten Todesurteile "unverzüglich aufzuheben".
Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte verurteilte auf Twitter die "auf erpressten Geständnissen" basierenden Prozesse. Es sei "schockierend, dass der Iran trotz des internationalen Aufschreis weiterhin Demonstranten" hinrichte.
Sanktionen verschärfen Wirtschaftskrise
Die Zahl der Hinrichtungen im Zusammenhang mit den Protesten gegen die iranische Regierung stieg damit auf vier. Bereits im Dezember waren zwei Männer hingerichtet worden, darunter der Rapper Mohsen S.. Das hatte international für Entsetzen gesorgt.
Westliche Staaten verschärften daraufhin ihre Sanktionen gegen den Iran. Das hat nach Einschätzung von Beobachtern die Wirtschaftskrise in dem islamischen Staat weiter verschärft. Die nationale Währung Rial verlor in den letzten Monaten über 25 Prozent an Wert.
Weiteren Inhaftierten droht Todesstrafe
Nach jüngsten Schätzungen der in den USA ansässigen Organisation Human Rights Activists News Agency sind bei den Protesten bereits mehr als 500 Zivilisten sowie knapp 70 Polizei- und Sicherheitskräfte getötet worden. Mehr als 19.000 Demonstranten wurden demnach verhaftet. Insgesamt etwa 20 Regimekritikern droht nach Todesstrafen die Hinrichtung.
Auslöser der Protestwelle im Iran war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini Mitte September. Sie starb in Polizeigewahrsam, nachdem sie von der sogenannten Sittenpolizei wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden war. Seither gibt es immer wieder Demonstrationen gegen die Staatsführung und teilt gewalttätige Zusammenstöße mit Sicherheitskräften.
dpa, AFP (ans,fef)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 07. Januar 2023 | 08:30 Uhr