Ausblick Theater Meiningen und Eisenach: Neue Konzepte gehen auf
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02. Januar 2025, 04:00 Uhr
Mit Kürzungen im Kulturbereich hat vor allem Berlin Schlagzeilen gemacht. Dort will die CDU-geführte Regierung 130 Millionen Euro einsparen. Auch in Thüringen gibt es mit Mario Voigt einen frischgebackenen CDU-Ministerpräsidenten. Zum Kultusminister hat er Christian Tischner berufen, der wiederum angekündigt hat, sich auf den Bereich Bildung konzentrieren zu wollen. Was bedeutet das für die Thüringer Theaterlandschaft? Der Intendant des Meininger Staatstheaters und des Eisenacher Landestheaters hat darüber mit MDR KULTUR gesprochen.
- Die neue, CDU-geführte Thüringer Regierung setzt im Kulturbereich vor allem auf Bildung.
- Am Theater in Eisenach hat sich das Junge Schauspiel verabschiedet, allerdings gibt es seit diesem Jahr wieder eine Schauspiel-Sparte.
- Das Staatstheater Meiningen geht neue Wege und lädt zum Stammtisch über aktuelle Inszenierungen ein.
Der Meininger Intendant Jens Neundorff von Enzberg blickt vergleichsweise stressfrei in die Zukunft: Denn die nun abgetretene rot-rot-grüne Minderheitsregierung hat die Theaterfinanzierung in Thüringen bis 2032 vertraglich gesichert. "Die große Qualität des Vertrags ist", so von Enzberg, "dass auch die Kommunen und Landkreise unterschrieben haben, und dass er auch dann gilt, wenn andere Bereiche unter Haushaltsvorbehalt liegen." Sorge, dass der mehrjährige Vertrag, der auch Tarifsteigerungen berücksichtigt, durch die neue Regierung aufgekündigt werden könnte, besteht also erstmal nicht.
Zusammenarbeit mit dem Bereich Bildung
Auch auf die Ankündigung des neuen Kultusministers Christian Tischner (CDU), er wolle seinen Schwerpunkt vor allem auf Bildung legen, reagiert der Intendant entspannt. Seine Branche sei schließlich auch von der Bildung abhängig – diesen Bereich neu zu beleuchten, sei nicht schlecht. Und: "Gleichzeitig ist der Abteilungsleiter Kultur, Herr König, der Kultur doch sehr zugewandt. Für mich ergibt das eine interessante Mischung."
Von Enzberg, der in einer doppelten Intendanz neben dem Meininger Staatstheater auch das Eisenacher Landestheater leitet, hat in der Vergangenheit Ehrgeiz bewiesen. Sein Ziel, Meiningen überregional bekannter zu machen, ist ihm vor allem durch Ausgrabungen und besondere Kooperationen – etwa mit dem Maler Markus Lüpertz – gelungen.
Landestheater Eisenach seit 2024 wieder mit Schauspiel-Sparte
In Eisenach – ein schon lange vor von Enzbergs Zeit schwächelnder Theaterstandort – hat der Intendant 2024 wieder eine reguläre Schauspielsparte eingeführt. Sie war dort Anfang der 2000er-Jahre weggekürzt worden. Für eine Bilanz sei es zwar noch zu früh, aber das Haus entwickle sich positiv, so von Enzberg. "Wir haben circa 73 Prozent Gesamtauslastung. Was für dieses Haus ungewöhnlich ist. Aber mir ist auch bewusst, dass das kein Dauerzustand ist, beziehungsweise man dafür weiterarbeiten muss."
Publikum kommt bei Stammtisch ins Gespräch
Während sich das Eisenacher Landestheater gerade neu findet, antwortet das Meininger Theater auf sich verhärtende politische Fronten mit mehr Austausch. Eingeführt wurde im November ein Schauspiel-Stammtisch – ein Format, das Zuschauer einlädt, sich über Inszenierungen zu unterhalten. Angeleitet werden die Treffen von Dramaturgin Katja Stoppa. Sie betont, dass sie dabei nicht als Fachperson auftrete und Auskunft gebe. Tatsächlich konnten auf diesen Veranstaltungen Fragen durch gemeinsames Reflektieren von der Gruppe beantwortet werden.
Diskussion über Anspielung auf AfD und Corona
Vier Mal kommt der Stammtisch in dieser Spielzeit zusammen, aus den 15 limitierten Plätzen sind 20 geworden. Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sind mehr ältere Zuschauer, aber auch ein paar jüngere. Katja Stoppas Eindruck ist: Der Bedarf zu sprechen ist groß – auch, wenn die Meinungen durchaus auseinandergehen.
Wir versuchen nicht, den Zuschauer zu oktroyieren, was er zu denken oder wie er zu leben hat.
Themen waren beim Stammtisch auch vermeintliche Bühnen-Anspielungen auf die AfD oder die Coronapolitik, die nicht allen gefallen haben, erzählt Stoppa. Ihr sei dann wichtig, den Leuten ihre Perspektive zu schildern: "Wir versuchen nicht, den Zuschauer zu oktroyieren, was er zu denken oder wie er zu leben hat. Sondern wir zeigen von unserer Warte Möglichkeiten auf, die uns vielleicht besser gefallen würden."
Natürlich wolle sie bei dem Stammtisch auch Kritik und Wünsche der Zuschauer aufnehmen. Gefallen habe ihr bei der ersten Auflage aber am meisten, dass sie den Eindruck hatte, die Gruppe lerne gemeinsam zu reflektieren und sich gegenseitig zuzuhören. Die weiteren drei angesetzten Termine für Februar, April und Juni sind bereits ausgebucht.
Redaktionelle Bearbeitung: jb
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. Januar 2025 | 08:15 Uhr