Bewohnerin der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge
Die Unterbringung der Flüchtlinge in der Suhler Erstaufnahmeeinrichtung spitzt sich zu: Bereits jetzt sind die Gebäude deutlich überbelegt. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance / dpa | Sebastian Kahnert

Migration Mehr als 1.400 Bewohner: Suhler Erstaufnahme weiter deutlich überbelegt

28. September 2023, 20:37 Uhr

In der Suhler Erstaufnahmeeinrichtung leben zurzeit 1.430 Bewohner. Das bestätigen Unterlagen, die MDR THÜRINGEN vorliegen. Das ist mehr als brandschutzrechtliche Vorgaben erlauben. Die Situation bleibt angespannt.

Die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Suhl ist zurzeit deutlich überbelegt. Das bestätigen Unterlagen, die MDR THÜRINGEN vorliegen. Am Donnerstag waren demnach 1.430 Bewohner in der Einrichtung.

Laut Landesverwaltungsamt liegt die Höchstzahl der Bewohner für die gesamte Einrichtung nach brandschutzrechtlichen Vorgaben bei 1.400.

Haus für über 100 Bewohner kann nicht genutzt werden

Aktuell wird aber wegen Sanierungsarbeiten ein Haus auf dem Gelände gar nicht genutzt. Dieses "Haus 21" ist allein für rund 120 Bewohner ausgelegt. Suhls Oberbürgermeister André Knapp (CDU) hatte am Mittwoch dem Stadtrat mitgeteilt, dass das Land die Kapazität der Erstaufnahme­einrichtung nun doch voll ausschöpfen wolle.

Dabei hatte noch am Freitag vergangener Woche Staatskanzleiminister Benjamin Hoff (Linke) zugesagt, die chronisch überfüllte Einrichtung entlasten zu wollen. Ein Normalbetrieb ist laut Oberbürgermeister Knapp und Hoff nur mit maximal 800 Menschen möglich.

Gewalt zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern der Einrichtung

Immer wieder kommt es in der Suhler Erstaufnahmeeinrichtung auch zu Gewalt zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern. Erst am Mittwoch musste die Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung ausrücken. Wie eine Sprecherin MDR THÜRINGEN auf Anfrage sagte, hatte ein 30-jähriger Bewohner einen 29-Jährigen mit einer Glasflasche im Gesicht und am Kopf verletzt. Weil sie immer wieder Polizisten und andere Bewohner provozierten, kamen beide Männer vorläufig in Gewahrsam.

Während des Einsatzes versammelten sich im Außenbereich viele Bewohner. Um weitere Auseinandersetzungen zu verhindern, rückten mehrere Streifenwagen der Polizei an. Am frühen Donnerstagmorgen musste die Polizei nach Informationen von MDR THÜRINGEN erneut in die Flüchtlingsunterkunft ausrücken. Demnach waren Bewohner in Streit geraten. Um die Situation zu beruhigen, wurde ein Mann in Gewahrsam genommen.

200 Menschen sollen am Freitag von Suhl nach Hermsdorf gebracht werden

Um die Situation in Suhl zu entschärfen, sollen nach Angaben des Chefs des Landesverwaltungsamtes, Frank Roßner, am Freitag rund 200 Menschen in die Notunterkunft nach Hermsdorf gebracht werden. Dort hatten sich viele Bewohner mit Krätze angesteckt. Deswegen durften vorübergehend keine neuen Flüchtlinge aufgenommen werden. Die Quarantäne endet aber am Freitag.

Land sucht nach Immobilien für weitere Einrichtung in Thüringen

Die Suche nach weiteren Unterkünften läuft parallel weiter. Nach Angaben des Landesverwaltungsamtes sind bisher in diesem Jahr schon 11.000 Flüchtlinge in den Thüringer Kommunen untergebracht worden. Mit bis zu 17.000 insgesamt rechnet das Land bis Jahresende. Anfang September hatte die Thüringer Migrationsministerin Doreen Denstädt (Grüne) mitgeteilt, dass bereits Angebote vorlägen. Nach Informationen von MDR THÜRINGEN gibt es lediglich unverbindliche Anfragen.

Sollten keine geeigneten Gebäude für eine weitere Erstaufnahme gefunden werden, müssten die Flüchtlinge, laut Frank Roßner, notfalls auch in Containern oder Zelten untergebracht werden. Auch die Landkreise schlagen zunehmend Alarm. Die Landrätin im Kreis Schmalkalden-Meiningen, Peggy Greiser, hat unter anderem eine "Notbremse in der Migrationspolitik" gefordert. Laut Greiser sollte die Bundesregierung die Aufnahme von Flüchtlingen vorübergehend stoppen.

MDR (bee/jw)

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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 28. September 2023 | 12:00 Uhr

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