Weltblutspendetag 15.000 Blutspenden täglich benötigt: Thüringer spendet zum 154. Mal
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14. Juni 2024, 10:28 Uhr
Tag für Tag sind die mobilen Teams des Deutschen Roten Kreuzes unterwegs zu Spendenterminen. 15.000 Blutspenden werden jeden Tag benötigt. Doch wie jedes Jahr geben im Sommer weniger Menschen den lebenswichtigen Saft ab. Nicht so Wieland Kupfer: Der Ostthüringer zählt zu den besonders treuen Blutspendern.
Kurz nach halb vier macht sich in Weisbach, einem Ortsteil von Remptendorf in Ostthüringen, der Rentner Wieland Kupfer auf den Weg. Er will ins sieben Kilometer entfernte Ruppersdorf. In dem 200-Seelen-Ort fährt fünfmal im Jahr das Spendenmobil des Deutschen Roten Kreuzes vor. Immer mittwochs, wie Claudia Widder vom DRK-Blutspendedienst sagt. Neben DRK-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind dabei auch regelmäßig Ehrenamtliche im Einsatz.
Ich spende Blut, seit ich 20 Jahre alt bin.
Zum Beispiel bei der Anmeldung der Spender. Das ist der erste Stopp für Wieland Kupfer. Hier wird er registriert, anschließend muss er einen Fragebogen ausfüllen. Mit dem geht es weiter zur nächsten Station. Ein kleiner Piks ins Ohr, ein Tropfen Blut helfen den Eisengehalt zu bestimmen. Dann geht es nach nebenan zum Arztcheck. Der Mediziner misst Blutdruck und Temperatur. Bei Wieland Kupfer ist alles in Ordnung. Jetzt darf er spenden.
15.000 Blutspenden pro Tag benötigt
Beim regionalen DRK-Blutspendedienst NSTOB haben in diesem Jahr bislang knapp 14.000 Personen gespendet. Darunter rund 1.300 Erstspender. Im Schnitt kämen 54 Spender zu den Terminen, erzählt Claudia Widder. Sie würde sich über mehr Resonanz freuen, denn gerade im Sommer nimmt die Spendenbereitschaft ab. Der Weltblutspendetag am 14. Juni soll auf die teils prekäre Situation aufmerksam machen und mehr Menschen zur Spende aktivieren.
Denn allein in Deutschland werden Tag für Tag etwa 15.000 Blutspenden benötigt. Deshalb organisiert das DRK rund 43.000 Termine in ganz Deutschland. 75 Prozent der Blutversorgung werden damit abgedeckt. Vor allem Unfallopfer, Patienten mit Organtransplantationen und Krebspatienten sind auf Blutpräparate angewiesen.
Blutspenden nur wenige Tage haltbar
Laut DRK darf in Deutschland jeder gesunde Mensch ab einem Alter von 18 Jahren zur Blutspende gehen. Dabei dürfen Frauen viermal, Männer sechsmal innerhalb von zwölf Monaten spenden. Zwischen zwei Spenden muss ein Abstand von mindestens 56 Tagen liegen, damit sich das Blut im Körper regenerieren kann.
Pro Spende fließen rund 540 Milliliter Blut in die Kunststoffbeutel und in zwei Plastikröhrchen. Die dienen zum Testen des gespendeten Blutes. Für die Spender ist das auch eine gute Möglichkeit, frühzeitig Krankheiten zu erkennen. Ist alles in Ordnung, darf das Spenderblut weiterverarbeitet werden. Laut Claudia Widder geschieht das noch in der Nacht. Im Blutspendezentrum wird das Blut in seine Bestandteile zerlegt.
Eine Zentrifuge trennt das Blut in rote und weiße Blutkörperchen, in Thrombozyten (Blutplättchen) und Blutplasma. Während das Plasma tiefgefroren über zwei Jahre haltbar ist, sind es bei den roten Blutkörperchen nur 42 Tage und bei den Blutplättchen sogar nur fünf Tage. Patienten erhalten immer nur die Blutbestandteile, die sie wirklich benötigen. Der Vorteil: Weil das Blut zerlegt wird, können Spender mit ihrem Einsatz bis zu drei Menschen helfen.
Thüringer Blutspender zum 154. Mal auf der Liege
Wieland Kupfer hat inzwischen auf der Liege Platz genommen. Eine DRK-Mitarbeiterin legt ihm den Zugang in die Vene, dann muss er mit der Faust pumpen. Viele nutzen dafür einen kleinen Gummiball. Milliliter für Milliliter fließt das Blut in den Kunststoffbeutel.
Rund zehn Minuten dauert es, bis Wieland Kupfer seine Spendenmenge erreicht hat. "Ich spende Blut, seit ich 20 Jahre alt war", erzählt der Weisbacher. "Ich habe damals gedacht, ich mache das mal. Und es hat mir sogar gut getan." Im vergangenen Jahr wurde Wieland Kupfer vom DRK für seine Spendenbereitschaft geehrt. Heute liegt er zum 154. Mal auf der Liege. Und möchte weitermachen, solange es seine Gesundheit erlaubt.
Spendenbereitschaft bei Älteren höher - Altersgrenze abgeschafft
Laut Claudia Widder ist die Spendenbereitschaft unter älteren Menschen höher als bei der jüngeren Generation. Deshalb wurde im vergangenen Jahr auch die Altersgrenze abgeschafft, die bisher bei 73 Jahren lag. Viele Spenderinnen und Spender fühlten sich gesund und wollten weiter zur Blutspende gehen.
Unterschiede zwischen Stadt und ländlichem Raum gibt es laut DRK keine. Allerdings schwanken die Spenderzahlen an den einzelnen Terminen stark. Das macht die Planung der Einsätze schwieriger. In fast allen Regionen erhalten die Spender nach ihrem Einsatz noch eine Mahlzeit oder ein kleines Dankeschön. In Ruppersdorf gibt es heute Schnitzel mit Salat. Gelegenheit auch für Wieland Kupfer, sich nach der Spende etwas auszuruhen und noch mit den anderen ins Gespräch zu kommen. Viele der heutigen Spender kommen schon seit Jahren zu den Terminen.
In Ruppersdorf sind es heute allerdings weniger als sonst. "Ich bin überrascht", sagt Claudia Widder. "Wir haben hier sonst immer zwischen 50 und 60 Spender. Bis jetzt war nicht mal die Hälfte da." Sie hofft, dass das nicht schon der Beginn des "Sommerlochs" ist. Denn vor allem rund um Feiertage und in den Ferien sinkt die Spendenbereitschaft. Oft müssen die Teams dann sogar an Feiertagen arbeiten, um den Bestand an Blutkonserven zu sichern. Mindestens 10.000 Einheiten müssen immer auf Lager sein. Aktuell liegt die DRK-Region bei 11.000.
Wir haben hier sonst immer zwischen 50 und 60 Spender. Bis jetzt war nicht mal die Hälfte da.
Auch deshalb finden die DRK-Mitarbeiter den Weltblutspendetag wichtig. Sie sind froh über jeden Erstspender. Und natürlich stolz auf ihre Langjährigen wie Wieland Kupfer, der heute als Dankeschön noch zwei Tassen erhält.
MDR (cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 15. Juni 2024 | 19:00 Uhr
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