Kultur Kunst aus Thüringen erobert die Welt: Queen-Malerin malt jetzt auch für Lamborghini
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06. Juni 2024, 16:56 Uhr
Obwohl Nicole Leidenfrost ihre Kunst inzwischen aus Schnepfenthal im Thüringer Wald erschafft, blickt sie auf namhafte und internationale Kunden zurück. Wie es dazu kam, dass eines ihrer Gemälde derzeit im Lamborghini-Museum in Italien hängt, und ob die Künstlerin wieder nach Thüringen ziehen würde, haben wir bei einem Treffen mit ihr erfahren.
Rund 100 Kunstwerke aus der ganzen Welt hängen aktuell im Museum des italienischen Luxus-Autoherstellers Lamborghini in Sant'Agata Bolognese - anlässlich des 60. Firmenjubiläums. Darunter befindet sich auch ein zwei mal zwei Meter großes Stiergemälde aus Thüringen. Gemalt hat es die Berliner Künstlerin Nicole Leidenfrost, die seit 2021 zusammen mit ihrem Mann im beschaulichen Schnepfenthal im Landkreis Gotha lebt. Dort ist das Kunstwerk im vergangenen Jahr in ihrer Werkstatt entstanden - seit Mitte Mai wird es in Italien der Welt präsentiert. Doch wie kommt eine Malerin in Thüringen an so einen großen Auftrag?
"Eigentlich war es ganz banal", sagt Nicole Leidenfrost. Sie male gerne Tiere, die Kraft verkörpern - zum Beispiel Löwen oder Stiere. Da sich der Stier auch im Wappen von Lamborghini befindet, hatte Leidenfrost im Jahr 2017 ein paar Lamborghini-Händler angeschrieben und ihnen ihre Kunstwerke vorgestellt und schmackhaft gemacht. "Bei mir dürfen sie die Motorhaube aufmachen", schrieb Leidenfrost damals an die Händler und machte sich dadurch interessant. Recht schnell wurde sie von Lamborghini-Händlern aus Nürnberg und Hamburg eingeladen und ihre ersten Kunstwerke hingen in den Schauräumen der Autohändler.
60. Lamborghini-Geburtstag wird zu Schlüsselmoment für Künstlerin
Anfang des vergangenen Jahres gab es dann anlässlich des 60. Jubiläums von Lamborghini den Auftrag vom Hamburger Lamborghini-Händler für Nicole Leidenfrost. Sie sollte ein Gemälde mit dem Lamborghini-Stier malen. Für Leidenfrost eigentlich tägliches Geschäft. Doch dabei blieb es nicht, berichtet die Künstlerin: "Der Händler hatte mich angerufen und gesagt, dass im Produkt der Bezug zum Hamburger Autohändler zu sehen sein soll. Deswegen sollte ich die Elbphilharmonie im Bild integrieren."
Außerdem sollte die Künstlerin das Thema "Vom Vorreiter der Technik bis zum Hybridmotor" darstellen. Also hatte sich Nicole Leidenfrost in ihrer Werkstatt in Schnepfenthal überlegt, was Lamborghini für sie ausmacht, und so entstand Schritt für Schritt das Kunstwerk mit dem Namen "Beyond Horsepower - the bull" aus Acryl.
Mein Wunsch war es, dass einmal ein Kunstwerk von mir in diesem Museum hängt.
Leidenfrost hielt auch immer wieder Rücksprache mit dem Hamburger Autohändler: "Ich habe nicht irgendwas abgeliefert, sondern ich habe versucht, den Autohändler immer mit ins Boot zu holen. Ich habe schrittweise gearbeitet und dem Hamburger Händler gezeigt, wie ich vorgehe und ob ich auf dem richtigen Weg bin", sagte Leidenfrost. So konnte das exklusive Gemälde passgenau entstehen. Jetzt wird das Kunstwerk in Italien im Lamborghini-Museum noch bis Anfang 2025 ausgestellt. Damit geht für Künstlerin Leidenfrost ein kleiner Traum in Erfüllung: "Ich habe mich schon sehr gefreut. Mein Wunsch war es, dass einmal ein Kunstwerk von mir in diesem Museum hängt."
Auswärtiges Amt soll Leidenfrosts Gemälde in Geschenke-Sammlung aufnehmen
Doch der Lamborghini-Stier ist nicht das einzige Gemälde von Nicole Leidenfrost, das auf internationalem Boden ausgestellt wird. Sogar im Buckingham Palace in London in der sogenannten "Royal Collection" hängt ein Kunstwerk von ihr. Es war im Jahr 2015 ein Staatsgeschenk vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck an Queen Elisabeth II. An diesen Auftrag kam Leidenfrost ganz zufällig, weil sie auf einer Charity-Auktion von einem anderen Künstler mitbekam, dass sich dessen Kunstwerke im Geschenke-Pool des Auswärtigen Amtes befinden.
Leidenfrost dachte sich damals: "Warum ist er in diesem Geschenke-Pool und ich nicht?" Sie schrieb also das Auswärtige Amt an und weckte das Interesse für ihre Kunst." Irgendwann hatte mich das Auswärtige Amt dann angerufen und gesagt, dass die englische Königin zu Besuch kommt. Deshalb wurde ich nach einem speziellen Pferdebild gefragt", sagte die Künstlerin. Es wurde aber auch direkt am Telefon gesagt, dass es kaum eine Chance gebe, dass das schon vorhandene Bild von Leidenfrost ausgewählt werden würde.
Auswärtiges Amt wählt Leidenfrost-Gemälde als Staatsgeschenk für Queen
"Ich hatte das Auswärtige Amt dann gefragt, ob ich passgenau für den Staatsbesuch der Queen noch ein Bild malen soll, so wie ich es mir vorstelle", so die Künstlerin. Laut Leidenfrost willigte das Auswärtige Amt ein. Eine Garantie, dass dieses Bild dann letztlich genommen wird, habe es aber nicht gegeben. So entstand das Bild namens "Horse in Royal Blue". Darauf zu sehen war die Queen als Kind sitzend auf einem blauen Pferd.
Dieses Gemälde und das vom Auswärtigen Amt bestellte Bild kamen auf die große Geschenkeliste, auf der nach Angaben von Leidenfrost auch Geschenke von namenhaften Firmen waren. Letztlich wurde sich dann als deutsches Staatsgeschenk doch für das eigens angefertigte Gemälde von Nicole Leidenfrost entschieden. "Ausschlaggebend war etwas Persönliches, denn viele Firmen haben einfach ins Regal gegriffen und ein Standardprodukt auf die Liste gesetzt", sagt die Künstlerin.
Bei der Übergabe des Geschenkes musste die Queen über die Farbwahl des Pferdes schmunzeln. Das Gespräch darüber mit dem damaligen Bundespräsidenten ging durch die englischen und deutschen Medien und machte Nicole Leidenfrost auch international bekannt. Für ihre Kunst sei es nochmal ein richtiger Schub gewesen, berichtet sie.
Künstlerin fühlt sich in Thüringen mehr gesehen als in Hamburg
Jahrelang hatte Nicole Leidenfrost mit ihrem Mann in Hamburg gewohnt und gearbeitet. 2021 zogen die beiden dann nach Schnepfenthal am Rande des Thüringer Waldes. Eigentlich ein ungewöhnlicher Schritt für eine Künstlerin, die mittlerweile auf der internationalen Kunstbühne mitspielt, in den ländlichen Raum zu ziehen. Bei Kunst denken viele zuerst an Metropolen wie Berlin, Hamburg oder München.
Ich muss wirklich eine Lanze für Thüringen brechen.
"Ich muss wirklich eine Lanze für Thüringen brechen. Es ist hier deutlich angenehmer und einfacher, weil man in Thüringen persönlichen Kontakt zu den Menschen hat. In den Großstädten ist man austauschbar und es gibt eine Überflutung von Veranstaltungen und Kunst. Dort findet man eine Galerie nach der nächsten und dadurch entsteht ein Überangebot", sagt Leidenfrost.
Schnepfenthaler Kulturvilla soll Mitbürger Kunst als emotionale Ausdrucksform ermöglichen
In Thüringen hingegen werde sie als Künstlerin gesehen und ihre Kunst sei exklusiver. "Obwohl wir gerade noch im Bau der Kulturvilla sind und noch nicht eröffnet haben, hatten wir in Thüringen schon mehr Besuch in der Galerie als in Hamburg", so Leidenfrost. Ihre Kunden kommen dabei aus ganz Deutschland extra nach Schnepfenthal. Dort bauen die Künstlerin und ihr Mann gerade die Kulturvilla aus. Noch in diesem Jahr soll sie eröffnet werden.
Leidenfrost möchte dort künftig Malkurse für Kinder und Erwachsene, Team-Building-Maßnahmen für Firmen sowie Workshops zum Thema mentale Gesundheit anbieten. "Ich möchte den Menschen nicht das akademische Malen beibringen", sagte Leidenfrost. Es gehe ihr mehr darum, dass die Menschen eine schöne Zeit haben und über die Kunst ein Ventil bekommen, um Gefühle zu verarbeiten und sich auf das Positive im Leben zu besinnen.
MDR (ost)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 05. Juni 2024 | 16:10 Uhr
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