Corona Tschechien: Mit Sliwowitz gegen Corona-Viren
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09. März 2020, 05:00 Uhr
Ist das noch berechtige Angst oder schon Panik? Auch in unserem Nachbarland Tschechien gehen die Desinfektionsmittel aus. Die Einen machen ein Geschäft daraus, die Anderen reagieren mit ungewöhnlichen Tipps.
Schon lange bevor der erste Tscheche positiv auf Corona getestet wurde, waren in den meisten Apotheken in Prag Desinfektionsmittel ausverkauft. In dem kleinen Land ist die Angst vor Corona groß, sagt die Ärztin Václava Adámková. Sie versucht, ihre Patienten zu beruhigen - nicht jeder Schnupfen sei Corona.
Und wenn es kein Desinfektionsmittel mehr gibt, dann gebe es im Notfall ja noch weit verbreitete Hausmittel, sagt sie mit einem Schmunzeln: "Das Coronavirus gehört zu den sogenannten behüllten Viren, das heißt, es reagiert ausgesprochen empfindlich auf Alkohol. Sliwowitz hilft gut, genau wie jeder andere Alkohol. Von mir aus kann man sich auch mit Single Malt Whisky die Hände waschen, das ist nur ein bisschen teuer. Aber dafür gibt es davon ja noch genug."
Sliwowitz hilft gut, genau wie jeder andere Alkohol.
Doch auch Tschechen setzen meist immer noch auf gängige Desinfektionsmittel, statt auf Sliwowitz: An einem Stand in einer Unterführung der Prager Metro-Station Flora-Vinohrady wurden bis vor kurzem Blumen verkauft. Doch statt Tulpen und Rosen, gibt es seit Kurzem Desinfektionsgel in kleinen Tuben. "Wir haben hier klassisches Handgel, aus tschechischer Herstellung. 60 Prozent Alkohol, das ist sehr wirksam. Das kriegen Sie sonst nirgendwo mehr. Ich wundere mich selbst, wo unsere Chefin das her hat", sagt die junge Verkäuferin. Einige verunsicherte Tschechen ließen an dem Stand bis zu 100 Euro.
Das Geschäft mit medizinischen Hilfsmitteln boomt
50 Kilometer nördlich von Prag werden in einer Fabrik Filter-Textilien hergestellt, und nebenbei Schutzmasken. 4.000 waren es im letzten Jahr. Jetzt wird die Fabrik komplett umgebaut – ab April schon rollen ausschließlich Schutzmasken vom Band. Über die Nachfrage freut sich der Chef der Firma, Jan Buk. Doch er findet die Lage sei schon ziemlich hysterisch. "Die Leute haben nicht genug Information, sie haben Angst ums nackte Leben."
Große Angst, große Vorsicht
Unternehmer Buk meint, dass die tschechische Regierung eine umsichtige Haltung zeige. Vorsicht sei besser, da man nicht wisse, was passieren könne. Der Gesundheitsminister Adam Vojtěch sieht nach derzeitiger Lage noch keine Signale für eine größere Coronavirus-Epidemie in Tschechien. Trotzdem reagierte die Regierung mit drastischen Maßnahmen: So fand der Biathlon-Weltcup in Nove Mesto am vergangenen Wochenende ohne Zuschauer statt.
Touristen bereisen auch weiterhin das Land - Prag gilt als einer der Hotspots für Wochenendereisende. Vorkehrungen hat die Stadt auch hier getroffen: Knöpfe der Busse und Straßenbahnen müssen nicht mehr angefasst werde - alle Türen öffnen seit neustem automatisch.
(dh/adg/radio.cz)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL TV | 09. März 2020 | 17:45 Uhr