Audio-Tour durchs Museum Diese Kultur-Angebote für Blinde und Menschen mit Sehbehinderungen gibt es in Thüringen

Das "Bauernkriegspanorama" von Werner Tübke gilt mit seinen 1.700 Quadratmetern als eines der größten Gemälde der Welt. Die DDR-Regierung gab das Bild beim Maler in Auftrag, mit dem Wunsch, den selbsternannten Arbeiter- und Bauernstaat in eine Reihe mit Revolutionen wie dem Bauernkrieg zur Zeit Luthers zu stellen. So ganz hielt sich der Leipziger Künstler jedoch nicht daran und verknüpfte das historische Thema mit zeitgenössischen und überzeitlichen Kommentaren. Unter den mehr als 3.000 Figuren finden sich neben Thomas Müntzer und Martin Luther auch allegorische Gestalten und Zeitgenossen Tübkes. Ein spezieller Audioguide bietet Menschen mit Sehbehinderung eine Beschreibung der zentralen Szenen des Monumentalbildes. 

Der Audioguide beschreibt und erklärt die wichtigsten Elemente des Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen. Bildrechte: picture-alliance/ dpa | Martin Schutt

Bereits Ende des 17. Jahrhunderts machte Herzog Wilhelm Ernst seine gesammelten Bücher der Öffentlichkeit zugänglich. Damit wurde in Weimar ein wichtiger Schritt im Zuge der Aufklärung getan. Anlässlich des 300-jährigen Bestehens wurde sie nach Herzoging Anna Amalia benannt, die das Angebot stark förderte. Heute beeindruckt die Bibliothek mit ihrer üppigen Innenausstattung, den alten Büchern und einzelnen Kunstausstellungen. Gleich zwei Audiotouren – für die Bibliothek und die Ausstellung "Cranachs Bilderfluten" – ermöglichen Menschen mit Sehbehinderung, den Ort zu erkunden. Außerdem können Interessierte Materialien erfühlen, die damals zum Buchbinden genutzt wurden. 

Gleich zwei Audiotouren führen durch die Anna Amalia Bibliothek. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Goethe selbst war an der Gestaltung des Parks an der Ilm am Rande der Weimarer Altstadt beteiligt. Gemeinsam mit Herzog Carl August verwirklichte er mit dem Garten seine Idealvorstellung eines Parks. Mit dem Audioguide kann die Architektur des Parks auch von Menschen mit Sehbehinderung gut nachvollzogen werden. Darüber hinaus lädt die Natur auch dazu ein, den Tastsinn zu nutzen. 

Die Audiotour gibt neue Eindrücke vom Park an der Ilm in Weimar. Bildrechte: imago images / Westend61

Goethe ist uns heute vor allem als Dichter und Netzwerker bekannt, der zahlreiche prägende Persönlichkeiten um sich versammelte. Dabei interessierte er sich nicht nur für die Literatur oder die Kunst, sondern auch für Philosophie und Naturkunde (die damals noch wesentlich näher beieinander lagen). Davon erzählt auch die Dauerausstellung im Goethe-Nationalmuseum. Ein taktiler Lageplan ermöglicht Menschen mit Sehbehinderung eine Orientierung. Ein Audioguide bietet zahlreiche Informationen zur Ausstellung, zu der auch Tast- und Duftproben gehören. 

Mit dem Haus am Horn stellt Walter Gropius zum ersten Mal seine Idealvorstellung vom Wohnen in Realität vor. Es ist das erste Musterhaus der Bauhaus-Schule. Als solches kann das Gebäude heute besichtigt werden, wobei auch die geplante Innenausstattung weitestgehend nachempfunden wurde. Menschen mit Sehbehinderung bekommen anhand von Tastmodellen eine Vorstellung von dem Wohnhaus. Zudem sind beschreibende Führungen im Musterhaus möglich. 

Das Bauhaus nahm in Weimar seinen Anfang, bis die Nazis die Designrevolutionäre vertrieben. Das Weimarer Bauhaus-Museum gibt anhand von vielfältigen Ausstellungsstücken eine Vorstellung von den Ideen der Bauhäusler. Im Museum gibt es für Menschen mit Sehbehinderungen mehrere Angebote zur Orientierung, wie einen taktilen Tastplan. Ein Audioguide und einzelne Tastobjekte ermöglichen eine selbstständige Erkundung der Ausstellung. Auf Anfrage gibt es zudem beschreibende Führungen. 

Das Bauhausmuseum bietet auch mehrere Tastmodelle sowie einen taktilen Tastplan für sehbehinderte Menschen an. Bildrechte: MDR/Robin Hartmann

Die Stadt Weimar steht vor allem als Sinnbild für die Klassik, die besonders von Goethe und seinen Zeitgenossen geprägt wurde. Doch auch im späten 19. und im 20. Jahrhundert blieb die Stadt ein wichtiges Kulturzentrum. Das Museum Neues Weimar zeigt in seiner Dauerausstellung vor allem Werke der frühen Moderne, die in Weimar entstanden sind. Menschen mit Sehbehinderung können die Ausstellung mit dem speziell zugeschnittenen Audioguide oder einer beschreibenden Führung erkunden. 

Auf Schloss Friedenstein in Gotha hat der Geist des Barock auf bemerkenswerte Weise überlebt. Das Gebäude überrascht mit repräsentativen Räumen und deren Innenausstattung. Dass es dort jedoch auch um den Geist ging, beweist die Sammlung, die seit Jahrhunderten am Ort erhalten und sanft erweitert wurde. Ein Audioguide führt durch einen Großteil der Ausstellung. Menschen mit Sehbehinderung können zudem eine Führung mit Beschreibungen und Tastelementen buchen.

Quelle: Eigenrecherche, redaktionelle Bearbeitung: Thilo Sauer