Bundesärztekammer Schwulenfeindliche Blutspende-Regel wird abgeschafft

31. August 2023, 13:06 Uhr

Schwulenverbände haben die bisherige Blutspende-Praxis lange als diskriminierend angeprangert. Der Bundestag forderte im März eine Neuregelung. Nun ändert die Bundesärztekammer ihre Blutspende-Richtlinien – weg vom Pauschalurteil hin zu individueller Risikobewertung. Auch Heterosexuelle sind betroffen.

Ab Montag sollen homosexuelle Männer in Deutschland leichter Blut spenden können. Das sieht eine neue Blutspende-Richtlinie der Bundesärztekammer vor. Sie tritt nächste Woche in Kraft. Die Blutärztekammer erklärte, die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität dürften künftig keine Rolle mehr bei der Risikobewertung spielen.

Schwulenverbände hatten die bisherige Praxis als diskriminierend angeprangert. Der Bundestag hatte bereits im März eine Neuregelung gefordert, um die "medizinisch unnötige Diskriminierung" zu beseitigen. Darauf ist nun der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer eingegangen. Um das Risiko einer Infektionsübertragung durch eine Blutspende dennoch gering zu halten, wird die Befragung der Blutspender geändert – weg vom Pauschalurteil hin zu individueller Risikobewertung.

Beiratsmitglied Johannes Oldenburg sagte, "jetzt wird das individuelle Risiko erhoben, indem nach der Anzahl der Partner und nach der Sexualpraxis gefragt wird". Das heiße, dass auch Heterosexuelle künftig konkret nach ihrer Sexualpraxis befragt würden.

Ob die neue Regelung ab Montag schon in der Praxis angewendet wird, hängt nach Verbandsangaben davon ab, wie schnell die Blutspende-Dienste auf den neuen Fragebogen umstellen.

Ziel der Risikoanalyse ist es, die Übertragung einer Infektion auf den Empfänger einer Blutspende möglichst zu verhindern. Als risikoreiches Sexualverhalten gilt Sex mit mehr als zwei Personen und Sex mit einer neuen Person, wenn dabei Analverkehr praktiziert wurde. Ausschlaggebend sind die letzten vier Monate vor der Spende.

Bislang galt bereits als risikoreich, wenn ein Mann Sex mit einem neuen Mann hatte – unabhängig von der Sexualpraxis. Bei Sex zwischen Mann und Frau wurde bislang hingegen nur für vier Monate zurückgestellt, wer häufig wechselnde Partner hatte. Begründet wurde diese Praxis mit einem besonders hohen Übertragungsrisiko bei Schwulen und Transmenschen. Diese spezielle Ausschlusskriterien fallen nun weg.

dpa (luz)

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 31. August 2023 | 13:00 Uhr

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