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Audio: Lehrkräfte sollen bald einfacher zwischen den Schultypen wechseln können. Bildrechte: IMAGO / photothek
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Freiwillige Abordnungen im Blick

MDR AKTUELL Do 06.02.2025 06:13Uhr 02:59 min

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Lehrkräftemangel Lehrkräfte sollen zwischen Schultypen wechseln können

06. Februar 2025, 06:33 Uhr

An Thüringer Schulen fällt im Moment jede zehnte Unterrichtsstunde aus. Davon ist aber nicht jeder Schultyp gleich stark betroffen. Thüringens Bildungsminister Christian Tischner will deswegen die Abordnung von Lehrkräften einführen. Lehrkräfte sollen künftig einfacher an verschiedenen Schultypen eingesetzt werden dürfen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft begrüßt den Vorschlag, fordert aber auch eine Reform der Lehrausbildung.

Jan Bräuer
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Abordnung ist per Definition ein Begriff aus dem öffentlichen Dienst, hinter dem sich für Lehrerinnen und Lehrer eine zeitlich befristete, gegebenenfalls stundenweise Tätigkeit an einer anderen Schule verbirgt, wobei die sogenannte Stammschule die bleibt, an der man ursprünglich war. Mit anderen Worten bietet die Abordnung einem Gymnasiallehrer die Möglichkeit, vorübergehend an einer Regelschule zu unterrichten. Oder andersherum.

Einfacherer Wechsel von Lehrkräften

Was in Sachsen schon länger möglich ist, soll nun in den Thüringer Bildungsalltag einziehen. Das plant der zuständige Minister Christian Tischner von der CDU und schaut dabei nicht nur auf den Lehrermangel: "Das soll nicht das Allheilmittel werden, aber es gibt oftmals Anfragen an das Ministerium, wo ein Gymnasiallehrer an eine Grundschule wechseln will."

Bisher müsste dieser aber seine Verbeamtung aufgeben und sich als angestellter Lehrer ein Jahr lang beweisen, sagt Tischner. Erst dann dürfe er als Grundschullehrer arbeiten. "Das ist aus meiner Sicht nicht mehr zeitgemäß."

Der Wechsel soll einfacher möglich werden. Schneller. Unbürokratischer. Und es soll die Möglichkeit geben für den Lehrer, den Weg ebenso wieder zurückzugehen. Christian Tischner will dafür das Laufbahnrecht anpassen und Zulagen vereinheitlichen, so schnell wie möglich.

Tischner: Kein Pädagogen-Tourismus

Bei der Landtags-Opposition herrschen Zweifel, ob diese Wechselmöglichkeit überhaupt Anklang findet. Denny Jankowski, bildungspolitischer Sprecher der AfD, sagt: "Wenn sich ein Lehrer entschieden hat, Gymnasiallehrer zu werden, hat er seine Gründe dafür."

Anders sieht man den Vorstoß bei der Thüringer Landeselternvertretung. Immerhin folgt der einer Forderung, die seit langem artikuliert wird. Sprecherin Claudia Koch sagt, sie halte das für sinnvoll. So könne es sein, dass jemand "nicht der absolute Krack" sei, aber gut mit Kindern umgehen könne. Und dann könne er "eben Kindern in der 5. oder 6. Klasse Naturwissenschaften beibringen", obwohl er sich vielleicht physikalisch nicht auf dem absoluten Top-Niveau befinde.

Allerdings soll es nicht so sein, dass der Lehrer oder die Lehrerin den Schultag am Gymnasium beginnt und ihn vor einer Klasse an der Regelschule beendet. Einen täglichen Pädagogen-Tourismus will Minister Christian Tischner nicht. Weil: "Es ist wichtig, dass man innerhalb des Kollegiums als Lehrer verortet ist. Man muss mit den Kollegen reden, man muss mit den Schülerinnen und Schülern reden und einen Tourismus zwischen den Schulen, den gibt es sicherlich im Einzelfall, aber den soll es nicht auch noch zwischen den Schularten geben."

GEW fordert Reform der Lehrausbildung

Ein erster richtiger Schritt – so kommentiert Michael Kummer von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft die Abordnungs-Idee aus dem Bildungsministerium. Um danach ein Aber zu formulieren. Das geeignete Instrument im Kampf gegen den Lehrermangel käme mit in einem zweiten Schritt, sagt der GEW-Sprecher: "Das ist, was wir schon lange fordern: Eine schulstufen-bezogene und nicht schularten-bezogene Ausbildung. Den zweiten Schritt geht die CDU noch nicht, aber das ist, glaube ich, nur noch eine Frage der Zeit, weil die Notwendigkeit da ist, dass man den Lehrereinsatz flexibel gestalten kann."

Christian Tischner sieht für eine Neuausrichtung der Thüringer Lehrerausbildung keine Notwendigkeit – also keine Ausbildung nach Klassenstufe statt Schulart. Hier will er eher dem sächsischen Modell folgen. Danach unterrichten angehende Gymnasiallehrer für eine gewisse Zeit an der Regelschule, bevor sie tatsächlich an ein Gymnasium wechseln.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 06. Februar 2025 | 06:13 Uhr

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