Ungenaue Baupläne Bauarbeiten an maroder Brücke in Weida verzögern sich

29. Juni 2023, 16:55 Uhr

Die Bauarbeiten an der baufälligen Brücke über die Auma in Weida im Landkreis Greiz verzögern sich um mehrere Wochen. Seit etwa drei Wochen herrscht Baustopp, weil die Baumaterialien im Untergrund der mehr als 170 Jahre alten Gewölbebrücke schlechter sind als erwartet. Am 10. Juli soll es nun weitergehen.

Autorenbild Franziska Heymann
Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

Vier Jugendliche mit ihren Simsons rasen über den schmalen Gehweg, der auf der baufälligen Brücke noch für Fußgänger freigelassen wurde. Immer wieder wird es eng, weil Radfahrer nicht absteigen und sich an Fußgängern vorbeischlängeln. Gabi Eggloff kann darüber nur den Kopf schütteln. Die rüstige Seniorin betreibt ein Eiscafé direkt an der sanierungsbedürftigen Brücke über die Auma. "Wissen Sie, wie gefährlich das hier immer ist?!", fragt Eggloff entrüstet und schimpft mit einem Radfahrer, der über die Brücke flitzt.

"Die Brücke ist fast 200 Jahre alt. Da kann keiner was dran ändern, dass gebaut werden muss. Aber mehr mit uns Bürgern reden sollte die Stadtverwaltung." Auch ihre Nachbarin vom Angelladen ist wenig begeistert von der Baustelle, der Beschilderung und der Kommunikation. Beide Unternehmerinnen kämpfen mit den schwankenden Kundenzahlen.

Abriss keine Option

Denn es ist derzeit recht beschwerlich, in Weida zwischen Zentrum und Neustadt hin und her zu fahren. Die Gewölbebrücke über den Fluss Auma ist in die Jahre gekommen, 2019 stellte ein Gutachter fest: Die Standsicherheit ist gefährdet. Gebaut wurde die etwa 30 Meter lange Brücke 1850. Abreißen sei kein Thema, erklärt Bauamtsleiterin Doreen Drath, weil Wohnhäuser mit der Brücke verbunden seien.

Viele Dinge sieht man nicht, es bedarf vieler Abstimmungen und Anfragen, Gespräche müssen geführt werden.

Doreen Drath Bauamtsleiterin

Vor Baustart wurde geprüft, welche Schäden es an der Brücke gibt und wie diese am besten zu beheben sind. "Dabei wurde darauf geachtet, dass nicht unnötig Kosten verursacht werden. Wir haben ja die Bauwerkspläne, in denen Materialien etc. verzeichnet sind", erklärt Drath.

Rund eine Million Euro kostet die Sanierung insgesamt, der Großteil wird vom Land gefördert. Geplant ist, Teile der Brüstungsmauer abzureißen und die Gewölbebögen bis zur Oberkante der Pfeiler freizulegen. Das Mauerwerk im Unterbau soll saniert werden; unter die neue Straßendecke kommen neue Leitungen und Leerrohre. Die ersten blauen Leerrohre blitzen schon unter der neuen Betondecke hervor.

Wackelnde Brüstungen gefährden Arbeitssicherheit

Doch nach Baustart kommt die böse Überraschung. "Die Brüstungen sind nicht mehr standsicher. Die haben aber für die Bauausführung eine wichtige Funktion, müssen Halt geben", erklärt Drath. Zwar sollen die steinernen Brüstungen abgebaut und durch ein Geländer ersetzt werden - aber eben erst, wenn der Mittelteil der Brücke wieder fest steht.

Die alten Unterlagen waren nur die Hälfte der Wahrheit und wir müssen nun mit der Situation arbeiten.

Doreen Drath Bauamtsleiterin

Zweites Problem ist, dass das Baumaterial in der Brücke schlechter ist, als nach Bauwerksbuch zu erwarten war. Vermutet wurde, dass die Brücke aus frostsicherer und abriebfester Grauwacke gebaut wurde. Stattdessen fanden die Bauleute eine Art Tonschiefer versetzt mit Sandstein, was das Ganze deutlich weniger stabil macht. Drath erzählt, dass die Brüstungen wackelten, als die Bauleute mit schwerem Gerät darüberfuhren. Die Arbeitssicherheit war nicht mehr gewährleistet. Rund drei Monate nach Baustart war Anfang Juni erstmal Schluss auf der Baustelle.

Neue Statik, neuer Bauplan

Seitdem haben Ingenieure die Statik neu berechnet und es wurde ein neuer Bauplan erstellt: Nun muss der Mittelteil der Brücke laut Bauamtsleiterin mit einem Saugbagger leergeräumt und wieder verfüllt werden. "Dabei müssen wir die Lastenverteilung beachten, immerhin handelt es sich hier um eine Gewölbebrücke", sagt die Bauamtsleiterin.

Auch weitere Geräte musste die Baufirma besorgen. Weidaern, die vorwerfen, es würde nichts passieren in der Verwaltung, entgegnet sie: "Viele Dinge sieht man nicht, es bedarf vieler Abstimmungen und Anfragen, Gespräche müssen geführt werden." Das sei aufwändig und erfordere Zeit. "Die alten Unterlagen waren nur die Hälfte der Wahrheit und wir müssen nun mit der Situation arbeiten."

Aus Weida, egal wo sie herkommen, man sieht es am Kennzeichen, es interessiert keinen, dass die Strecke Richtung bergab für Pkw gesperrt ist.

Annett Bunk Anwohnerin

Bei den Weidaern und ihren Gästen sorgen die Umleitungen wegen der Brückensperrung für Unmut. Sabine und Peter Freitag aus Plauen wollten einen Ausflug auf die Osterburg machen: "Es war schlecht herzufinden, schlecht ausgeschildert muss man sagen. Wir sind hier dreimal rumgefahren und haben zwar die Burg gesehen, aber keinen Zugang gefunden", erzählen sie von Ihren Mühen.

Wegen der engen Weidaer Straßen führt die Umleitung für die Brückensperrung in einer Art Einbahnstraßenverkehr durch die Stadt. Weil seit Ende Mai Erschließungsarbeiten am neuen Gewerbegebiet Lederwerke stattfinden, ist allerdings ein Teil der Umleitung dicht. Autofahrer müssen entweder einen kilometerlangen Umweg über die Umgehungsstraße fahren. Oder illegalerweise die Straße zwischen Gymnasium und Regelschule hinunterfahren, die derzeit nur für Busse freigegeben ist.

Umleitung sorgt für Frust

"Eine Katastrophe" nennt Anwohnerin Annett Bunk die Ampel vor ihrer Hauseinfahrt. Klar müsse die Brücke saniert werden. Aber sie stört, dass sich viele Autofahrer nicht an die Regelung halten. "Da fahren die Leute hier ständig runter. Aus Weida, egal wo sie herkommen, man sieht es am Kennzeichen, es interessiert keinen, dass die Strecke Richtung bergab für Pkw gesperrt ist", schimpft Bunk.

Ein Bus habe an der engen Bergstraße schon festgesteckt, die Patienten vom benachbarten Zahnarzt kämen kaum zum Parkplatz, weil dort immer die Autos vor der Ampel warten. Dabei weist ein Schild darauf hin, ein paar Meter weiter vorn zu stehen. Ein paar Monate müssen die Anwohner jedoch noch durchhalten.

Drei Wochen Sperrung für Fußgänger ab 10. Juli

Geplant war, die Bauarbeiten an der Gewölbebrücke bis zum Jahresende abzuschließen. Und das sei auch immer noch der Plan, erklärt Bauamtsleiterin Doreen Drath. Ab dem 10. Juli soll weiter gebaut werden. Dann wird allerdings auch der schmale Fußgängerstreifen gesperrt, weil Betonbalken in die Brüstungen eingebaut werden müssen, um die Brücke zu stabilisieren. "Das ist ja der Oberhammer, gerade für ältere Menschen, die können den weiten Umweg ja gar nicht bewältigen", ist die Weidaerin Barbara Fillsack ganz erschrocken, als sie von diesen Plänen hört, während sie mit ihrem Rad die Baustelle überquert.

Weil es keine Option ist, durch die Auma zu waten oder sich am Seil über die Brücke zu hangeln, prüft die Stadt derzeit verschiedene Optionen, um Fußgängern den Übergang zwischen Zentrum und Neustadt zu erleichtern. Dazu solle in den nächsten Tagen informiert werden, sagt Drath. Etwa 100.000 Euro mehr kosten die ungeplanten Bauarbeiten an der maroden Brücke. Ob das Land die Stadt Weida bei diesen Mehrkosten unterstützt, darüber wird derzeit noch verhandelt.

MDR (hey/cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 29. Juni 2023 | 19:00 Uhr

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