Chemikalien Kontaminationen auf Bundeswehr-Übungsplatz Ohrdruf
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30. Juli 2023, 08:00 Uhr
Auf dem Gelände des Bundeswehr-Übungsplatzes Ohrdruf sind Verunreinigungen des Bodens mit PFC-Chemikalien entdeckt worden. Betroffen sind zwei Areale der früheren Standort-Feuerwehr. Eine Gefahr für das Grundwasser geht davon nach Einschätzung der Bundeswehr nicht aus. Über mögliche Sanierungsmaßnahmen müssen aber zivile Behörden in Thüringen entscheiden.
Auf dem Übungsplatz der Bundeswehr bei Ohrdruf sind Verschmutzungen des Bodens mit PFC-Chemikalien festgestellt worden. Es gebe "moderate Kontaminationen" im Bereich der ehemaligen Standortfeuerwache, teilte das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUD) auf Anfrage von MDR THÜRINGEN mit. Konkret handele es sich um eine Fläche direkt am Gebäude der Feuerwache sowie um eine frühere Abstellfläche für Fahrzeuge.
Chemikalien in 50 Zentimetern Tiefe
Auf beiden Arealen seien bei Probeschürfungen an mehreren Stellen in etwa 50 Zentimetern Tiefe PFC-Rückstände nachgewiesen worden, sagte eine Sprecherin des BAIUD. Von diesen gehe jedoch keine Gefahr für das Grundwasser aus. Das hätten mehrere Gutachten ergeben.
Die Grundwasser-Schichten befänden sich unter den beiden Arealen in zehn beziehungsweise 23 Metern Tiefe. Tonschichten zwischen dem kontaminierten Erdreich und den grundwasserführenden Schichten verhinderten, dass die PFC-Chemikalien ins Grundwasser einsickern könnten. Auch sei von der derzeitigen Nutzung des Areals durch die Bundeswehr keine weitere Kontamination des Erdreiches zu erwarten.
Die Sprecherin sagte weiter, die Bundeswehr habe ihre Untersuchungsergebnisse und deren Bewertung an die zuständigen zivilen Behörden weitergegeben. Diese müssten nun entscheiden, wie damit umgegangen werden soll.
Zivile Behörden müssen nun entscheiden
Das Thüringer Umweltministerium bestätigte auf MDR-Anfrage, es habe den Untersuchungsbericht "nach Durchsicht" an das Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) und die Untere Bodenschutzbehörde des Kreises Gotha weitergeleitet. Diese seien aufgefordert worden, bis zum 15. September mitzuteilen, "ob Maßnahmen anzuordnen sind". Der Landkreis Gotha teilte indes auf MDR-Anfrage mit, ihm sei das Untersuchungsergebnis nicht bekannt.
Standort-Feuerwehr wurde 2013 abgezogen
Die Bundeswehr hatte im Jahr 2013 ihre auf dem Übungsplatz Ohrdruf stationierte Feuerwehr abgezogen. Grund war die Herabstufung des Platzes von einem Truppenübungsplatz zu einem Standortübungsplatz. Dieser gehört seitdem zum Verantwortungsbereich des Aufklärungsbataillons 13 in Gotha. Er wird aber auch von anderen Einheiten genutzt. Für Brandschutz und -bekämpfung sind die regionalen zivilen Feuerwehren zuständig. Eigene Bundeswehr-Feuerwehren gibt es nur auf Truppenübungsplätzen.
Untersuchungen auf Bundeswehr-Standorten bundesweit
Im Jahr 2019 hatte die Bundeswehr begonnen, ihre Standorte auf mögliche Verunreinigungen mit PFC-Chemikalien zu untersuchen. Im Fokus standen dabei Flächen, die von der Bundeswehr-eigenen Feuerwehr genutzt wurden oder noch werden. Bis vor einigen Jahren hatten Feuerwehren sowohl von der Bundeswehr als auch im zivilen Bereich Löschschaum eingesetzt, in dem solche Chemikalien enthalten waren.
PFC-haltige Löschschäume wurden früher vor allem zum Löschen von brennenden Flüssigkeiten wie beispielsweise Flugzeug-Treibstoff verwendet. Daher handelte es sich bei den sogenannten Verdachtsflächen der Bundeswehr vor allem um Truppenübungsplätze und Flugplätze.
Verdachtsflächen auch in Sachsen-Anhalt und Sachsen
Wie die BAIUD-Sprecherin dem MDR weiter sagte, untersucht die Bundeswehr derzeit auch in Sachsen eine und in Sachsen-Anhalt vier sogenannte Verdachtsflächen auf PFC-Verunreinigung. Dabei handelt es sich um Areale auf den Truppenübungsplätzen Oberlausitz in Sachsen sowie Klietz, Altmark und Altengrabow in Sachsen-Anhalt. Außerdem gebe es eine Verdachtsfläche auf einem ehemaligen Kasernengelände in Sachsen-Anhalt. Die Untersuchungen zu diesen Flächen in den beiden Bundesländern dauerten noch an, Ergebnisse lägen noch nicht vor.
Einige PFC-Chemikalien sind giftig
Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) werden in zahlreichen Produkten wie Lebensmittelverpackungen, Sprays für Möbel, Kleidung und Schuhe oder Reinigungsmitteln verwendet. Sie haben fett-, öl- und wasserabweisende Eigenschaften. Einige dieser Chemikalien sind giftig und können im Erdreich oder im Wasser nicht auf natürliche Weise von der Umwelt abgebaut werden. Über das Grundwasser können sie auch in den menschlichen Körper gelangen. Einer dieser Stoffe ist PFOS, das seit 2011 wegen möglicher gesundheitsschädigender Wirkung nicht mehr verwendet werden darf.
MDR (dr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 30. Juli 2023 | 18:00 Uhr
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