Ein Schild mit VR Bank Logos an einer Glastür auf dem "Herzlich Willkommen" steht.
Für die hohen finanziellen Verluste machen der neue Bankvorstand und der BVR die frühere Bankführung unter Vorstandschef Stefan Siebert verantwortlich. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Bad Salzungen-Schmalkalden VR Bank will Ex-Vorstand Siebert entlassen und verklagen

21. Januar 2025, 15:54 Uhr

Die VR Bank Bad Salzungen-Schmalkalden plant die außerordentliche Kündigung ihres ehemaligen Vorstandschefs Stefan Siebert. Die Mitglieder entscheiden kommende Woche über Schadenersatz und weitere Personalien.


Die VR-Bank Bad Salzungen-Schmalkalden will ihren ehemaligen Vorstandschef Stefan Siebert loswerden. Wie die Bank auf ihrer Internetseite mitteilte, sollen die Mitglieder der Bank-Genossenschaft auf einer außerordentlichen Generalversammlung am 28. Januar in Bad Hersfeld (Hessen) über die außerordentliche Kündigung Sieberts entscheiden.

Er hatte im November 2023 sein Amt als Vorstandschef niedergelegt, nachdem Wirtschaftsprüfer auf Ungereimtheiten und zu erwartende Verluste in der Bilanz für 2022 hingewiesen hatten. Siebert ist noch bei der Bank angestellt, hat sich jedoch nach Angaben der Bank krankgemeldet.

Ex-Vorstandschef soll 280 Millionen Euro Bilanzverluste verantworten

Siebert wird vom neuen Vorstand für Bilanzverluste in Höhe von rund 280 Millionen Euro verantwortlich gemacht. Diese waren in den Jahren 2022 und 2023 durch Abschreibungen vor allem bei Immobilien und Firmenbeteiligungen der Bank entstanden. Der alte Vorstand unter Siebert soll die Immobilien und Beteiligungen als wertvoller bilanziert haben, als sie tatsächlich waren.

17.000 Genossenschaftler entscheiden über Zukunft

Auf der Generalversammlung in Bad Hersfeld sollen die rund 17.000 Genossenschaftler der Bank auch darüber abstimmen, ob die Bank gegen die ehemaligen Vorstände Siebert, Ulrich Fröhlich-Abrecht, Jan Wettstein und Christof Wehrum Schadenersatzprozesse führen soll.

Dutzende Menschen stehen Schlange vor der Messe Erfurt.
Die Genossenschaftler haben bei der VR-Bank immer wieder über heikle Fragen abzustimmen. Bildrechte: MDR/Alexander Reißland

Wohl hohe Schadensersatz-Forderungen gegen vier Ex-Vorstände

Nach Informationen von MDR Investigativ hatte die Bank Ende 2024 die vier Ex-Vorstände schriftlich aufgefordert, Schadenersatz zu zahlen. Dieser Forderung sollen die Ex-Manager aber bislang nicht nachgekommen sein, weshalb die Bank ihre Forderungen nun einklagen will. Wie viel Geld die Bank von ihnen fordert und aus welchem Grund, wollte sie auf MDR-Anfrage nicht mitteilen. Nach MDR-Recherchen geht es um Gesamtforderungen im mittleren einstelligen Millionenbereich.

Die Generalversammlung am 28. Januar soll nach dem Willen des Vorstandes außerdem über die außerordentliche Kündigung von Ex-Vorstand Wehrum sowie die Abberufung des früheren Schmalkalder Landrates Peter Heimrich (SPD) als Aufsichtsrat entscheiden. Heimrich war auf einer Generalsversammlung im März 2024 als Mitglied des neuen Aufsichtsrates der Bank gewählt worden. Die Finanzaufsicht Bafin hatte ihm jedoch die Bestätigung verweigert. Laut Kreditwesengesetz darf die Bafin einem Aufsichtsrat die Tätigkeit untersagen, wenn sie ihn für ungeeignet hält.

Hohe finanzielle Verluste bei VR-Bank

Die VR Bank war wegen der Bilanzprobleme und der Rücktritte des alten Vorstands und Aufsichtsrates im Dezember 2023 unter Kuratel Bafin gestellt worden. Bis Ende November 2024 hatte der Sonderbeauftragte Christian Gervais die Geschäfte gemeinsam mit neuen Vorstandsmitgliedern geführt. Anfang November 2024 wurde Gervais von der Generalversammlung der Bank zum Vorstandsvorsitzenden ab Dezember 2024 bestellt.

Wegen ihrer hohen Verluste von rund 280 Millionen Euro hat die Bank einen Sanierungsvertrag mit der Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) abgeschlossen. Diese gewährt der Bank finanzielle Garantien und finanziellen Ausgleich, wenn die Bank zum Beispiel bisher zu hoch bewertete Immobilien zu einem niedrigeren Preis verkaufen muss.

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MDR (dr/ifl)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 21. Januar 2025 | 15:00 Uhr

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