Gewässer Großprojekt an Talsperre Zeulenroda: Wie die Vorsperre Riedelmühle saniert wird
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02. Juni 2023, 09:22 Uhr
Seit vergangenen Herbst wird an der Talsperre Zeulenroda gebaut - genau genommen an der sogenannten Vorsperre: Die war über die Jahre total verschlammt. Damit das Wasser weiterhin sauber bleibt und der Hochwasserschutz funktioniert, liegt die Vorsperre Riedelmühle derzeit auf dem Trocknen. Ein erster großer Bauabschnitt ist nun fast geschafft.
30 Millimeter dicke Edelstahlbolzen flexen, acht Meter hohe Stützen abdichten, Dammbalken einsetzen - die Arbeiten am sogenannten Komplexbauwerk der Vorsperre Riedelmühle sind fast geschafft. Seit Herbst wird an der Landstraße zwischen Kleinwolschendorf und Pahren im Landkreis Greiz gearbeitet.
Der Stauspiegel der Vorsperre wurde abgesenkt, nur ein schmales Rinnsal schlängelt sich noch dort, wo sonst mehr als 30 Millionen Kubikmeter Wasser stehen. Ein paar Schwäne treiben auf der letzten verbliebenen Wasserfläche.
Schlamm, Äste, Laub gefährden Wasserqualität im Sammelbecken
Ein Kran steht in dem U-förmigen Bauwerk, schwere Sandsäcke sollen vor plötzlichem Hochwasser schützen. Die Vorsperre Riedelmühle ist eine Art Sammelbecken, um Unrat aller Art aus der ehemaligen Trinkwasser-Talsperre Zeulenroda fernzuhalten. Dieser "flüssige Filter" ist seit der Inbetriebnahme 1977 aber zunehmend verstopft. Über Jahrzehnte haben sich Schlamm, Äste und Laub angesammelt, die der Fluss Weida und andere Zuflüsse aus einem Einzugsgebiet von mehr als 100 Quadratkilometern angespült haben.
In zwei Bauabschnitten wird an der Riedelmühle gearbeitet: Bevor das Sediment am anderen Ende der 24 Hektar kleinen Vorsperre geräumt werden kann, modernisiert die Thüringer Fernwasserversorgung (TFW) zunächst zwei Zwischenauslässe. Dafür wurden zwei je 50 Tonnen schwere Betonelemente aus dem Komplexbauwerk entnommen und mit einem Kran aus dem U-förmigen Bauwerk gehievt.
Mit den neuen Zwischenauslässen - Edelstahlstützen mit mobilen Dammbalken aus Aluminium - kann die TFW den Staupegel künftig besser kontrollieren, egal ob für Bauarbeiten oder bei Hochwasser. Dafür werden 2,5 Millionen Euro investiert.
Stauspiegel kann besser gesteuert werden
Die neuen Zwischenauslässe seien manuell bedienbar, wie Planer Quent Mehlhorn von der Thüringer Fernwasserversorgung erzählt: "Weil es keinen Stromanschluss am Bauwerk gibt, muss es möglich sein, händisch die Dammbalken einzusetzen." So wurden die gut fünfeinhalb Meter breiten ehemaligen Betonfenster in drei Abschnitte geteilt, die mit zwölf Kilogramm leichten Aluminiumelementen gefüllt werden.
Stauhöhen lassen sich damit laut Mehlhorn sehr genau regulieren - und vor allem schneller: "Bisher können wir 1,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde aus der Vorsperre lassen, künftig werden es mehr als fünf Kubikmeter sein."
Obwohl die Planer von der Fernwasserversorgung vor Baustart sogar mit Hilfe von Tauchern das Bauwerk untersucht hatten, erlebten sie nach dem Absenken des Stauspiegels eine Überraschung: "Das Erste war, dass sich zwischen dem Komplexbauwerk und dem Damm doch erheblich mehr Sediment angesammelt hatte als erwartet", erzählt Mehlhorn. Also musste der Bagger ran, um den Matsch zu beseitigen.
Ungenau verbauter Beton bereitet Sorgen
Überrascht wurden Mehlhorn und das Bauteam außerdem von der Qualität des Betons. "Die Betonaußenflächen, die ja Anfang der 70er Jahre mit einer Holzschalung hergestellt waren, erfüllten nicht die Ebenheitsanforderung, die wir erwartet haben. Da waren ziemliche Abweichungen an der horizontalen und vertikalen Fläche", sagt Mehlhorn.
Im trockenen Beton, sonst von Wasser umspült, sind deutlich die Abdrücke der Holzschalung zu erkennen. Ein Problem, wenn man millimetergenau arbeiten müsse, erklärt Polier Bernd Winkelmann: "Diese Stauhaltekonstruktion sollte ja möglichst dicht sein, um Wasser wieder anstauen zu können. Es war nicht einfach das hinzubekommen, weil das extrem uneben ist."
Dabei müssen die Arbeiter millimetergenau arbeiten. Aber mit ein bisschen Tüfteln, Geschick und Umdenken bekamen die Arbeiter auch dieses Problem in den Griff.
Riesige Fläche wird entschlammt
Die Vorbereitungen für den zweiten Bauabschnitt laufen bereits: Bis zum Jahresende sollen auf einer Fläche von sieben Hektar 50.000 Kubikmeter Sediment aus der Stauwurzel entfernt werden. Damit kann der Fluss Weida wieder ungehindert Wasser in die Vorsperre spülen. Die entnommenen Sedimente werden in einem Bogen am Ufer aufgeschüttet. "Außerdem errichten wir in der Vorsperre eine Grundschwelle, also einen überströmbaren unterirdischen Damm, der diese Sedimentationsfläche begrenzen soll", erklärt Mehlhorn.
Trocken gelegte Talsperre nicht betreten
Derzeit bereiten Bagger und Raupen dafür das Baufeld in der trocken gelegten Vorsperre vor. Wer ans Ende der Riedelmühle in Richtung Läwitz blickt, könnte glauben, dort graben Spielzeuge im Schlick, so klein wirken die Baufahrzeuge. Hinlaufen sollte man aber nicht über die vermeintlich trockene Ebene: "Ich würde dort nicht langgehen. Man sieht nicht, wie feucht der Untergrund ist, und könnte einsinken", erklärt Polier Winkelmann. Für die Autofahrer hat Planer Mehlhorn eine gute Nachricht: Bis Mitte Juli werde die Baustellenampel abgebaut.
Neue Durchlass soll 80 Jahre halten
Wenn die Bauarbeiten voraussichtlich Ende dieses Jahres abgeschlossen sind, sollte einige Jahrzehnte Ruhe sein an der bei Spaziergängern und Wanderern beliebten Vorsperre. "Je nach Hochwasserlage müssen wir wahrscheinlich erst in 40 bis 60 Jahren wieder Sediment beräumen. Der neue Durchlass sollte rund 80 Jahre halten", hofft Wasserbauingenieur Mehlhorn. Damit ist auch in der angeschlossenen Talsperre Zeulenroda die Wasserqualität für einige Zeit gesichert.
MDR (dst)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | THÜRINGEN JOURNAL | 02. Juni 2023 | 19:05 Uhr
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