Montage von Photovoltaik-Platten
In dieser Woche montieren Handwerker die 100.000 Photovoltaik-Anlage in Thüringen. Bildrechte: IMAGO / Sven Simon

Erneuerbare Energien Windrad-Flaute in Thüringen - aber 100.000. Solaranlage wird gebaut

21. Januar 2025, 11:23 Uhr

Beim Ausbau der Windenergie weht in Thüringen nur ein laues Lüftchen. Dabei sollen bis 2036 zwei Prozent der Fläche in Deutschland für die Windenergie genutzt werden, auch im Freistaat. Der neue Umweltminister findet solche Flächenvorgaben "schwierig". Er will lieber Windräder ortsnah bauen lassen, wo auch der Energiebedarf ist. Sonniger sieht es bei der Solarstromgewinnung aus. Thüringen hat zudem einige Vorteile bei der Energiespeicherung zu bieten.

In Thüringen soll noch in dieser Woche die 100.000. Photovoltaik-Anlage installiert werden. Das hat das Umweltministerium bekannt gegeben und sich auf Zahlen der Landesenergieagentur Thega berufen. Demnach beträgt die Leistung aller in Thüringen installierten Solaranlagen mehr als 2.800 Megawatt - knapp 400 Megawatt mehr als noch im Jahr 2023. Zur Ökostromerzeugung im Freistaat tragen die PV-Anlagen mehr als 25 Prozent bei.

Zum Solarstrom-Boom sagte Umweltminister Tilo Kummer (BSW): "Klug geplant, wie zum Beispiel bei Dachflächen, bereits versiegelten Parkplätzen oder Agri-PV Anlagen, die landwirtschaftliche Nutzung mit Energieernte in Einklang bringen, leistet Solarenergie einen immer größeren Beitrag, um unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern und die regionale Wirtschaft zu stärken."

Überangebot aus Sonnenstrom?

In den vergangenen Monaten erlebte der Ausbau mit PV-Anlagen im Freistaat einen Boom. Allerdings gibt es Befürchtungen, dass die Einspeisung bei viel Sonne um die Mittagszeit das Stromnetz belastet, worauf auch eine Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) 2023 aufmerksam macht. Es sieht Kurzfrist-Stromspeicher wie stationäre Batterien oder Pumpspeicher "als grundsätzlich sehr gut geeignet" an, Strommengen im Tagesverlauf zu verschieben und Preisschwankungen zu dämpfen.

Das Problem eines Überangebots sei in Thüringen als Flächenland nicht so ausgeprägt, sagte ein Sprecher des Thüringer Umweltministeriums. Zudem gebe es im Land Pumpspeicherwerke mit Speicherkapazitäten. Umweltminister Kummer kündigte ein Energiegesetz an, "um Energieverbrauch und -erzeugung sowie die notwendige Netz- und Speicherinfrastruktur stärker zusammenzuführen".

Wo in Thüringen Photovoltaik-Anlagen stehen (zum Aufklappen)

  • Von den 100.000 PV-Anlagen in Thüringen sind 76.500 auf Dächern installiert worden.
  • Weiterhin gibt es 20.200 Balkonkraftwerke. Über die Balkonkraftwerke, die 600 Watt liefern, sagte Umweltminister Tilo Kummer, der Energieanteil sei klein, sie reichten noch nicht einmal für das Kochen eines Mittagessens aus.
  • 2.500 Freiflächenanlagen stehen entlang von Autobahnen, auf alten Mülldeponien, Ställen oder landwirtschaftlichen Flächen im Freistaat.
  • Nach Angaben des Umweltministeriums gibt es im Freistaat die meisten PV-Anlagen im Wartburgkreis (mehr als 8.200 Anlagen) und im Eichsfeld (rund 7.100 Anlagen). Schlusslicht ist der Landkreis Sonneberg mit rund 2.300 Anlagen.
  • Bei den kreisfreien Städten liegt Erfurt (rund 5.300 Solaranlagen) vorn, gefolgt von Jena (2.600 Anlagen).

Windräder dort bauen, wo Firmen Bedarf haben

Beim Ausbau von Windenergie sieht der BSW-Politiker noch Luft nach oben. Da müsse vor allem auf Leistung und mehr Effizienz gesetzt werden. Windräder sollten in Thüringen nach Bedarf gebaut werden - zum Beispiel dort, wo es energieintensive Unternehmen gebe. Die könnten dann ihren Verbrauch mit der Windenergie vor ihrer Haustür decken. Das Flächenausbauziel für Windenergie in Thüringen hält Minister Kummer hingegen "für schwierig". Der Bund hatte verbindlich vorgegeben, dass bis zum Jahr 2032 2,2 Prozent der Landesfläche für den Ausbau der Windenergie ausgewiesen sein müssen.

Der Bau von Windrädern ist in Thüringen seit Jahren umstritten, vielerorts lehnen Bürgerinitiatven Windräder ab, vor allem in Waldgebieten. Im Gespräch mit MDR THÜRINGEN nannte Tilo Kummer Antworten auf die Frage "Wie kriegen wir die Bevölkerung mit an unsere Seite?" wesentlich für den Ausbau der Windenergie.

Tilo Kummer
Thüringens neuer Umweltminister Tilo Kummer (BSW) sieht Windenergie als "Lastesel der erneuerbaren Energien". Wenn Wind wehe, könne diese Energieform andere ersetzen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Sechs neue minus neun alte Windräder

Nach Zahlen der Landesenergie-Agentur (Thega) stehen derzeit 867 Windräder in Thüringen. 2024 wurden sechs Windräder neu gebaut und neun stillgelegt. Damit gehört Thüringen beim Ausbau der Windenergie bundesweit zu den Schlusslichtern. Weniger Inbetriebnahmen gab es im vorigen Jahr nur in Sachsen und im Saarland.

MDR (kk/jhi)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 20. Januar 2025 | 19:00 Uhr

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