Förderprogram "Jung kauft Alt" Hausbau oder Sanierung? Wie ein junges Paar sein Traumhaus errichtete
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20. Januar 2025, 10:10 Uhr
Viele träumen vom Eigenheim. Doch schnell stellt sich die Frage: Neu bauen oder einen Altbau sanieren und dabei unerwartete Kosten riskieren? Derzeit stehen in Deutschland rund 1,9 Millionen Wohnungen leer. Um die Entscheidung für ein sanierungsbedürftiges Haus zu erleichtern, gibt es seit September letzten Jahres das Förderprogramm "Jung kauft Alt" des Bundesbauministeriums.
- Gestiegene Baupreise: Neubau rückt in weite Ferne.
- Von Laien zu Bauprofis: Wie Cindy und Kevin in 13 Monaten ihr Haus sanierten.
- Förderprogramm "Jung kauft Alt" soll junge Familien unterstützen, doch ist kompliziert.
Es ist nun schon fast drei Jahre her, dass Cindy und Kevin Speich bei einer spontanen Hausbesichtigung einen unvergesslichen Schockmoment erleben. Schon beim Betreten wurden sie von einem modrigen Geruch empfangen, der an feuchtes Holz erinnerte. Als sie weiter durchs Haus gingen, stießen sie auf die ersten Schäden: Die Decke war eingestürzt und die Wände wiesen deutliche Wasserflecken auf. Schnell wurde klar, dass dieses Haus weitaus mehr Probleme verbarg als auf den ersten Blick erkennbar.
Traum vom Eigenheim in Südwestthüringen
Eigentlich wollte die junge Familie neu bauen. 2022 beschlossen Cindy und Kevin, der Hektik der Stadt den Rücken zu kehren. In der 700-Seelen Gemeinde Niederschmalkalden wollten sie ihren Traum vom Eigenheim verwirklichen. Mit frischgeborenem Kind sehnten sie sich nach der Ruhe, der Natur und einer familiären Nachbarschaft.
Zur Mediathek: Die Folge mit Cindy und Kevin Speich in der ARD-Roomtour anschauen: Als der Traum vom Neubau zerplatzte - junge Eltern sanieren Altbau mit ganz viel Eigenleistung
Ein Grundstück im alten Heimatort von Cindy schien ideal für sie. Doch kurz nach dem Erwerb stiegen die Baupreise 2022 dramatisch. Dem Paar wurde schnell klar, dass sie das mit ihrem Kapital nicht stemmen konnten. Bei einem Spaziergang entdecken sie ein "Zu verkaufen"-Schild an einem Objekt im selben Ort. Damals hatten sie noch darüber gelacht, wer wohl dieses Haus kaufen würde. Doch kurze Zeit später besichtigten sie das Gebäude spontan. Zwei Wochen später stand die Entscheidung fest: "Wir kaufen".
Für mich ist Bauen im Bestand und Sanierung definitiv die Zukunft. Gerade hier in unserer Region stehen so viele Häuser leer, und ich würde sie am liebsten alle kaufen, wenn ich das nötige Geld hätte.
Von Laien zu Bauprofis: Sanierung in 13 Monaten
Seitdem war für die junge Familie nach der Arbeit und an den Wochenenden jeden Tag Baustelle angesagt - und das, obwohl sie keine Erfahrung vom Bauen hatten. Sie besaßen gerade mal einen Akkubohrer. Doch sie hatten eine Vision und erkannten schnell das Potenzial des Hauses. Durch Videos aus dem Internet brachten sie sich das nötige Know-how bei.
Trotz Zweifel und Erschöpfung schafften sie es mit Unterstützung der Familie und einer großen Portion an Durchhaltevermögen, die Wohnräume innerhalb von 13 Monaten fertigzustellen. Heute kann sich das Paar kaum noch vorstellen, wie es war, in Städten wie Erfurt oder Arnstadt zu wohnen.
"Für mich ist Bauen im Bestand und Sanierung definitiv die Zukunft. Gerade hier in unserer Region stehen so viele Häuser leer, und ich würde sie am liebsten alle kaufen, wenn ich das nötige Geld hätte. Ich sehe in diesen Gebäuden sofort das Potenzial, und das ist einfach wunderschön" sagt Cindy Speich. Auch ohne Bau-Erfahrung seien beide das beste Beispiel dafür, dass man so ein Projekt erfolgreich umsetzen kann.
Förderprogramm "Jung kauft Alt"
Genau diesen Schritt will das Programm "Junge kauft Alt" des Bundesbauministeriums fördern. Seit dem Start des Programms im September sollen Familien durch zinsgünstige Kredite ermutigt werden, sich Altbauten anzunehmen und sie zu sanieren. Denn Bestandsimmobilien sind häufig deutlich günstiger als Neubauten. Dafür ist bisher ein Budget von 350 Millionen Euro vorgesehen.
Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind können den Antrag stellen, wenn sie noch kein eigenes Haus besitzen und selbst dort wohnen möchten. Gerade in ländlichen Regionen zielt das Förderprogramm darauf ab, Dorfkerne zu erhalten und durch junge Familien wieder mit Leben zu füllen. Allein in Thüringen stehen rund 93.700 Wohnungen leer. Davon befinden sich 72,7 Prozent im ländlichen Raum.
Förderprogramm "Jung kauf Alt" krankt an Wartezeiten und kompliziertem Antrag
Das Bauministerium zieht nun zum Jahresbeginn Bilanz. Seit September letzten Jahres haben 223 Familien in Deutschland die Förderung erhalten. Insgesamt wurden dafür Kredite in Höhe von etwa 26,3 Millionen Euro zugesagt. Ab dem 1. Januar 2025 werden mehr Immobilien durch das Programm "Jung kauft Alt" gefördert. Jetzt können auch denkmalgeschützte Häuser unterstützt werden, da die Anforderungen für die energetische Sanierung angepasst wurden.
Für das junge Paar kam das Förderprogramm jedoch zu spät. Cindy und Kevin Speich erklärten, dass es zwar auch damals Programme gab, diese jedoch häufig Eigenleistungen nicht berücksichtigten. Abgesehen von den Elektrik- und Klempnerarbeiten führte das Paar alle Bauarbeiten selbst durch. Zudem seien lange Wartezeiten und komplizierte Anträge ein Problem gewesen, weshalb sie einfach direkt starten wollten.
Teilen macht Freude
Trotz aller Herausforderungen hat das Paar weiterhin Freude am Hausbau. Noch heute erkennt Kevin sofort, dass ein neues Vorhaben ansteht, wenn Cindy mit dem Zollstock durchs Haus läuft und Räume ausmisst. Anfangs suchten sie auf Social-Media-Plattformen selbst nach Inspiration, inzwischen teilen sie dort ihre Fortschritte mit über 150.000 Followern.
Letztes Jahr hatten sie im Pflegeheim den Erbauer des Hauses besucht und ihm Fotos von der Renovierung gezeigt. Auch er war glücklich darüber, dass eben Jung Alt gekauft hat und sein Haus so erhalten bleibt.
Zur Mediathek: Die Folge mit Cindy und Kevin Speich in der ARD-Roomtour anschauen: Als der Traum vom Neubau zerplatzte - junge Eltern sanieren Altbau mit ganz viel Eigenleistung
MDR (fno)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 19. Januar 2025 | 19:00 Uhr
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