Wasserkraftwerk Kachowka
Das Wasser im Kachowka-Stausee wird zur Reaktorkühlung im Atomkraftwerk Saporischschja verwendet. Im Bild: das zerstörte Wasserkraftwerk. Bildrechte: IMAGO/ITAR-TASS

Ukraine-News Wasserpegel im Kachowka-Stausee fällt unter kritische Marke

08. Juni 2023, 21:04 Uhr

Die Ukraine-News vom 8. Juni sind bendet - aktuelle finden Sie hier:

Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum überprüft werden können.

21:04 Uhr | Wasserpegel im Kachowka-Stausee fällt unter kritische Marke

Wie der Chef des Wasserkraftwerkbetreibers Ukrhidroenergo, Ihor Syrota, am Donnerstag im ukrainischen Fernsehen mitteilte, liegt der Pegel bei 12,50 Meter. Das sei unterhalb des sogenannten toten Punkts von 12,70 Meter. Das bedeute, dass kein Wasser mehr für die Trinkwasserversorgung der Ortschaften rundherum und die Kühlung des Kernkraftwerks Saporischschja am Südufer des Kachowka-Stausees entnommen werden könne. Das Absinken des Wasserpegels macht perspektivisch die Kühlung der stillgelegten Reaktoren komplizierter. Akut besteht noch keine Gefahr, denn die Nuklearanlage verfügt über künstlich angelegte Kühlteiche.

Laut Syrota fällt der Wasserspiegel im Stausee täglich um etwa einen Meter. Diese Tendenz wird seiner Schätzung nach noch eine Woche anhalten. Sollte der Damm bis in die Grundfesten zerstört sein, könne der Pegel auf bis zu 3 Meter sinken. Damit werde der Dnipro auch in sein ursprüngliches Flussbett vor der Aufstauung zurückkehren.

17:46 Uhr | Ukrainischer Energieminister bittet um mehr Strom aus Europa

Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms hat der ukrainische Energieminister europäische Partner gebeten, größere Mengen Strom an sein Land zu liefern. "Wir bitten Europa, die Obergrenze für Stromimporte von derzeit einem Gigawatt auf zwei Gigawatt zu erhöhen", sagte Herman Haluschtschenko in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. 

Die derzeitige Obergrenze für den Import von europäischem Strom in die Ukraine liege bei "1050 Megawatt", sagte Haluschtschenko am Rande einer Tagung der Internationalen Energieagentur (IEA) in Versailles zum Thema Energiepolitik. Die Leitungen "ermöglichen es uns, bis zu zwei Gigawatt Strom zu importieren" fügte er hinzu.

17:11 Uhr | UN kommt nicht in Überschwemmungsgebiet

Die Vereinten Nationen bemühen sich nach dem Dammbruch in der Ukraine um Zugang zu den Überschwemmungsgebieten unter russischer Besatzung. Bislang sei das UN-Nothilfebüro OCHA nicht in der Lage, einen UN-Einsatz in der Region zu bestätigen, sagte OCHA-Sprecher Jens Laerke am Donnerstag in Genf. "Wir setzen unsere prinzipiellen Bemühungen fort, die von Russland kontrollierten Gebiete der Ukraine zu erreichen." Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf russischen Truppen vor, die Menschen dort im Stich zu lassen und ukrainische Rettungsversuche zu torpedieren. Internationalen Hilfsorganisationen warf er Passivität vor.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bemüht sich um Zugang, wie WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan in Genf sagte. Das sei aber nur über Vereinbarungen mit beiden Konfliktparteien möglich.

15:18 Uhr | Moskau verkündet Abwehr von ukrainischer Offensive

Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Donnerstag eine Offensive der ukrainischen Armee im Süden der Ukraine abgewehrt. Um 01:30 Uhr Ortszeit hätten die ukrainischen Truppen mit 1.500 Soldaten und 150 gepanzerten Fahrzeugen in der Region von Saporischschja versucht, "unsere Verteidigungslinien zu durchstoßen", erklärte Schoigu. Der "Feind" sei gestoppt worden und habe sich nach schweren Verlusten zurückgezogen.

Die Angaben Schoigus konnten von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

15:11 Uhr | Putin reist vorerst nicht in Überflutungsgebiet

Anders als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will Kremlchef Wladimir Putin zumindest vorerst nicht in das nach der Staudamm-Zerstörung überflutete südukrainische Gebiet Cherson reisen. Derzeit gebe es keine solchen Pläne, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge auf eine entsprechende Frage von Journalisten.

14:05 Uhr | Agrarministerium fürchtet schwere Ernteausfälle

Der Ukraine droht durch die Flutkatastrophe im Süden des Landes nach Angaben der Regierung ein mehrere Milliarden Tonnen schwerer Ernteausfall. Nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms in dieser Woche seien Zehntausende Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche in der Südukraine überschwemmt worden, teilt das Agrarministerium mit. Zudem würden mindestens 500.000 Hektar Land ohne Bewässerung veröden. Auf den betroffenen Flächen würden hauptsächlich Gemüse, Melonen, Getreide und Ölsamen angebaut. Bei den überschwemmten Gebieten sei eine umfassende agrarökologische Bewertung des Bodenzustands erforderlich. In den meisten Fällen seien Spezialarbeiten zur Wiedernutzung nötig. Die Ukraine ist ein weltweit führender Erzeuger und Exporteur von Getreide und Ölsamen.

13:12 Uhr | Russische Streitkräfte weichen den Wassermassen

Die durch den Bruch des Kachowka-Staudamms in der Südukraine verursachten Überschwemmungen haben die russischen Truppen laut ukrainischen Angaben zu einem größeren Rückzug gezwungen. Die russischen Streitkräfte hätten sich wegen der Wassermassen in der Region Cherson um fünf bis 15 Kilometer zurückziehen müssen, sagte eine ukrainische Militärsprecherin im Fernsehen. Dies habe den russischen Beschuss in der Region "praktisch halbiert".

12:59 Uhr | Stausee Wasserstand erreicht Tiefpunkt

Der Wasserstand des Kachowkaer Stausees im Süden der Ukraine nähert sich den Behörden zufolge nach der Zerstörung des Damms einem gefährlichen Tiefpunkt. Ein weiteres Absinken drohe die Wasserversorgung der Kühlbecken für das nahe gelegene Kernkraftwerk Saporischschja und anderer Regionen zu beeinträchtigen, sagt der Leiter des staatlichen Betreibers des am gebrochenen Damm gelegenen Wasserkraftwerks, Ihor Syrota, im Fernsehen. Sein Unternehmen stehe für Reparaturarbeiten am Damm und dem Wasserkraftwerk bereit, sobald die russischen Truppen die östliche Seite des Dnipro verlassen hätten. Die UN-Atomaufsichtsbehörde IAEA hatte zuletzt mitgeteilt, dass Europas größtes Kernkraftwerk über genügend Wasser verfügt, um die Reaktoren für "mehrere Monate" aus einem Becken oberhalb des Stausees zu kühlen.

12:48 Uhr | Tote bei russischem Angriff in Ostukraine

Bei einem russischen Angriff auf den ostukrainischen Ort Ukrajinsk sind nach Angaben der Regionalregierung von Donezk drei Menschen getötet worden, darunter ein vierjähriger Junge. Fünf Menschen, darunter drei Kinder, seien zudem verletzt worden, als der Ort in der Nacht unter Beschuss genommen worden sei, teilt Gouverneur Pawlo Kirilenko auf Telegram mit. Zudem seien auch noch andere Teile der Region angegriffen worden. Dabei seien zwei Menschen verletzt worden.

10:55 Uhr | Kühlwasserreserven am AKW Saporischschja werden aufgefüllt

Atomkraftwerk Saporischschja, in der Ukraine
AKW Saporischschja (Archivbild). Bildrechte: IMAGO / SNA

Am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja wird mit Hochdruck am Auffüllen der Kühlwasserreserven gearbeitet. Das sei nötig, falls infolge der Zerstörung des Kachowka-Staudamms und des Ablaufens riesiger Wassermengen bald kein Wasser mehr aus dem dahinter liegenden Reservoir gepumpt werden könne, teilte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, noch am Mittwochabend mit.

Das von Russland besetzte Kraftwerk liegt am nördlichen Ende des Stausees. Das Absenken des Pegelstands hatte sich nach seinen Angaben am Mittwoch leicht verlangsamt. Wenn der Pegel unter 12,7 Meter sinke, könne kein Wasser mehr auf das Gelände des Kraftwerks gepumpt werden. Grossi schloss nicht aus, dass der Pegel innerhalb von wenigen Tagen unter diese Marke sinken könnte. Deshalb werde, so lange es noch möglich sei, kontinuierlich Wasser aus dem Stausee in Auffangbecken auf den Gelände gepumpt. Wenn diese Becken voll seien, reiche das Wasser zur Kühlung der sechs Reaktoren für mehrere Monate. Zwar seien die Reaktoren abgeschaltet, aber sie brauchten trotzdem Kühlwasser.

10:40 Uhr | Selenskyj besucht Flutgebiete im Süden der Ukraine

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das von Überschwemmungen betroffene Gebiet Cherson im Süden des Landes besucht. Er habe dort über die Situation nach der Zerstörung des Kachowka-Staudammes beraten, teilt Selenskyj über seinen Telegram-Kanal mit.

"Viele wichtige Fragen wurden besprochen. Die operative Lage in der Region infolge der Katastrophe, die Evakuierung der Bevölkerung aus potenziellen Überschwemmungsgebieten, die Beseitigung der durch die Dammexplosion verursachten Notlage, die Organisation der Lebenserhaltung in den überschwemmten Gebieten", zählt er auf. Außerdem sei es um die Wiederherstellung des Ökosystems der Region und die operative militärische Lage gegangen.

09:28 Uhr | Berichte über heftige Kämpfe in Ukraine

In der Ukraine wird nach Angaben britischer Geheimdienstexperten weiterhin an mehreren Frontabschnitten heftig gekämpft. Die Ukrainer behielten dabei in den meisten Gebieten die Initiative, hieß es im täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London. Die russischen Truppen seien wahrscheinlich angewiesen, so bald wie möglich zum Angriff überzugehen. So hätten tschetschenische Einheiten einen erfolglosen Versuch gemacht, den Ort Marjiwka nahe der Stadt Donezk einzunehmen.

Die Wasserstände seien nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine am Mittwoch weiter gestiegen, dürften aber im Laufe des Donnerstags zurückgehen, so die Mitteilung der Briten weiter. Beschuss habe die Evakuierung von Zivilisten in den Überschwemmungsgebieten erschwert.

08:36 Uhr | Behörden: 600 Quadratkilometer unter Wasser

Nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms in der Südukraine stehen nach Angaben der Behörden rund 600 Quadratkilometer der Region Cherson unter Wasser. 68 Prozent davon lägen auf dem von Russland besetzten Ufer des Dnipro, teilt Regionalgouverneur Olexandr Prokudin über Telegram mit. Der durchschnittliche Wasserstand habe am Morgen bei 5,61 Metern gelegen.

06:45 Uhr | EU-Agentur fordert langfristige Perspektiven für Geflüchtete aus Ukraine

EU-Staaten sollten sich laut der EU-Agentur für Grundrechte (FRA) auf eine dauerhafte Integration von Geflüchteten aus der Ukraine einstellen. Bestehende Hilfsmaßnahmen sollten besser auf Frauen und Kinder ausgerichtet werden, die den überwiegenden Teil der Flüchtlinge ausmachten, forderte die Agentur in ihrem Jahresbericht.

Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sind seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 rund 8,3 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Davon genießen etwa 5,1 Millionen in der EU, in der Schweiz und in Norwegen unter Sonderregelungen vorübergehenden Schutz, ohne dass sie Asyl beantragen müssen.

06:30 Uhr | Selenskyj bestreitet Sabotage der Nord-Stream-Pipelines

Selenskyj bestreitet eine Beteiligung seiner Regierung an den Sabotage-Aktionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2. "Ich bin Präsident und ich gebe entsprechende Befehle. Nichts dergleichen hat die Ukraine getan. Ich würde nie so handeln", sagte Selenskyj in einem Interview von "Bild", "Welt" und "Politico". Angesprochen auf einen entsprechenden Artikel der "Washington Post" forderte er Beweise für eine ukrainische Beteiligung. In dem am Dienstag veröffentlichten Artikel hieß es, dass die US-Regierung drei Monate vor den Explosionen im September 2022 von einem europäischen Geheimdienst von einem Plan des ukrainischen Militärs erfahren habe.

Ende September 2022 waren nach Explosionen nahe der dänischen Ostseeinsel Bornholm insgesamt vier Lecks an den beiden Pipelines entdeckt worden.

06:00 Uhr | Nato beruft Ukraine-Dringlichkeitssitzung ein

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat für heute eine Dringlichkeitssitzung mit der Ukraine wegen der teilweisen Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine angesetzt. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba soll per Videoschalte an dem Treffen der Nato-Ukraine-Kommission teilnehmen. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig für die Explosion am Staudamm verantwortlich. Tausende Menschen wurden bereits evakuiert, die Sorgen auch hinsichtlich einer drohenden Umweltkatastrophe wachsen.

05:00 Uhr | THW-Hilfsgüter unterwegs in Kachowka-Region - Warnung vor Minengefahr

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms ist ein Hilfskonvoi des THW Richtung Ukraine gestartet. Der Präsident des Technischen Hilfswerks, Gerd Friedsam, sagte am Mittwochabend in der ARD, die acht LKW würden dort bald eintreffen. Zunächst würden Trinkwasserfilter und Stromgeneratoren geliefert. Dazu kämen Zelte, Decken und Feldbetten. Friedsam verwies darauf, dass es in der Flutregion eine große Gefahr durch Minen und Munitionsreste gebe, auch für die Helfer.

Auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat auf die katastrophalen Auswirkungen auf die Lokalisierung von Landminen hingewiesen. "Wir wussten, wo die Gefahren waren", sagte Erik Tollefsen, Leiter der Abteilung für Waffen-Belastung beim IKRK. "Nun wissen wir es nicht mehr. Alles, was wir wissen, ist, dass sie irgendwo flussabwärts sind." Das sei sehr beunruhigend sowohl für die betroffene Bevölkerung als auch für alle Helfer.

Der Dnipro-Staudamm war in der Nacht auf Dienstag zerstört worden. Die freigesetzten Wassermassen überfluteten weite Gebiete.

00:00 Uhr | Ukraine-News am Donnerstag, 08. Juni 2023

Guten Morgen! In unseren Ukraine-News halten wir Sie über die Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.

Was tun, Herr General? - Der Podcast zum Ukraine-Krieg

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Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. Juni 2023 | 06:00 Uhr

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