Lost Place Erhält Bad Blankenburg sein Schwarzeck nach jahrzehntelangem Streit zurück?

14. November 2024, 11:44 Uhr

Es diente als Sanatorium und Luftwaffenschule und beschäftigt seit Jahren die Gerichte: das Schwarzeck in Bad Blankenburg. Die Stadt will den Lost Place am liebsten verkaufen - ein bayerischer AfD-Politiker wäre interessiert.

Die Bäume auf dem eingestürzten Dach sprechen eine deutliche Sprache. Das frühere Sanatorium Schwarzeck hat nicht mehr viel Zeit. Das Gebäudeensemble mit wechselvoller Geschichte blickt auf über 150 Jahre zurück. Während 1872 hier zunächst Waldbaumsamen gesammelt und getrocknet wurden, gab es schon rund 20 Jahre später die erste Kuranstalt.

Später wuchs das Sanatorium weiter, bis es in den 1930er Jahren als Luftwaffenschule diente. Ab 1947 bis 1990 nutzte die SED das Haus als Parteischule. Dann begann der Niedergang. Seit 2004 stehen die Gebäude leer und verfallen.

Wir waren anfangs sehr euphorisch.

Gunter Christian Bank "Schwarzeck-Freunde"

Seit Jahren bemühen sich Stadt und ein Förderverein um das riesige Areal, das schon 2003 an einen Berliner Investor verkauft wurde. Seitdem ist nichts passiert. "Wir waren anfangs sehr euphorisch", sagt "Schwarzeck-Freunde"-Chef Gunter Christian Bank. "Leider wurden unsere Hoffnungen in den Eigentümer bitter enttäuscht."

Männer stehen im Grünen.
Ein Förderverein kämpft seit 2014 gegen den Verfall des "Schwarzeck". Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Schwarzeck-Investor zahlte nichts und schuldet Bad Blankenburg 600.000 Euro

Nicht einmal den Kaufpreis hat der Berliner Investor gezahlt. Außerdem schuldet er seit über zwanzig Jahren die Grundsteuer. 600.000 Euro schuldet der Besitzer der Stadt Bad Blankenburg inzwischen, heißt es aus dem Rathaus. Vor zwei Jahren zog die Stadt die Reißleine - und ging vor Gericht, um den damaligen Verkauf rückgängig zu machen.

Schon damals hatte der Verkauf für Kritik gesorgt. Denn obwohl kein Geld floss, ließen die Stadträte den neuen Eigentümer ins Grundbuch eintragen. Damit war der Verkauf besiegelt.

Ein verlassenes und heruntergekommenes Gebäude.
Immer schneller verfallen die Gebäude auf dem 35.000 Quadratmeter großen Areal. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Ein "verzwickter" Fall vor dem Landgericht Berlin

Im Mai 2022 begann der Prozess vor dem Landgericht Berlin. Zwei Jahre später gibt es immer noch kein Urteil. Ein verzwickter Fall sei es, so der Richter. Mehrfach wurden Termine abgesagt oder verschoben. Am Mittwoch sollte es endlich soweit sein. Bürgermeister Thomas Schubert und Mitglieder des Fördervereins fuhren nach Berlin, um das Urteil aus erster Hand zu hören.

"Seit dem letzten Termin ist schon wieder ein Jahr vergangen", sagt der frühere Bürgermeister Mike George, der die Klage auf den Weg gebracht hat. "Jetzt muss endlich was passieren."

Ein verlassenes und heruntergekommenes Gebäude.
Seit 2004 steht das Schwarzeck leer. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Neue Investoren sollen her

Die Stadt will das Schwarzeck nicht behalten, sondern an potenzielle Investoren verkaufen. Anfragen gab es bereits, auch wenn das Objekt inzwischen in einem bedauernswerten Zustand ist. Der aktuelle Bürgermeister Thomas Schubert sieht vor einer neuen Nutzung aber hohe Hürden. "Egal, welche Nutzung jemand für das Schwarzeck plant: Er muss vorher einen B-Plan für das Gelände aufstellen", sagt Schubert.

Wir haben Fledermäuse im Gebäude.

Thomas Schubert Bürgermeister Bad Blankenburg

Dazu müsste die Erschließung des Geländes mit einer richtigen Zufahrt gesichert werden. Unter Umständen fehlen auch aktuelle Versorgungsleitungen. Auch der Naturschutz hat ein Wörtchen mitzureden. "Wir haben Fledermäuse im Gebäude, außerdem ist der Wald sehr nah an die Häuser gerückt." Heißt: Abstandsflächen werden nicht mehr eingehalten. Ein Fall für Thüringen-Forst.

"Schwarzeck-Freunde" oder Studentenprojekt: Viel wurde schon probiert

Der Förderverein "Schwarzeck-Freunde" versucht seit 2014, das Areal so weit wie möglich zu erhalten. Zu den Tagen der Sommerfrische gab es Führungen und Ausstellungen. Ein Studentenprojekt beschäftigte sich mit möglichen Nutzungen für das Schwarzeck. Auch eine Alarmanlage haben die Vereinsmitglieder installiert.

"Wir haben Angst, dass eingebrochen wird, oder dass das Schwarzeck irgendwann abbrennt", sagt Gunter Christian Bank, der große Hoffnungen in den Gerichtstermin setzt.

Auch der Förderverein hofft auf einen Investor und will den weiteren Verfall aufhalten. In den letzten Jahren sei es aber schwer gewesen, die Motivation aufrecht zu erhalten, so Bank.

Ein verlassenes und heruntergekommenes Gebäude.
Auch Fledermäuse soll es in diesen Gemäuern geben. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Bayerischer AfD-Politiker unter Interessenten

Ihn haben die aktuellen Pläne des bayrischen AfD-Landtagsabgeordneten Franz Schmid überrascht, der das Schwarzeck kaufen und sanieren will. Schmid bestätigt auf Anfrage seine Kaufabsichten. Allerdings hänge das auch vom Ergebnis des Gerichtsverfahrens ab, sagt er. Im Falle eines Erfolgs wolle er die Räumlichkeiten der AfD und der Jungen Alternative zur Verfügung stellen.

Das Schwarzeck solle aber auch der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung stehen. Zu den Kosten der Sanierung macht Schmid keine Angaben, auch nicht zum möglichen Zeitplan für die Arbeiten. Das sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös, so der Abgeordnete.

Keine neuen Ergebnisse am Berliner Gericht

Bei den in Berlin angereisten Bad Blankenburgern macht sich am Nachmittag Ernüchterung breit. Wieder gibt es kein Urteil am Landgericht. "Das Gericht hat sich bedeckt gehalten", sagt Rechtsanwalt Daniel Prauka. "Das Urteil soll nun am 11. Dezember verkündet werden."

Inhaltlich habe sich am Mittwoch nichts Neues ergeben, sagt Prauka. Er rechnet nach wie vor mit einem Erfolg der Stadt. Allerdings könnte das Verfahren weiter in die Länge gezogen werden. Der Verlierer könnte in Berufung gehen. Dann, so der Anwalt, geht es aber nur noch um eine rechtliche Kontrolle des Urteils, und nicht mehr um Inhalte. Das dürfte für Stadt und Förderverein trotzdem nur ein schwacher Trost sein.

MDR (dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | THÜRINGEN JOURNAL | 31. Oktober 2024 | 09:30 Uhr

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