Start des Themenjahrs Klassik Stiftung versetzt Weimar ins "Faust"-Fieber
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30. April 2025, 13:05 Uhr
Nur in wenigen Bundesländern ist das Drama "Faust" noch Pflichtlektüre im Deutschunterricht, und auch an Theatern wird der Stoff immer weniger gespielt. Die Klassik Stiftung als Verwalterin von Goethes Erbe will gegensteuern: 250 Jahre nach Ankunft des Dichters in Weimar nimmt sie in ihrem Themenjahr den "Faust" in den Fokus von gleich fünf Ausstellungen.
- Das Themenjahr "Faust" der Klassik Stiftung Weimar lädt ein, sich wieder mehr mit dem klassischen Stoff Goethes zu beschäftigen.
- Durch verschiedene Ausstellungen soll "Faust" in die Gegenwart geholt werden.
- Das ganze Jahr über sind in ganz Weimar Ausstellungen zu sehen, wie im Bauhaus Museum oder der Anna-Amalia-Bibliothek.
Die Klassik Stiftung Weimar eröffnet am Mittwochabend ihr Themenjahr "Faust". 250 Jahre nach Ankunft Goethes in der Stadt soll laut Stiftungspräsidentin Ulrike Lorenz das Hauptwerk des Dichters gewürdigt und in einen aktuellen Bezug gesetzt werden. Sie sagte MDR KULTUR: "Es muss um das gehen, was Goethe unsterblich macht!" So finde man in diesem Werk nicht nur die gesammelte Weltliteratur, sondern auch eine Auseinandersetzung mit der antiken und der nordischen Mythologie. Gleichzeitig habe Goethe ein "unglaubliches Ahnungswissen" gehabt. Gleich zum Beginn der Moderne habe er erkannt, welche Eigendynamiken diese auslöse.
"Uns ist es wichtig, die Impulse, die Goethe gesetzt hat, lebendig zu halten und bis in die nächsten Generationen hineinzutragen", betont Lorenz. Das sei in Zeiten, in denen "Faust" von Lehrplänen verschwinde, natürlich eine Herausforderung: "Ich glaube aber, wir begegnen ihr mit viel Witz und künstlerischer Kraft." Zum Auftakt finde etwa ein Umzug durch die Weimarer Innenstadt mit verschiedenen Tierfiguren aus dem "Faust" statt, passend zur Walpurgisnacht.
Ausstellung im Schillermuseum will Faust in Gegenwart holen
Die Klassik Stiftung hat einen ganzen Ausstellungsreigen konzipiert, der sich mit verschiedenen Aspekten des Werks befasst. Den "Faust" in die Gegenwart holen will vor allem die Hauptausstellung im Schillermuseum, die ab dem 1. Mai geöffnet ist. Hier hat sich ein Team um Kuratorin Petra Lutz mit einer neuen, zeitgemäßen Lesart beschäftigt.
Themen wie die Zerstörung der Natur kommen genauso vor wie die Auseinandersetzung mit künstlicher Intelligenz. Comiczeichner Simon Schwarz hat Szenen aus dem "Faust" sowie die weitverzweigte Welt dieses Werks gezeichnet und zur Schau beigesteuert. Im oberen Stockwerk der Ausstellung ist das Publikum eingeladen, der Sprache des "Faust" zu lauschen oder mit Wort-Neuschöpfungen zu spielen.
Goethe-Schiller-Archiv zeigt klassischen "Faust"
Im Goethe-Schiller-Archiv dagegen herrscht bei "Experiment Faust" eine eher klassische Ausstellungsatmosphäre. In verschiedenen Vitrinen beschäftigt sich die Schau mit der Arbeit an dem Lebenswerk: "Wir wollen aus der Schreibwerkstatt Goethes berichten", erklärt Archivleiter Christian Hain. Jahrzehntelang habe Goethe sich mit dem Stoff beschäftigt, bis kurz vor seinem Tod habe er ihn bearbeitet: "Das war also kein Prozess von heute auf morgen, sondern ein Prozess über viele Veränderungsstufen, und das wollen wir deutlich machen."
Zu sehen sind verschiedene Originalhandschriften rund um "Faust II", die Einblicke in den Schreibprozess geben. Einzelne Wörter sind darauf durchgestrichen oder verändert worden, Dinge sind hinzugefügt worden. An insgesamt acht Terminen sowie zum Eröffnungstag am 30. April wird zudem unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen das empfindliche Originalmanuskript von 1832 präsentiert. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten wird es der Öffentlichkeit präsentiert: "Das sind unsere Mona-Lisa-Momente hier in Weimar", wirbt Stiftungspräsidentin Lorenz.
Anna-Amalia-Bibliothek schaut auf Mephisto
Die Anna-Amalia-Bibliothek beherbergt mit über 21.000 Objekten und Publikationen die weltweit größte Sammlung zum Faust-Stoff. Im Rahmen des Themenjahrs nimmt sie nun die Figur des Mephisto in den Fokus. Fausts Mit- und Gegenspieler wird vielfältig abgebildet, von der Buchillustration über das Werbeplakat bis hin zur Einkaufstüte. Die Ausstellung wird am 8. Mai eröffnet.
Weitere bereits eröffnete Ausstellungen finden statt im Bauhaus Museum mit "Oskar Schlemmer: Bühnenbild für Don Juan und Faust" und im Nietzsche Archiv, das sich mit Friedrich Nietzsches Auseinandersetzung mit Goethe befasst.
Quelle: MDR KULTUR (Mareike Wiemann), redaktionelle Bearbeitung: gw
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 30. April 2025 | 08:40 Uhr