Zum ersten Todestag Jena will "Schrott"-Skulpturen von Frank Stella mehr würdigen
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02. Mai 2025, 04:00 Uhr
Am 4. Mai vor einem Jahr starb der bedeutende US-Bildhauer Frank Stella. Er gestaltete die Metallskulpturen auf dem Ernst-Abbe-Platz im Stadtzentrum von Jena. Oft als "Schrott" beschimpft, sind sie Symbol für Umbrüche nach der Wende. Mit dem Umbau des Platzes sollen sie nun stärker in den Fokus gerückt werden.
- Jena will die Skulpturen des bedeutenden US-amerikanischen Künstlers Frank Stella neu präsentieren.
- Anlass ist der klimafreundliche Umbau des Ernst-Abbe-Platzes.
- Die oft so genannten "Schrott"-Skulpturen sind Zeitdokument für den industriellen Umbruch nach der Wende.
In Jena soll das einzigartige Ensemble von vier großen Stahlskulpturen des US-amerikanischen Künstlers Frank Stella neu präsentiert werden. Die Skulpturen sollen ein neues Umfeld sowie Infotafeln bekommen, sagte der Jenaer Fachdienstleiter für Stadtentwicklung, Lars Liebe, MDR KULTUR anlässlich des ersten Todestags des Künstlers.
Ernst-Abbe-Platz in Jena bekommt mehr Grün und Wasserbecken
Stellas Stahlplastiken in Jena werden oft als "Schrott-Skulpturen" bezeichnet. Sie stehen seit fast 30 Jahren auf dem Ernst-Abbe-Platz, dem zentralen Uni-Campus. Da der Platz als einer der heißesten Plätze des Landes gilt, soll er bis Ende 2027 klimagerecht umgestaltet werden. Mehr Grün, Wasserbecken sowie Sitzgelegenheiten soll es geben. 17 Architekturbüros haben Entwürfe für die Umgestaltung eingereicht.
Ende Mai soll eine Jury entscheiden, welcher Entwurf umgesetzt wird. Im nächsten Schritt sollen dann die Umbauarbeiten beginnen. Dafür stehen mehr als sechs Millionen Euro aus Fördermitteln des Bundes bereit.
Frank Stella erinnert mit Skulpturen an Umbruch nach der Wende
Vor einem Jahr war der Skulpturen-Künstler Frank Stella (1936-2024) gestorben, kurz vor seinem 88. Geburtstag. Mit seinen abstrakten und experimentellen Arbeiten wurde Stella weltberühmt, galt als besonders innovativer Maler und Bildhauer der Gegenwart – und er hatte eine ganz besondere Beziehung zur Universitätsstadt Jena. Er brachte die Skulpturen 1996 nach Jena, nachdem ihm die Universität die Ehrendoktorwürde verliehen hatte.
Der Platz, auf dem sie stehen, war einst der Innenhof des Carl Zeiss-Werks und wandelte sich damals zum Uni-Campus. Für Stella war er Teil der universalen Geschichte von Untergang und Neuanfang. Die vier Großplastiken entstammen der Serie "Hudson River Valley".
Damit spiele er auf den industriellen Niedergang des Hudson River Valley in den USA an, erklärt die Jenaer Kulturwissenschaftlerin Barbara Happe. Mit ihrem Mann initiierte sie vor wenigen Jahren eine gründliche Reinigung der Kunstwerke. Das Hudson River Valley sei einmal ein hochindustrielles und sehr reiches Gebiet gewesen. "Und da zieht Stella eine Parallele zum gesellschaftlichen Umbruch hier kurz nach der Wende."
Vom Zeiss-Werk zu öffentlichem Platz
Die Stella-Skulpturen sollen beim Umbau des Abbe-Platzes eine große Rolle spielen, sagte der Fachdienstleiter für Stadtentwicklung, Lars Liebe, MDR KULTUR: "Für mich gehören sie unmittelbar hierhin, weil es ein Dokument der Zeitgeschichte ist und auch darauf hinweist, was eigentlich an diesem Standort in Jena einmal war – vom Zeiss-Hauptwerk hin zu einem öffentlichen Platz."
Quellen: MDR KULTUR (Anke Preller); redaktionelle Bearbeitung: sg, lk
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 02. Mai 2025 | 06:20 Uhr