
Zeitgeschichte Nach Nein im Stadtrat: Nordhausen streitet um Gedenktafel für jüdische NS-Opfer
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02. Mai 2025, 13:16 Uhr
Kürzlich befasste sich der Nordhäuser Stadtrat mit einem Antrag zur Anbringung einer Gedenktafel im öffentlichen Raum: Sie soll die mehr als 500 Jüdinnen und Juden aus Nordhausen namentlich würdigen, die zur Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, ins Exil oder in den Suizid getrieben wurden. Doch mit den Stimmen der CDU und der AfD wurde dieser Antrag abgelehnt.
In Nordhausen gibt es Streit um eine Gedenktafel. Sie soll die mehr als 500 Jüdinnen und Juden aus Nordhausen namentlich würdigen, die zur Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, ins Exil oder in den Suizid getrieben wurden.
Gemeinsame Ablehnung durch CDU und AfD
Der Stadtrat hat mit den Stimmen von CDU und AfD vor wenigen Tagen abgelehnt, eine solche Tafel zu installieren. Das stößt bei den Mitarbeitern der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Nordhausen auf Kritik. Sie forderten am Freitag Stadtrat und Stadtverwaltung auf, die Gedenktafel "ernsthaft und mit fachkundiger Unterstützung" zu verwirklichen. Vorgeschlagene Alternativen - ein digitales Gedenkbuch oder ein QR-Code im öffentlichen Raum - seien unzureichend.
Stadtratsbeschluss fast 17 Jahre lang nicht umgesetzt
Die Idee für die Tafel geht zurück auf das Jahr 2008. Der frühere Oberbürgermeister Manfred Schröter - ein CDU-Politiker und Heimatforscher - hatte den Vorschlag gemacht. Der Stadtrat beschloss daraufhin, das Vorhaben umzusetzen. In den Jahren darauf wurden die Namen von rund 500 betroffenen jüdischen Einwohnern zusammengetragen und ihre Schicksale erforscht.
Nun hob die SPD das Thema erneut auf die Tagesordnung - und scheiterte mit ihrem Antrag. Als "irritierend" bezeichneten die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora die Argumentation von CDU-Stadtrat Steffen Iffland gegen die Gedenktafel. Iffland hatte im Stadtrat gesagt, in einem Buch sei eine Liste der Namen zu finden, die Aufgabe sei erfüllt. Eine Tafel mit 500 Namen sei viel zu teuer. Darüber hatte die Thüringer Allgemeine am Dienstag berichtet.
In Zeiten, in denen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Geschichtsrevisionismus lautstark propagiert werden, wäre sie ein klares und sichtbares Zeichen gegen diese Bewegungen und für eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte.
In einer Mitteilung der Gedenkstätte heißt es dazu, dass ausgerechnet die hohe Zahl der jüdischen Opfer als Argument gegen die Anbringung einer Gedenktafel angeführt wird, wirke höchst verstörend. Und weiter: "Die Errichtung einer solchen Gedenktafel ist überfällig. In Zeiten, in denen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Geschichtsrevisionismus lautstark propagiert werden, wäre sie ein klares und sichtbares Zeichen gegen diese Bewegungen und für eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte."
Das viel beschworene "Lernen aus der Geschichte" müsse mit konkretem Handeln einhergehen, heißt es weiter. "Die Verfolgung, Verschleppung und Vernichtung der jüdischen Nordhäuser:innen während der Zeit des Nationalsozialismus ist auch Teil der Nordhäuser Stadtgeschichte. Die Geschichte der Stadt lässt sich nicht ohne sie erzählen" heißt es von der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora.
MDR (gh)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 02. Mai 2025 | 11:30 Uhr
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