Krieg in Nahost Frankreich fordert langfristige Kampfpause in Gaza

14. November 2023, 00:15 Uhr

Frankreichs Außenministerin Colonna hat beim EU-Treffen in Brüssel eine langfristige Kampfpause gefordert. Es gebe zu viele zivile Opfer, sagte sie bei einem EU-Treffen in Brüssel. Dem UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge zufolge sind die Treibstofflager im Gazastreifen inzwischen leer. Israels Verteidigungsminister Gallant sprach unterdessen der Hamas die Kontrolle über den Gazastreifen ab.

Frankreich hat die Situation im Gazastreifen als unhaltbar kritisiert und eine langfristige Kampfpause gefordert. Außenministerin Catherine Colonna sagte bei einem EU-Treffen in Brüssel: "Es gibt zu viele zivile Opfer. So kann es nicht weitergehen." Die humanitäre Lage in Gaza müsse schnell verbessert werden. Frankreich plädiere für eine langfristige, dauerhafte Kampfpause, damit mehr humanitäre Hilfsgüter in Gaza ankommen könnten. Colonna forderte zudem, dass zwischen der Zivilbevölkerung und Terrororganisationen unterschieden werden müsse. In der vergangenen Woche hatte bereits Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine "Waffenruhe" für Gaza gefordert.

EU-Staaten fordern lediglich Feuerpausen

Die französischen Forderungen gehen damit deutlich über die der Europäischen Union hinaus. In einer gemeinsamen Erklärung hatten sich die 27 EU-Mitgliedsländer am Sonntag nur darauf verständigen können, ihre Forderungen nach Feuerpausen zu wiederholen. Mit der Verwendung des Wortes im Plural sollte nach Auffassung von Ländern wie Deutschland deutlich gemacht werden, dass die Pausen zeitlich begrenzt sein können und Israel im Anschluss weiter das Recht hat, gegen die radikalislamische Hamas vorzugehen. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sagte, es sei nach wie vor das Ziel, dass Israelis und Palästinenser künftig in Frieden leben können. Israels Sicherheit müsse dabei aber gewährleistet sein.

Hamas spricht von über 11.000 Toten bei Luftangriffen

Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sollen nach Angaben der Hamas inzwischen mindestens 11.240 Palästinenser ums Leben gekommen sein. Wie das Medienbüro der im Gaza herrschenden Terrorgruppe mitteilte, waren 4.630 der Opfer Kinder.

Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen wird auch die Lage in den Krankenhäusern in dem von Israel abgeriegelten Küstenstreifen immer dramatischer. Demnach habe das Fehlen von Treibstoff bereits zum Tod von 34 Patienten geführt, davon sieben Neugeborene nach dem Abschalten von Sauerstoffgeräten.

Hinweis der Redaktion Die Berichterstattung aus dem Gazastreifen ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige Journalistinnen und Journalisten vor Ort sind. Informationen zu den Kampfhandlungen kommen vor allem von der israelischen Regierung und von der im Gazastreifen herrschenden Terrororganisation Hamas, die nur schwer überprüft werden können.

UN-Treibstofflager leer

Das Treibstofflager des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) im Gazastreifen ist nach Angaben der Organisation leer. In den kommenden Tagen werde das UNRWA nicht mehr in der Lage sein, Krankenhäuser zu versorgen, Abwasser zu beseitigen und Trinkwasser bereitzustellen. Das Hilfswerk der Vereinten Nationen beherbergt fast 800.000 Menschen. Das ist etwa die Hälfte der palästinensischen Zivilisten, die seit Beginn der israelischen Vergeltungsangriffe innerhalb des Gazastreifens geflohen sind.

Israel meldet Kontrollverlust der Hamas

Derweil soll die Hamas nach den Worten des israelischen Verteidigungsministers Yoav Gallant "die Kontrolle in Gaza" verloren haben. Die Hamas-Kämpfer seien dabei, in den Süden des Palästinensergebiets zu flüchten, Zivilisten plünderten Hamas-Stützpunkte, erklärte Gallant in einem von israelischen Fernsehsendern ausgestrahlten Video. Die Zivilbevölkerung habe "kein Vertrauen mehr in die Regierung" der Hamas im Gazastreifen. Sowohl die Angaben der Hamas als auch Israels lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Übersichtskarte vom Gazastreifen
Bildrechte: MDR.DE

Attacken an Grenze zum Libanon halten an

Erneute Attacken an der israelisch-libanesischen Grenze haben unterdessen die Furcht vor einer Ausweitung des Gaza-Kriegs angefacht. Nach Angaben einer der Schiiten-Miliz Hisbollah nahestehenden Gruppe wurden bei einem israelischen Angriff auf den Süden Libanons zwei Menschen getötet. Nach israelischen Meldungen waren einen Tag zuvor mehrere Arbeiter einer israelischen Elektrizitätsgesellschaft bei einem Raketenangriff der Hisbollah verletzt worden, von denen einer später starb. Bislang spielen sich Angriffe und Gegenangriffe in einer relativ kleinen Zone entlang der Grenze ab. Dennoch sind es die schwersten Gefechte in der Region seit dem Libanon-Krieg 2006.

dpa/AFP/Reuters (dni)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 13. November 2023 | 19:00 Uhr

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