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Landkreis Gotha Warum sich Emleben im Bürgerentscheid gegen den Bau von Windrädern entschieden hat
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24. Februar 2025, 13:45 Uhr
Der Bürgerentscheid über Windräder in der Gemeinde Emleben im Landkreis Gotha am Sonntag hat ein klares Votum gebracht. Der Wahlkampf war entspannt - weil es keinen gab. Ein Ratsreferendum hatte Bürgerproteste verhindert. Die Einwohner haben zu viel Skepsis, ob die Technik der Erneuerbaren Energien schon ausgereift ist.
Die Einwohner der Gemeinde Emleben haben sich bei einem Bürgerentscheid klar gegen den Bau von vier Windkraftanlagen ausgesprochen. Dem Abstimmungsergebnis zufolge votierten am Sonntag 338 Emlebener dagegen, 153 dafür. Insgesamt hatten 491 an dem Bürgerentscheid am Sonntag teilgenommen. Wie Emlebens Bürgermeister Philipp Kalisch (CDU) bereits im Vorfeld ankündigte, ist die Entscheidung für ihn bindend.
Damit werden keine vier Windräder auf dem Feld zwischen Emleben und Gospiteroda im Kreis Gotha gebaut. Den Plänen des Investors zufolge hätten die Windkraftanlagen jeweils eine Höhe von 250 Metern gehabt. Ohne Gewerbesteuer gehen Emleben damit wahrscheinlich zusätzliche Einnahmen von jährlich rund 350.000 Euro verloren.
Gemeinderat hatte Bürgerentscheid selbst beschlossen
Es war ein unaufgeregter Wahlkampf im Vorfeld des Bürgerentscheids. Keine Plakate dafür oder dagegen säumten die Straßen der Gemeinde. Das hat auch damit zu tun, dass es nie Streit um diese Windräder gab. Denn der Gemeinderat selber hatte per Ratsreferendum den Bürgerentscheid beschlossen. Das ist eine Form der direkten Demokratie, die seit 2016 in Thüringen möglich ist, aber bisher kaum Anwendung findet.
Beim Thema Windräder war Emleben sogar die erste Gemeinde, die diesen Schritt gegangen ist. Das war allerdings auch nur möglich, weil Emleben nicht in einem Windvorranggebiet steht. Doch das Ratsreferendum hat Emleben mögliche Proteste erspart. Bürgerinitiativen mussten nicht gegründet werden. Der Ton blieb sachlich und entspannt.
Bürgerentscheid kommt bei Bürgern gut an
Aber warum haben sich die Emlebener mehrheitlich gegen die Windkraftanlagen ausgesprochen? Thomas Habermann etwa wohnt am Ortsausgang von Emleben Richtung Gospiteroda. Die Windräder hätten zu seinem künftigen Blick Richtung Boxberg gehört.
"Die gehören nicht hier her", sagt er. "Und ich bezweifele, dass der Strom, der da erzeugt wird, irgendwo gespeichert werden kann. Das ist noch nicht ausgereift." Das Ratsreferendum des Gemeinderats lobt Habermann ausdrücklich. Der Rat habe nicht wie die Regierung über den Kopf der Leute hinweg entschieden.
Nicht grundsätzlich dagegen, aber wichtige Fragen noch nicht beantwortet
Jens Schramm hat auch gegen die Windräder gestimmt. Solange die Recycling-Frage solcher Bauwerke nicht geklärt sei, sagt er, solle man keine Landschaften verschandeln. Auch er lobt das Referendum des Gemeinderats sehr: "So sollte es überall sein."
Es müssten alle miteinander reden, jede Ansicht müsse gehört werden. "Und wenn man das alles in eine große Trommel tut, schön durchrührt, das Beste rausfiltert - dann haben wir was gekonnt. Aber dafür müssen sich die Menschen öffnen."
Angst vor Abwertung der Grundstücke
Einige Emlebener, die für die Windräder gestimmt haben, wollten lieber anonym bleiben. Ihre Argumente: "Erneuerbare Energien sind die Zukunft. Wer das nicht einsieht, ist ein Hinterwäldler." Und sie stellen die Frage: "Wo soll denn der Strom der Zukunft herkommen?"
Doch auch die Angst um eine Abwertung der Grundstückspreise hat am Ende die Windräder nicht ins Dorf gelassen. Ein Emlebener, der ebenfalls dagegen gestimmt hat und auch anonym bleiben möchte, sagte noch: "Wenn die Einnahmen aus den Windrädern direkt an die Einwohner verteilt würden, hätte ich dafür gestimmt."
MDR (jw)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 24. Februar 2025 | 11:30 Uhr
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