Oberhof Wenn die ganze Familie im Wald badet - Winterferien mal anders
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31. Januar 2025, 05:00 Uhr
In den Winterferien gibt es zwei Möglichkeiten: Wegfahren oder Dableiben. Und was macht man, wenn man hierbleibt? Skifahren, Rodeln, Badespaß - das ist das übliche Programm. Wenn das aber nicht geht, weil der Schnee fehlt oder man einfach keine Lust hat, braucht man Alternativen. Waldbaden zum Beispiel.
Ein stürmischer Samstagmorgen im Wald bei Oberhof. Die Bäume tanzen, ächzen und singen. Die Luft ist feucht und würzig, duftet nach Erde, Holz und Fichte. Kindernasen schnuppern an Harz und Moos, Erwachsene saugen die Luft ein. Ein kleines Trüppchen, zwei Familien, schlendert langsam, sehr langsam durch den Wald, bleibt stehen, um genau zu schauen.
Mit dem Waldbaden ist man im Hier-und-Jetzt. Eine Auszeit von der Multioptionsgesellschaft.
Genau hinsehen, Zeit nehmen - für sich und den mal anderen Blick, für die Schönheit der kleinen Dinge, mit Ruhe hören, spüren, riechen - darum geht es beim Waldbaden für Familien, sagt Dennis Klein, darum, einfach gemeinsam im Wald zu sein: "Wenn man kleine Kinder mit ihren Eltern durch den Wald laufen sieht, dann heißt es oft: Komm doch, wir wollen doch nach, wir wollen doch zu… in den Kletterpark, Gokart fahren, ins Disney-Land … und das kleine Kind lernt, dass das 'Hier-und-Jetzt' gar nicht schön ist, weil das Ziel da hinten liegt und dann geht’s mir gut. So laufen wir durchs Leben. Mit dem Waldbaden ist man im Hier-und-Jetzt. Eine Auszeit von der Multioptionsgesellschaft."
Zeit im Wald fördert die Gesundheit
Dennis Klein ist zertifizierter Achtsamkeitstrainer. Seit drei Jahren bietet er rund um Oberhof und Steinbach-Hallenberg Waldbaden für Familien an. Waldbaden, Shinrin Yoku, kommt aus Japan und soll messbar die Gesundheit fördern. Es heißt, Blutwerte verbessern sich. Krankheitserreger und sogar potenzielle Krebszellen sollen bekämpft werden.
In Japan wird es mittlerweile vom Arzt verschrieben, in Deutschland ist man daran, dass man es auch verschrieben bekommt.
Dafür sorgen unter anderem sogenannte Terpene: Botenstoffe, mit denen sich Pflanzen verständigen. Sie wirken stimmungsaufhellend und beruhigend auf das menschliche Gemüt, können so Stress reduzieren und Depressionen entgegenwirken.
Heilyoga im Wald bei Oberhof
Dennis Klein verbindet die positiven Effekte des Waldbadens mit "Indian Balance", indigenem Heilyoga, einer relativ jungen Methode der Achtsamkeitsbewegung, bei der sich "der Körper bewegen und die Seele ruhen soll".
Dabei geht es nicht nur um die weichen, fließenden Bewegungen die den Körper kräftigen, sondern auch darum, wie man die Welt sieht. Die indigenen Völker betrachten alles als Eins, erklärt Dennis. Nichts sei mehr wert als das Andere. "Alles ist gleich gültig, alles ist gleich wertig." Dazu kommen Heil- und Tierwissen der indigenen Völker. Sie gaben vielen Bewegungen des indigenen Heilyogas den Namen.
Und so schaukeln die Waldbader im Thüringer Wald bei Oberhof, von einem Fuß auf den anderen, grummeln wie Bär und rollen sich auf.
Die Kinder bauen mit ihren Eltern Häuser für die Waldtiere und dekorieren den Wald mit Schnüren, Ästen, Moos und Zapfen. Allerdings muss diese Waldkunst wieder weggeräumt werden, "damit sich Tiere nicht in den Schnüren verfangen, vor allem Schweinchen", sagen die sechsjährige Gerda und Frida, vier Jahre alt.
Gemeinsam mit der dreijährigen Olivia untersuchen sie den Wald, schauen mit Spiegeln in Baumhöhlen, unter Stämme und Asthaufen, entdecken, dass Baumpilze unten weiß und - überhaupt - ein kleines Wunder sind: Egal ob der Baum steht oder liegt - die Pilze richten sich immer nach der Erde aus.
Mehr Bewusstsein für die eigene Umwelt
Zwei Stunden dauert das Waldbaden an diesem Wintertag. Das Erlebnis dauert länger, wirkt nach. Tina, die Mutter von Gerda und Frida, sagt: "Wir gehen viel in den Wald, aber so richtig bewusst. Man hat durch den Alltag Scheuklappen auf. Man geht in den Wald und man geht spazieren und nimmt die Umgebung gar nicht bewusst wahr. Manchmal muss man eben drauf gestupst werden."
Man hat durch den Alltag Scheuklappen auf.
Und Olivias Mutter Axinia ergänzt: "Als Anleitung ist das toll, dass jemand mit dabei ist und auf Sachen hinweist, die man sonst gar nicht entdeckt hätte. Das lässt sich dann bei Wanderungen auch einbauen. Ein tolles Erlebnis!" Und die Kinder? Die haben eine Pfütze auf einem umgestürzten Baum entdeckt, sind im "Hier-und-Jetzt".
MDR (cfr/pvk)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 29. Januar 2025 | 11:00 Uhr
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