Welthungerhilfe-Bericht Globale Krisen verschärfen Hungerleiden

12. Juli 2022, 10:41 Uhr

Klimakrise, Kriege und Corona-Pandemie – die Krisen auf der Welt haben das Hungerleiden in vielen Teilen der Erde weiter verschärft. Die Welthungerhilfe warnt in ihrem Jahresbericht vor dramatischen Folgen. Weltweit leiden bereits jetzt über 800 Millionen Menschen unter Hunger.

Der Kampf gegen den Welthunger hat angesichts der Krisen in der Welt schwere Rückschläge hinnehmen müssen. Wie aus dem Jahresbericht der Welthungerhilfe hervorgeht, haben Klimawandel, bewaffnete Konflikte und die Corona-Pandemie die Ernährungslage im vergangenen Jahr dramatisch verschlechtert. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine habe die Situation durch steigende Nahrungsmittelpreise in den vergangenen Monaten noch einmal erheblich verschärft. "Millionen Menschen stehen am Rande einer Hungersnot, denn die Familien haben keinerlei Ressourcen mehr", erklärte Welthungerhilfe-Generalsekretär Mathias Mogge.

Millionen Menschen stehen am Rande einer Hungersnot.

Matthias Mogge Generalsekretär Welthungerhilfe

Mehr als 800 Millionen Menschen hungern weltweit

Demnach steigt die Zahl der akut von Hunger bedrohten Menschen seit Monaten an. 2021 sind die Nahrungsmittelpreise durch "multiple Krisen" dem Bericht zufolge bereits um 28 Prozent angestiegen – hinzu komme nun der Krieg in der Ukraine. "Die gestiegenen Preise treffen diejenigen am härtesten, die ohnehin zu den Ärmsten gehören", erklärte Mogge weiter. Aktuell hungern dem Bericht zufolge weltweit etwa 811 Millionen Menschen.

Besonders dramatisch sei die Lage demnach im Jemen, in Afghanistan und in afrikanischen Staaten wie dem Südsudan und Ländern Ostafrikas. Hier lösten die Auswirkungen der Klimakrise heftige Dürren aus. Diese seien "ein Weckruf, endlich die Anstrengungen gegen den Klimawandel zu verstärken, der zu immer gravierenderen humanitären Notlagen führt", heißt es in dem Jahresbericht.

Kriege befördern Hungersnöte

Neben dem Klimawandel seien bewaffnete Konflikte der größte Hungertreiber im vergangenen Jahr gewesen. Ihre Anzahl habe zuletzt zugenommen. "Kriege haben massive Auswirkungen auf das Ernährungssystem, weil etwa Felder niedergebrannt, Lagerbestände geplündert oder der Verkauf von Ernten eingeschränkt werden", heißt es im Bericht. Aktuell beobachte man eine steigende Zahl von Ländern, die keine Nahrungsmittel mehr ausführen und den Zugang zu Lebensmitteln für Milliarden Menschen weiter erschweren. "Das führt zur Verknappung, das treibt die Preise nach oben, und das ist für die ärmsten Menschen auf dieser Welt ganz, ganz schlimm, weil sie können sich keine Nahrungsmittel mehr leisten", sagte Mogge am Morgen im ZDF.

Auch die Präsidentin der Welthungerhilfe, Marlehn Thieme, betonte, aus allen Projektländern kämen verzweifelte Hilferufe. Von Afghanistan bis Zimbabwe kämpften die Menschen mit Preissteigerungen für Brot, Getreide oder Obst um bis zu 60 Prozent. In Somalia, Kenia und Äthiopien herrsche derweil die schlimmste Dürre seit 40 Jahren.

Schulze fordert mehr Geld für die Welthungerhilfe

Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze sagte dem rbb, um die aktuelle Hungerkrise zu bekämpfen, brauche die Welthungerhilfe mehr Geld. Deutschland gehe da voran, "aber dem müssen sich noch mehr anschließen". Zudem müssten Hilfen besser koordiniert werden und Agrarsysteme sich verändern, so die SPD-Politikerin. "Viele Länder sind sehr abhängig von Weizenlieferungen zum Beispiel aus der Ukraine." Langfrisitig müsse es gelingen, dass die Länder unabhängiger werden. Schulze wartf Russlands Präsident vor, den Hunger als Kriegswaffe zu nutzen. Putin bombardiere ganz bewusst die Häfen in der Ukraine, "so dass der Weizen nicht ausgeliefert werden kann".

Die Welthungerhilfe ist eine der größten privaten Hilfsorganisationen in Deutschland. Sie wird vorwiegend durch Spenden finanziert. Nach eigenen Angaben hat die Welthungerhilfe im vergangenen Jahr in 36 Ländern mit 526 Auslandsprojekten rund 16,6 Millionen Menschen unterstützt. Der Großteil der Hilfen, insgesamt 190,5 Millionen Euro, floss in Projekte in Afrika, gefolgt von Asien und Südamerika.

AFP, KNA, dpa, MDR (fef)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 12. Juli 2022 | 10:45 Uhr

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