Flüchtlinge Überbelegt: Mehr als 1.500 Menschen in Suhler Erstaufnahme
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02. November 2023, 15:08 Uhr
Seit etwa einer Woche werden Flüchtlinge wieder in der Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl aufgenommen. Seitdem leben dort immer mehr Menschen - die brandschutzrechtliche Kapazitätsgrenze ist längst überschritten.
In der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Suhl sind am Donnerstag wieder mehr als 1.500 Menschen gemeldet gewesen. Das Haus ist damit erneut deutlich überbelegt. Das belegen Dokumente, die MDR THÜRINGEN vorliegen.
Der Brandschutz erlaubt nur eine Belegung mit maximal 1.400 Bewohnern. Diese Schwelle war vor einer Woche überschritten worden. Seitdem steigt die Zahl der Flüchtlinge weiter an. Ein erneuter Aufnahmestopp ist bisher nicht in Sicht. Auch die vor wenigen Tagen angekündigten Zelte in Eisenberg können noch nicht genutzt werden.
Land will Flüchtlinge auf Thüringer Kommunen verteilen
Bereits am Vortag war in Suhl die brandschutzrechtliche Kapazitätsgrenze von rund 1.400 Menschen erneut überschritten worden. Eine Sprecherin des Landesverwaltungsamts sagte am Mittwoch, dass in den kommenden Tagen rund 180 Geflüchtete auf mehrere Kommunen verteilt werden sollen. Allerdings sei auch damit zu rechnen, dass neue Geflüchtete ankommen werden. Auch die übrigen Unterkünfte des Landes in Hermsdorf und Eisenberg sind gegenwärtig an ihren Kapazitätsgrenzen.
Immer wieder Konflikte in der Suhler Erstaufnahme
Anfang Oktober hatte das Land Thüringen einen Aufnahmestopp verhängt, nachdem in der Suhler Erstaufnahme teils bis zu mehr als 1.600 Menschen gelebt hatten. Die Einrichtung in Suhl galt als Konfliktherd. Immer wieder gab es Polizeieinsätze auf dem Gelände. Auseinandersetzungen wurden zum Teil mit Gewalt ausgetragen. Regelmäßig wurde die Brandmeldeanlage ausgelöst. Sozialarbeiter prangerten wiederholt Missstände an.
So sagte etwa Reinhard Hotop vom evangelischen Migrationsdienst Südthüringen MDR THÜRINGEN im September, das Zimmer nicht abgeschlossen werden können. Zudem gebe es kaum Beschäftigungsangebote für die Kinder und Menschen. Außerdem komme es immer wieder zu Problemen mit einzelnen Mitarbeitern des Wachschutzes, da diese häufig eskalierend statt deeskalierend mit den Menschen umgehen würden. Einer von ihnen wird dem Umfeld des Südthüringer Rechtsextremisten Tommy Frenck zugerechnet.
Land Thüringen will Unterkünfte ausbauen
Aufgrund anhaltender Probleme, Flüchtlinge in Thüringen unterzubringen, kündigte Migrationsministerin Doreen Denstädt (Grüne) an, die vom Land betriebenen Unterkünfte ertüchtigen und erweitern zu wollen. In den Aufnahmeeinrichtungen an den Standorten Suhl, Hermsdorf und Eisenberg sollen insgesamt rund 2.250 Plätze bereitgestellt werden.
Denstädt zufolge ist geplant, dass in der Erstaufnahme in Suhl in der Regel nicht mehr als 800 Menschen untergebracht werden. In Situationen mit hohen Ankunftszahlen sei eine Belegung darüber hinaus jedoch weiterhin möglich.
Thüringer Erstaufnahme sollen entlastet werden
Die Einrichtung in Eisenberg verfügte Anfang Oktober über 132 Plätze. Bis Mitte 2024 soll die Kapazität auf rund 400 Plätzen erweitert werden. In Hermsdorf ist eine umgebaute Halle für maximal 710 Flüchtlinge vorgesehen. In der Einrichtung sind lediglich Klappbetten aufgestellt, die durch Bauzäune und Planen voneinander abgetrennt sind. Menschen, die dort neu ankommen, sollen eigentlich nur wenige Tage bleiben und dann auf die Kommunen verteilt werden.
Um die Landeserstaufnahmeeinrichtungen zu entlasten, soll laut Migrationsministerium zudem in Nord-, Mittel-, Südwest- und Ostthüringen jeweils eine Gemeinschaftsunterkunft mit einer Zielgröße von landesweit insgesamt zusätzlichen 1.000 Unterbringungsplätzen eingerichtet werden.
MDR (jn/sar)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 01. November 2023 | 12:00 Uhr